Windkraft: Besser informieren
Der Atomausstieg in Deutschland ist beschlossene Sache und das ist richtig. Nicht erst mit der Katastrophe von Fukushima wurde den Menschen vor Augen geführt, welch gravierende, tödliche Folgen ein GAU für Menschen und Natur hat. Schon die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat das deutlich gezeigt. Nicht zuletzt produzieren Atomkraftwerke – auch das im nur rund 50 Kilometer entfernten Gundremmingen – strahlenden Müll, mit dem sich noch die Kindeskinder unserer Enkel herumschlagen werden müssen. Wenn der Atomausstieg gelingen und der Klimawandel gleichzeitig abgebremst werden soll, muss die Gesellschaft auf erneuerbare Energien setzen (selbst wenn es derzeit Mode zu sein scheint, die Fakten entweder zu ignorieren oder zu leugnen). Die Zukunft kann nicht Kohle oder Atomkraft sein, sondern sie muss Biogas, Fotovoltaik, Wasserkraft und Windkraft heißen.
Nun unterstützen viele diese Ansicht – bis zu dem Zeitpunkt, an dem in ihrer Nähe eine Biogasanlage, eine große Fotovoltaikanlage oder ein Windrad gebaut werden soll. In Bayern gibt es auch auf Druck aus der Bevölkerung die sogenannte 10-H-Regel: Ein Windrad muss zehnmal soweit von einer Gemeinde weg sein, wie es hoch ist. Nun werden die Anlagen immer höher, weil der Wind weiter oben stärker ist, weil sich so mehr Strom produzieren und mehr Geld verdienen lässt. Die 10-H-Regel hat zur Folge, dass es im Landkreis Donau-Ries kaum noch mögliche Standorte für Windräder gibt. Der Streifen bei Amerdingen ist eine der wenigen Ausnahmen. Dort würden die Anlagen sogar drei Kilometer von der Gemeinde entfernt stehen. Auf dem Grund der Familie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, die bereits in Nordrhein-Westfalen mehrere Windräder gebaut hat, Erfahrung und Expertise auf diesem Gebiet hat.
Beste Voraussetzungen? Nein. Weil just an die mögliche Fläche ein Vogelschutzgebiet angrenzt. Dieses Gebiet geht auf Reimut Kayser zurück, er ist Vorsitzender des Landesverbands für Vogelschutz, Kreisverband Dillingen. Kayser nennt Windräder „ökologische Fallen“und plädiert energisch dafür, keine Anlagen bei Amerdingen zu errichten. Zu gefährdet seien die schützenswerten Rotmilane, wie Reimut Kayser mit mehreren Argumenten belegt.
Naturschutz, Energiewende, Atomkraft, Landschaftsbild – das Spannungsfeld beim Thema Windkraftanlagen ist groß. Umso unverständlicher ist es, dass bei der Informationsveranstaltung in Amerdingen nur Kayser, Bürgermeister Hermann Schmidt und VG-Geschäftsstellenleiter Herbert Schmidt referierten. Es wäre interessant gewesen, auch die Meinung von Windparkbetreiber und Grundbesitzer Carl-Albrecht Prinz zu SaynWittgenstein-Berleburg öffentlich zu hören. Doch er kam nur hinter verschlossenen Türen, bei einer nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung zu Wort.