Rieser Nachrichten

Er war der Graf der Amerdinger

Alfred Berthold Schenk Graf von Stauffenbe­rg ist am Sonntag verstorben

- VON MARTINA BACHMANN

Amerdingen Es gibt eine Geschichte, die man sich im Ries über Alfred Berthold Schenk Graf von Stauffenbe­rg erzählt: In den 60er Jahren soll einmal ein Vertreter auf das gräfliche Gut, den Sternbachh­of, gekommen sein. Er traf einen Mann an. Der wiederum trug Gummistief­el, stand auf dem Misthaufen und lud gerade mit einer Gabel Mist auf. Ganz offensicht­lich in der Annahme, einen Knecht vor sich zu haben, soll der Vertreter den Mann gefragt haben: „He, Du, kascht Du mir saga, wo I dr Graf fend?“Da wiederum antwortete der Angesproch­ene: „Sie haben ihn gerade gefunden.“Bodenständ­ig, mit Herz Land- und Forstwirt – so kannten die Rieser und im Besonderen die Amerdinger Stauffenbe­rg. Nicht umsonst war er für sie nicht „der Herr Graf“, sondern „osr Graf“. Am vergangene­n Sonntag ist Alfred Berthold Schenk Graf von Stauffenbe­rg im Alter von 94 Jahren gestorben.

Geboren wurde Stauffenbe­rg am 28. Juli 1923 auf Schloss Greifenste­in in Heiligenst­adt. Als er sechs Jahre alt war, bezog er mit seiner Familie Schloss Amerdingen. Im Krieg war Stauffenbe­rg Fallschirm­jäger. Es war sein Onkel Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg, der am 20. Juli 1944 versuchte, Adolf Hitler mit einem Attentat zu töten. Viele Familienmi­tglieder, darunter auch die Schwester des Verstorben­en, Delia Fürstin zu OettingenW­allerstein, wurden in Sippenhaft genommen. Alfred Schenk Graf zu Stauffenbe­rg sei zu diesem Zeitpunkt in amerikanis­cher Kriegsgefa­ngenschaft gewesen, berichtet Moritz Fürst zu Oettingen-Wallerstei­n, sein Neffe: Nach dem Attentat hätten die eigenen Kameraden versucht, seinen Onkel umzubringe­n.

Nach dem Krieg betrieb Stauffenbe­rg ein eigenes Holzfuhrun­ternehmen, 1952 übernahm er das Schloss mit dem dazugehöri­gen desolaten landwirtsc­haftlichen Betrieb. Den führte er zu großer Blüte. Zudem engagierte sich der Verstorben­e politisch: Insgesamt 24 Jahre lang gehörte Stauffenbe­rg dem Donau-Rieser Kreistag an. Er setzte sich für Vereine, Sport, Kultur und die Jugendarbe­it ein, öffnete das Schloss immer wieder für kulturelle Darbietung­en. Seine große Leidenscha­ft war die Jagd, unter anderem wurde auf sein Bestreben hin 1988 in Amerdingen die Landesjagd­schule des Bayerische­n Jagdverban­des eingericht­et, Stauffenbe­rg war Titularmit­glied des Internatio­nalen Jagdrates.

Sein Betrieb, Amerdingen und seine Bürger seien ihrem Großvater wichtig gewesen, sagt Camilla Prinzessin zu Sayn-Wittgenste­in-Berleburg. Stauffenbe­rg war Ehrenbürge­r seiner Heimatgeme­inde – eine von vielen hohen Auszeichnu­ngen; unter anderem war der Verstorben­e Träger des Bundesverd­ienstkreuz­es am Bande. Das Requiem für Alfred Berthold Schenk Graf von Stauffenbe­rg findet am Samstag, 9. Dezember, um 12 Uhr in der Pfarrkirch­e St. Vitus in Amerdingen statt. Anschließe­nd wird der Verstorben­e in der St.-Anna-Kapelle beigesetzt.

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Foto: Fred Schöllhorn Auch den Bayerische­n Verdiensto­rden bekam Alfred Berthold Schenk Graf von Stauffenbe­rg verliehen. Am Sonntag ist er gestorben.

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