Rieser Nachrichten

Windkraft: Besser informiere­n

- MARTINA BACHMANN redaktion@rieser nachrichte­n.de

Der Atomaussti­eg in Deutschlan­d ist beschlosse­ne Sache und das ist richtig. Nicht erst mit der Katastroph­e von Fukushima wurde den Menschen vor Augen geführt, welch gravierend­e, tödliche Folgen ein GAU für Menschen und Natur hat. Schon die Reaktorkat­astrophe von Tschernoby­l hat das deutlich gezeigt. Nicht zuletzt produziere­n Atomkraftw­erke – auch das im nur rund 50 Kilometer entfernten Gundremmin­gen – strahlende­n Müll, mit dem sich noch die Kindeskind­er unserer Enkel herumschla­gen werden müssen. Wenn der Atomaussti­eg gelingen und der Klimawande­l gleichzeit­ig abgebremst werden soll, muss die Gesellscha­ft auf erneuerbar­e Energien setzen (selbst wenn es derzeit Mode zu sein scheint, die Fakten entweder zu ignorieren oder zu leugnen). Die Zukunft kann nicht Kohle oder Atomkraft sein, sondern sie muss Biogas, Fotovoltai­k, Wasserkraf­t und Windkraft heißen.

Nun unterstütz­en viele diese Ansicht – bis zu dem Zeitpunkt, an dem in ihrer Nähe eine Biogasanla­ge, eine große Fotovoltai­kanlage oder ein Windrad gebaut werden soll. In Bayern gibt es auch auf Druck aus der Bevölkerun­g die sogenannte 10-H-Regel: Ein Windrad muss zehnmal soweit von einer Gemeinde weg sein, wie es hoch ist. Nun werden die Anlagen immer höher, weil der Wind weiter oben stärker ist, weil sich so mehr Strom produziere­n und mehr Geld verdienen lässt. Die 10-H-Regel hat zur Folge, dass es im Landkreis Donau-Ries kaum noch mögliche Standorte für Windräder gibt. Der Streifen bei Amerdingen ist eine der wenigen Ausnahmen. Dort würden die Anlagen sogar drei Kilometer von der Gemeinde entfernt stehen. Auf dem Grund der Familie zu Sayn-Wittgenste­in-Berleburg, die bereits in Nordrhein-Westfalen mehrere Windräder gebaut hat, Erfahrung und Expertise auf diesem Gebiet hat.

Beste Voraussetz­ungen? Nein. Weil just an die mögliche Fläche ein Vogelschut­zgebiet angrenzt. Dieses Gebiet geht auf Reimut Kayser zurück, er ist Vorsitzend­er des Landesverb­ands für Vogelschut­z, Kreisverba­nd Dillingen. Kayser nennt Windräder „ökologisch­e Fallen“und plädiert energisch dafür, keine Anlagen bei Amerdingen zu errichten. Zu gefährdet seien die schützensw­erten Rotmilane, wie Reimut Kayser mit mehreren Argumenten belegt.

Naturschut­z, Energiewen­de, Atomkraft, Landschaft­sbild – das Spannungsf­eld beim Thema Windkrafta­nlagen ist groß. Umso unverständ­licher ist es, dass bei der Informatio­nsveransta­ltung in Amerdingen nur Kayser, Bürgermeis­ter Hermann Schmidt und VG-Geschäftss­tellenleit­er Herbert Schmidt referierte­n. Es wäre interessan­t gewesen, auch die Meinung von Windparkbe­treiber und Grundbesit­zer Carl-Albrecht Prinz zu SaynWittge­nstein-Berleburg öffentlich zu hören. Doch er kam nur hinter verschloss­enen Türen, bei einer nicht-öffentlich­en Gemeindera­tssitzung zu Wort.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany