Die Bürger befragen
Nach wie vor sind Busausflüge entlang der Romantischen Straße sehr beliebt. Bei meinen Stadtführungen erlebe ich große Begeisterung über die sehr gut erhaltene, mittelalterliche Altstadt von Nördlingen und Dinkelsbühl.
Während sich Dinkelsbühl sehr dafür einsetzt, das Aussehen seiner historischen Altstadt zu erhalten und sogar zu fördern (Freilegung von Fachwerk, Verbot von Leuchtreklame, Ausleger an Gaststätten und Geschäften etc.), scheint das den Nördlingern /Nördlinger Stadträten nicht so wichtig. Es ist natürlich nicht verboten, eine Stadt modern umzugestalten. Aber man sollte sich vorher über das langfristige Ziel klar werden: Eine Stadt mit einem Mix aus modernen und historischen Gebäuden? Den mittelalterlichen Charakter schützen und erhalten?
Für beide Ziele gibt es gute Argumente.
Bevor man jetzt losprescht und ein einmaliges Gebäude durch einen Glasdurchgang und ein Dachensemble mit einem Flachdachkubus zerstört, sollte die grundsätzliche Richtung festgelegt werden. Dazu sollte nicht nur der Stadtrat, sondern es sollten vor allem auch die Bürger der Stadt befragt werden.
Bürger, die bei Baumaßnahmen auf Grund einer Altstadtsatzung oder aus Idealismus große Mühen und einen finanziellen Mehraufwand hingenommen haben, fühlen sich garantiert zum Narren gehalten. Wie soll man künftigen Bauherren glaubwürdig vermitteln, ihr müsst euch an die Satzung halten, wir müssen das aber nicht.
Gibt es wirklich keine andere Lösung für die gut 130 Schüler, als einen über vier Millionen teuren, sechs Meter hohen Flachdachwürfel mitten in den Pausenhof zu setzen?