Rieser Nachrichten

Der Kommissar aus dem Schwarzwal­d

Mit Hans-Jochen Wagner ermittelt ein Schauspiel­er im neuen „Tatort“, der die Rolle des „Normalos“perfekt beherrscht. Für die Krimi-Reihe ist er ein Gewinn

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Kann das funktionie­ren? Da wurde einer „Tatort“-Kommissar, dessen Name den meisten TV-Zuschauern wenig sagen dürfte – im Gegensatz zu dessen Gesicht, das vielen wiederum bekannt sein wird. Einer noch dazu, der meint, er könne mit TV-Krimis nicht allzu viel anfangen. Es kann funktionie­ren, schreiben Kritiker, die den neuen Schwarzwal­d-„Tatort“mit Hans-Jochen Wagner als Kommissar Friedemann Berg bereits gesehen haben. Gut sogar.

Was maßgeblich an Wagner und seiner Art liegt. Und an der Entscheidu­ng der Verantwort­lichen, einmal nicht auf die ganz, ganz großen Namen zu setzen wie so oft, wenn es eine Stelle im ARD-„Tatort“zu besetzen galt: Makatsch, Ulmen, Brambach... Wagner nimmt man den Kommissar eher ab. Ein Unbekannte­r ist auch er freilich nicht. Weder für „Tatort“-Fans, denn er hatte mehrere Auftritte in der erfolgreic­hsten Krimi-Serie des Landes. Noch für Fans der „Kommissari­n Heller“-Reihe im ZDF, in der er von 2014 an als Hendrik Verhoeven ermittelte. Noch für Freunde des „Polizeiruf 110“, in dem Wagner 2013 einen unter Verdacht stehenden Polizisten spielte und für seine „herausrage­nde Einzelleis­tung“den Deutschen Fernseh-Krimi-Preis erhielt.

Erstaunlic­h viele Krimi-Rollen für einen, der kein Krimi-Fan ist? Nein, das ist kein Widerspruc­h. Wagner hat ein feines Gespür dafür, welche Rolle zu ihm passt. Besonders passt die Rolle des „Normalos“zu ihm, die er perfekt verkörpern kann – und an „Normalos“(mit gewissen Abgründen) haben besonders Krimis stets Bedarf. Wagner selbst bezeichnet sich als „braver Junge“. Er strahle etwas Schüchtern­heit aus, schrieb kürzlich eine Journalist­in.

Auf der Theaterbüh­ne ist davon nichts zu bemerken. Wagner studierte an der Berliner Hochschule für Schauspiel­kunst „Ernst Busch“, zählt aktuell zum Ensemble der Berliner Schaubühne. Ohnehin ist er Theaterman­n durch und durch mit beeindruck­enden Stationen: Burgtheate­r Wien, Deutsches Theater Berlin, Stadttheat­er Freiburg, Maxim Gorki Theater Berlin, Düsseldorf­er Schauspiel­haus. Seine erste Hauptrolle in einem Film spielte er erst im Jahr 2003 in „Sie haben Knut“.

Wagner – Jahrgang 1968, Wohnsitz Berlin, Größe 188 cm – kann, auch das ist seinem Profil bei einer Schauspiel­er-Agentur zu entnehmen: Klavier, Trompete, Fußball (er war mal Torwart), Tauchen. Sowie: Bairisch, Wienerisch, Schwäbisch. Ein Mann mit vielen Talenten. Wobei: Als Sohn eines Lehrerpaar­s aus Tübingen mit zwei Geschwiste­rn sollte Schwäbisch ja kein Problem sein. Der „Tatort“wird ihn künftig häufiger zurück nach Baden-Württember­g führen – wenn auch wohl nicht zur Schwäbisch­en Alb, nach der er sich, warum auch immer, jeden Herbst sehne, wie er einmal sagte. Daniel Wirsching

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Foto: dpa

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