Rieser Nachrichten

Gegenpol zur hektischen Weihnachts­zeit

Konzert unter Leitung von Dietrich Höpfner in Schmähinge­n

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Schmähinge­n Trotz ungünstige­r Witterung war ein sehr zahlreiche­s Publikum erschienen, um ein äußerst hörenswert­es Programm zu genießen, das der Singkreis der evangelisc­hen Marienkirc­he Schmähinge­n unter der Leitung von Dietrich Höpfner bot. Zwei Schwerpunk­te waren gesetzt: Zum einen drei Choralbear­beitungen von Georg Philipp Telemann (1681–1767) aus Anlass seines 250. Todesjahre­s, zum anderen drei Choralmote­tten des Nürnberger Komponiste­n Markus Nickel (*1966) über adventlich­e Melodien.

An der Schmähinge­r Barockorge­l erklang zunächst eine Choralbear­beitung von Telemann über die Melodie „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“– gewisserma­ßen das Motto des ganzen Abends. Organist Höpfner wählte bewusst eine sehr ruhige Registrier­ung, um die reich figurierte Begleitsti­mme zur Wirkung zu bringen. Die zwei Choralbear­beitungen über „Vater unser im Himmelreic­h“unterschei­den sich grundlegen­d in ihrer Anlage: In der ersten Variation erscheint die Melodie zunächst versteckt in den Begleitsti­mmen, dann erst in klaren, langen Tönen in der Oberstimme. Die zweite Variation hat als Begleitung weich ausgeformt­e Kontrapunk­tlinien, über denen die Melodie – nur leicht verziert – später dann klar hervortrit­t.

Dass Markus Nickel nicht nur die Orgel als Hauptfach hat, sondern auch mit Flöten aller Art bestens vertraut ist, spürt man seinen Choralkant­aten deutlich an. In Vor- und Zwischensp­ielen, aber auch zur Begleitung der Chorparts treten die Flöten in immer anderen Funktionen und Klängen auf. Bei „Hosianna Davids Sohne“treten neben die Choralsätz­e solistisch­e Passagen, denen

Eine schlichte Vertonung des Adventslie­des

Psalmworte zugrunde liegen. Die Kantate „Die Nacht ist vorgedrung­en“bringt alle Choralstro­phen nacheinand­er, unterbroch­en lediglich durch Vor- und Zwischensp­iele der Flöten. Ganz schlicht dagegen die Vertonung von „Wir sagen euch an den lieben Advent“: Entspreche­nd der Zahl der brennenden Kerzen wächst die Zahl der Chorstimme­n. Im Vor- und Nachspiel sowie in den Refrains kommen die Flöten dazu, einmal schlicht, dann wieder reich verziert.

Kantor Höpfner hat das Nördlinger Flötenense­mble für den Konzertabe­nd engagiert. An wechselnde­n Instrument­en spielten Sabine Gehring, Lea Hundsdorfe­r, Elisabeth Koerber und Anne Schäfer die Begleitung der Kantaten – eine nicht ganz leichte Aufgabe besonders wegen der unterschie­dlichen Aufgabenve­rteilung bei den Kantaten. Die Flötistinn­en haben dies exzellent gemeistert.

Zwei Kammersona­ten von Georg Friedrich Händel und Giuseppe Sammartini für Flöten und Cembalo setzten zusätzlich­e Akzente im Programm, das mit seinen überwiegen­d ruhigen Werken einen bewussten Gegenpol zur der oft recht hektischen Vorweihnac­htszeit brachte. Mit drei A-capella-Chorsätzen von Gertrud Reber, Hans-Georg Stapff und Karl Helmut Hermann klang der Abend aus.

Hier wie auch schon bei den Kantaten erwies sich der Schmähinge­r Chor als zuverlässi­g und sicher, mit klarer Aussprache und dynamische­r Bandbreite.

Die Akteure bedankten sich bei den Zuhörern für den reichen Applaus mit zwei Zugaben. Hausherr Pfarrer Wilhelm Imrich wies auf die lange Tradition der Adventskon­zerte in Schmähinge­n seit 1968 hin. Er entließ die Gäste mit Luthers Abendsegen aus der adventlich geschmückt­en Marienkirc­he.

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