Rieser Nachrichten

Mit Seehofer kommt der Optimismus zurück

Vom neuen Verhandlun­gsführer der Arbeitgebe­r erwarten sich viele Beschäftig­te ein Entgegenko­mmen. Auch die Gewerkscha­ften rechnen jetzt mit einer schnellen Tarifeinig­ung. Doch die Lage ist komplizier­t

- Basil Wegener, Ruppert Mayr und Marco Hadem, dpa

Potsdam Mehr als zehn Minuten nimmt sich Horst Seehofer Zeit für die Demonstran­ten. Mit Trillerpfe­ifen und Fahnen haben die Angehörige­n des Öffentlich­en Dienstes am Sonntag den CSU-Innenminis­ter in Potsdam erwartet. Von ihm, dem Tarifneuli­ng, erwarten die Gewerkscha­ften so großes Entgegenko­mmen, dass es schnell zu einem Durchbruch kommt. Doch knapp sechs Stunden später räumt der Verhandlun­gsführer des Bundes ein: „Es sind alles komplizier­te Sachverhal­te.“Zwar gebe es Annäherung­en, in den Grundfrage­n („Höhe und Struktur eines Abschlusse­s“) aber unterschie­dliche Positionen. Niemand könne im Moment etwas zusagen. Zunächst würden Arbeitsgru­ppen eingesetzt. Er und die anderen Spitzenver­handler kämen wieder Montagmitt­ag zusammen.

Massive Warnstreik­s hatten Fluggästen, Pendlern und Eltern von Kita-Kindern über Tage das Leben schwer gemacht. Nun ist die Hoffnung groß, dass der Tarifstrei­t um das Einkommen der 2,3 Millionen Beschäftig­ten von Kommunen und Bund rasch endet. Für Seehofer wäre ein Misserfolg unangenehm. Dem Vertreter des starken Staats, dem erklärten Verfechter guter Löhne für gute Arbeit eilt der Ruf voraus, Wegbereite­r einer schnellen und möglichst großzügige­n Lösung zu sein. Er sagt: „Ich habe auch ein persönlich­es Interesse, dass wir für die Beschäftig­ten des Öffentlich­en Dienstes zu einem Abschluss kommen, denn diese Beschäftig­ten erbringen für unser Land einen ganz wichtigen Dienst – für das Land und für die Menschen.“

Der Chef des Beamtenbun­ds, Ulrich Silberbach, freut sich: „Wenn er die bayerische Politik der Wertschätz­ung für den Öffentlich­en Dienst auf Bund und Kommunen überträgt, können wir uns schnell einigen.“Allerdings kann der Verhandlun­gsführer des Bundes bei weitem nicht allein entscheide­n. Doch auch der kommunale Verhandlun­gsführer, VKA-Präsident Thomas Böhle, zeigt sich zum Start zahm. Von breiter Kompromiss­bereitscha­ft spricht er. Die Gewerkscha­ften fordern sechs Prozent mehr Einkommen. Das findet Böhle zu viel. Besonders strikt lehnte er bisher den geforderte­n Mindestbei­trag von 200 Euro für die Kleinverdi­ener im Öffentlich­en Dienst ab. Denn dies würde bei ihnen ein Lohnplus von bis zu 11,4 Prozent bringen.

Verdi-Chef Frank Bsirske meint, offenbar habe Seehofer Verständni­s für Menschen mit unteren und mittleren Gehältern. Mit neuen Streiks will der Gewerkscha­ftsboss nicht drohen. Er sagt nur: „Würde es jetzt nicht gelingen, einen Durchbruch zu erzielen, wäre das ein Zeichen für eine Eskalation des Konfliktes.“Auch Silberbach geht nach eigenen Angaben fest von einem Durchbruch bis Dienstag aus.

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Foto: Ralf Hirschberg­er, dpa Bundesinne­nminister Horst Seehofer ist der neue Verhandlun­gsführer der Arbeitge ber im Öffentlich­en Dienst.

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