Rieser Nachrichten

Jakobsweg war gestern

Caravaca feiert das Heilige Jahr

-

VON MANUEL MEYER

Der spanische Jakobsweg ist in weiten Teilen ziemlich überlaufen. Doch es gibt eine Alternativ­e für Pilger, die sich nach Ruhe sehnen: Caravaca de la Cruz. Die mittelalte­rliche Kleinstadt in der Mittelmeer­region Murcia gehört neben Jerusalem, Santo Toribio de Liébana, Rom und Santiago de Compostela zu den einzigen fünf Pilgerorte­n der Welt, die ein Heiliges Jahr feiern dürfen. Erst 1998 erhielt die Ortschaft von Papst Johannes Paul II. das Privileg, ab 2003 alle sieben Jahre ein solches Jahr auszurufen – 2017 ist es wieder so weit. Die Ursprünge als Wallfahrts­ort gehen auf das 13. Jahrhunder­t zurück, als ein Holzstück des Jesus-Kreuzes in die Stadt gelangte. Der Splitter war in ein aus dem Orient stammendem Brustkreuz eingearbei­tet, wurde aber 1934 gestohlen und tauchte nie wieder auf. „Da die Verehrung des Lignum Crucis, des wahren Christus-Kreuzes, jedoch so tief in der Bevölkerun­g verankert war, schickte uns Papst Pius XII. 1942 zwei kleine Splitter vom JesusKreuz des Vatikans“, erzählt Priester Emilio Andrés Sánchez Espin. Er ist Rektor der Real Basílica de la Vera Cruz, in der heute die Reliquie aufbewahrt wird. Die Nachricht über das Kreuz mit dem wichtigen Splitter verbreitet­e sich im 13. Jahrhunder­t schnell. Wenige Jahre später besetzten die Tempelritt­er Caravaca, um das Kreuz vor den muslimisch­en Feinden zu schützen. Die Erzählunge­n, wie mit dem Kreuz Kranke geheilt wurden, zogen nicht nur Pilgermass­en an. Zahlreiche christlich­e Orden gründeten im 16. und 17. Jahrhunder­t Klöster in Caravaca. So beeindruck­t die Altstadt heute noch mit einem prachtvoll­en Kirchenens­emble. Besonders die Renaissanc­ekirche El Salvador sticht heraus.

Breites Angebot für Besucher

„Das Kreuz von Caravaca ist auf der ganzen Welt bekannt, vor allem in Südamerika“, sagt Gloria Gómez Sánchez, Stadträtin für Tourismus. „Doch kaum jemand weiß, wo Caravaca liegt.“Das werde sich mit den Heiligen Jahren nun hoffentlic­h ändern. Zum „Heiligen Jahr 2017 will man die Besucher mit Konzerten, Ausstellun­gen, Theater und gastronomi­schen Volksfeste­n anlocken. Die meisten Touristen kommen im Mai, um das über 600 Jahre alte Weinpferde-Fest und das Mauren-und-Christen-Fest zu sehen, bei dem die alten Religionss­chlachten nachgespie­lt werden. Doch nur wenige tausend echte Pilger verirren sich nach Caravaca. Massenaufl­äufe wie in Santiago de Compostela sind hier nicht zu erwarten. Es spricht sich aber herum, dass Papst Johannes Paul II. Caravaca sogar ein Heiliges Jahr „in perpetuum“bewilligt hat. Das heißt: Man erhält auch außerhalb des Heiligen Jahres einen vollständi­gen Sündenerla­ss, wenn man mit mindestens zwei weiteren Personen zur Reliquie pilgert.

Pilgerwege nach Murcia

Um Caravaca als Pilgerort attraktive­r zu machen, sollen in den kommenden Jahren bis zu neun verschiede­ne Pilgerrout­en in der Region Murcia wieder gekennzeic­hnet werden. Sie gerieten in den vergangene­n Jahrhunder­ten in Vergessenh­eit – auch der 900 Kilometer lange Camino de la Vera Cruz, der Weg zum Wahren Kreuz. Ein obligatori­scher Stopp für alle Pilger und ReliquienT­ouristen ist Mula. Im Kloster de la Encarnació­n hüten die Ordensschw­estern neben einem Splitter des JesusKreuz­es, einer Kordel, mit der Christus ans Kreuz gebunden wurde, und einem Stein vom Kreuzigung­sort sogar einen Dorn von Jesus Dornenkron­e. Bis vor Kurzem zeigten die Schwestern ihren Schatz nur ein einziges Mal im Jahr. Doch mit dem Heiligen Jahr konnte man die Nonnen überzeugen, die Reliquien permanent für die Caravaca-Pilger auszustell­en. Vielleicht darf sich ja auch Mula schon bald in die Liste der Heiligen Stätten einreihen.

 ??  ?? Tipps vom größten deutsch sprachigen Hotelbewer­tungs portal für Hameln in Deutsch land. Dieses Hotel empfehlen Urlauber:
Tipps vom größten deutsch sprachigen Hotelbewer­tungs portal für Hameln in Deutsch land. Dieses Hotel empfehlen Urlauber:
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany