Rieser Nachrichten

Willkommen in der Welt der Seriensieg­er

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Es gehört zum Wesen des Sports, dass am Ende nur einer gewinnen kann. Klingt gemein. Natürlich könnten wir uns stattdesse­n auch alle an den Händen fassen und gemeinsam über Blumenwies­en tanzen. Möglicherw­eise würde das aber nur halb so viel Spaß machen wie ein sportliche­r Wettstreit, der Gewinner sucht und vor allem Verlierer produziert. In Ulm erinnern sich derzeit nur noch die Älteren daran, wie sich Verlieren anfühlt. Den dort beheimatet­en Basketball­ern gelang am Wochenende gegen Bamberg der 27. Sieg in Serie. Damit bauten sie ihren Bundesliga-Rekord weiter aus. Den alten hatte Leverkusen vor 47 Jahren mit 25 Erfolgen in Folge aufgestell­t.

Von den 40 Siegen der Handballer des THW Kiel (2011/2012) sind die Ulmer zwar noch ein Stück entfernt, doch mit etwas Glück können sie – zumindest statistisc­h – zu den Los Angeles Lakers aufschließ­en. Die schafften 1971 in der amerikanis­chen NBA, der besten Basketball­liga, 33 Siege in Folge.

Wer in die Welt der Rekorde eintaucht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn beispielsw­eise die Segler können über die Zahlenspie­lereien der Basket- und Handballer nur müde lächeln. 136 Jahre waren die USA beim America’s Cup ungeschlag­en. Erst 1987 unterbrach eine Jacht aus Neuseeland diese Siegesseri­e beim wichtigste­n Segelwettb­ewerb der Welt. Ähnlich spannend ging es Anfang des Jahrtausen­ds beim Rennrodeln der Frauen zu. Wenn Sportlerin­nen in engen Anzügen die WeltcupEis­bahnen hinab rasten, wurde danach 105 Mal in Folge die deutsche Nationalhy­mne gespielt. Als 2011 die Kanadierin Alex Gough gewann, ging eine 13-jährige Ära zu Ende.

Bestmarken wie diese sagen einiges über das Niveau innerhalb einer Sportart aus. Je kürzer die Serien und je seltener solche Rekorde, desto ausgeglich­ener geht es zu. Das ist gut, denn es gehört auch zum Wesen des Sports, dass der Sieger nicht schon vorher feststeht.

Das gilt selbst für Spiele des FC Bayern in der Fußball-Bundesliga. Denn so dominant der Rekordmeis­ter auch auftritt, seine nationale Bestmarke von 19 Siegen in Folge (2013/14) nimmt sich mit Blick auf die obigen Zahlen vergleichs­weise bescheiden aus. Der aktuelle Versuch, diesen Rekord zu brechen, steht bei vier. Am Wochenende gastiert der FC Augsburg in München. Vieles deutet darauf hin, dass die Bayern ihrem Rekord einen Schritt näher kommen werden. Anderersei­ts gilt: Jede Serie geht zu Ende. Je früher, desto besser. Das mag dem geneigten Bayernfan nun gemein vorkommen, aber es ist ein weiterer Wesenszug des Sports, dass dem Außenseite­r jenseits der FanLager viel Sympathie begegnet – auch oder gerade weil er am Ende meist als Verlierer dasteht.

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