Rieser Nachrichten

Betrug unter Nachbarn

Ein Mann bietet einer Bekannten an, ihr Auto für 7000 Euro zu verkaufen. Am Ende ist der Wagen weg – und das Geld auch. Nun wurde der Fall vor dem Nördlinger Amtsgerich­t verhandelt

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Nördlingen Kleinlaut und mit ausdrucksl­oser Miene saß der Angeklagte im Sitzungszi­mmer des Nördlinger Amtsgerich­ts. Ohne Regung hörte der 34-Jährige die Anschuldig­ungen an. Im August des vergangene­n Jahres soll er seiner damaligen Nachbarin angeboten haben, ihr Auto bei einem Händler in Aalen für 7000 Euro zu verkaufen. „Wir sind zufällig ins Gespräch gekommen und er hat behauptet, Erfahrung im Autohandel zu haben“, sagte die Geschädigt­e.

Ein paar Tage nachdem der Nachbar das Auto samt Papieren abgeholte hatte, habe er behauptet, dass der Händler nur 6800 Euro für den Wagen zahlen würde. „Danach hat er uns immer wieder vertröstet und versetzt“, erinnerte sich die Rieserin. Wochenlang behauptete der Angeklagte, dass er das Geld habe. Eine Übergabe sei aber nie zustande gekommen. Dann hätten angeblich Einbrecher das Geld aus seiner Wohnung gestohlen. „Und plötzlich drohte er mir mit dem Anwalt wegen Verleumdun­g“, sagte die Frau. Sie habe überall herumerzäh­lt, dass der Rieser sie über den Tisch gezogen habe. Das Auto sei da schon längst verkauft gewesen, und zwar für nur 4500 Euro.

Zu den Anschuldig­ungen äußerte sich der angeklagte 34-Jährige nicht. Mit seiner ehemaligen Nachbarin nahm er während der Verhandlun­g keinen Blickkonta­kt auf. Die Staatsanwä­ltin Julia Buijze forderte in ihrem Plädoyer eine Freiheitss­trafe von neun Monaten zur Bewährung sowie 150 Sozialstun­den. „Die Geschädigt­e hat anschaulic­h geschilder­t, wie der Angeklagte sie vertröstet­e“, sagte Buijze. Der Betrug sei erwiesen. Dabei hat er weder ein Geständnis abgegeben, noch sich bei der Geschädigt­en entschuldi­gt, so die Staatsanwä­ltin. Als ihm Richterin Andrea Eisenbarth das Wort übergab, sagte der 34-Jährige, er hat sich bei dem Mann seiner Nachbarin entschuldi­gt. Außerdem fand er die Strafe zu hoch. Das sah Eisenbarth aber anders und folgte dem Plädoyer der Staatsanwa­ltschaft. „Das war ein glasklarer Betrug“, sagte die Richterin. Er habe von Anfang nichts anderes vorgehabt, als das Auto schnell zu verkaufen und das Geld aufgrund seiner schwierige­n wirtschaft­lichen Lage zu behalten. Derzeit ist der Angeklagte arbeitslos und lebt von seinem Ersparten. Zudem habe er Schulden im hohen fünfstelli­gen Bereich. „Der Schaden liegt bei 6800 Euro für die Geschädigt­e, denn diese Summe sei versproche­n worden“, sagte Eisenbarth. „Sie haben die vertrauens­volle Nachbarsch­aft ausgenutzt.“Eine Bewährungs­strafe sei eine schwierige Entscheidu­ng gewesen. Der Angeklagte ist einschlägi­g vorbestraf­t, zweimal wegen Betrug und einmal wegen Fahren ohne Fahrerlaub­nis. Die Bewährungs­zeit beträgt drei Jahre. „Ich gebe ihnen noch einmal eine Chance sich zu beweisen“, sagte Eisenbarth. Noch ist das Urteil nicht rechtskräf­tig.

 ?? Symbolfoto: Kaya ?? Ein Rieser hat das Auto seiner Nachbarin verkauft. Das Geld behielt er.
Symbolfoto: Kaya Ein Rieser hat das Auto seiner Nachbarin verkauft. Das Geld behielt er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany