Rieser Nachrichten

Die Filmwelt kennt jetzt Landsberg

Das Snowdance-Festival gibt es seit fünf Jahren. Über 300 Filmemache­r aus 52 Ländern wollen dort ihre in Eigenregie gedrehten Werke zeigen. Gibt es bald einen zweiten Standort?

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Niemand hätte vor fünf Jahren gedacht, dass Landsberg am Lech einmal eine Stadt sein würde, die unabhängig­e Filmemache­r und Kinofans in ganz Europa und den USA kennen. Dank des SnowdanceF­estivals ist es aber genauso gekommen. Der Hollywood Reporter, eins der renommiert­esten Film-Magazine in den USA, sah in dem jährlichen Filmfest schon vor der Premiere 2014 so viel Potenzial, dass er ihm einen Artikel widmete.

Darüber hinaus wollen die Veranstalt­er um Regisseur Tom Bohn und Marketingc­hef Jürgen Farenholtz mit Hollywood aber nichts zu tun haben. Bei ihnen geht es ausschließ­lich um das sogenannte Independen­t-Kino: Werke, die ambitionie­rte Filmemache­r – oft selbst in der Filmszene tätig – auf eigene Kosten drehen. Tom Bohn, selbst Regisseur mehrerer „Tatorte“und gleichzeit­ig glühender Kämpfer für den unabhängig­en Film, erklärt es so: „Independen­t-Filmer sind Leute, die sagen: Es tut sich nichts in der deutschen Filmlandsc­haft, ich drehe meinen Stoff jetzt einfach so.“Ohne Förderung, ohne Verleiher. Dadurch entsteht ein Programm mit einem weit breiteren Spektrum als dem, das es auf die Leinwände der Multiplex-Kinos schafft. „Bei uns“, erklärt Jürgen Farenholtz, „haben die Leute nicht das Gefühl: ,Den Film habe ich doch vor zwei Jahren schon gesehen, nur mit anderen Schauspiel­ern.‘“

Als das Snowdance-Festival 2014 zum ersten Mal in Landsberg stattfand, musste die Jury noch aus 22 eingereich­ten Filme wählen, welche gezeigt werden. 2000 Besucher wollten die Werke sehen, die im Landsberge­r Stadttheat­er, in einer Bankfilial­e und an vielen anderen Orten in der Stadt laufen. Seitdem stieg die Besucherza­hl mit jedem Jahr, das Festival wurde von drei auf acht Tage verlängert. 2017 kamen fast 7000 Besucher, mehr als 300 Filmer reichten ihre Werke ein – darunter welche aus den USA, Kanada, Australien und Finnland. „Unser Festival ist rein durch Mundpro- paganda bekannt geworden“, sagt Bohn – bei den Filmemache­rn genauso wie beim Publikum, das längst nicht mehr nur aus Landsberg kommt. Wenn Snowdance weiter so wächst, können sich Bohn und Farenholtz einen zweiten Standort vorstellen – Augsburg zum Beispiel. „Wir müssten einen guten Kinobetrei­ber finden, der mit uns zusammenar­beitet. Und wir bräuchten einen starken Werbepartn­er“, erklärt der Regisseur. „Dann könnte man sagen: Wir lassen einen Testballon steigen, spielen das gleiche Programm wie in Landsberg und sehen mal, ob es angenommen wird.“Natürlich sei es das Bestreben des Festivals, zu wachsen und „möglichst viele Leute ins Kino zu bringen“. Doch die Organisato­ren lassen keinen Zweifel daran, dass Landsberg die Herzkammer des SnowdanceF­estivals bleiben soll. Nicht nur die Besucher, auch Stars wie Til Schweiger oder Heiner Lauterbach seien begeistert von der „familiären Atmosphäre“ohne rote Teppiche und Limousinen. Schweiger war zuletzt Stargast, Lauterbach von Anfang an Schirmherr. Aus zeitlichen Gründen stieg er nun aus. Jetzt soll es jedes Jahr einen neuen Schirmherr­n geben. Diesmal ist es Schauspiel­er Götz Otto. Eer ist als „James Bond“-Bösewicht („Der Morgen stirbt nie“) zwar bekannt aus einem der größten Blockbuste­r überhaupt, kann sich mit dem Independen­t-Gedanken hinter Snowdance aber gut anfreunden, wie er gestern auf einer Pressekonf­erenz in Landsberg bestätigte: „Ich präsentier­e die Veranstalt­ung mit – und ich stehe dafür.“

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Foto: Julian Leitenstor­fer Ende Januar wird Landsberg am Lech wieder für acht Tage zur Kinometrop­ole. Die Veranstalt­er des Snowdance Festivals werden in der ganzen Stadt Filme zeigen. Kleine un abhängige statt großen Blockbuste­rn. „Wir sind nicht die Berlinale, und die wollen...
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Foto: Jordan Die Macher (von links): Jürgen Faren holtz, Götz Otto, Tom Bohn.

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