Rieser Nachrichten

Wie Benjamin Blümchen meinen Berufswuns­ch prägte

- VON DANIEL WIRSCHING

Törööö! Wir Journalist­en haben ja ein denkbar schlechtes Image. In diversen Berufspres­tige-Rankings liegen wir abgeschlag­en auf den hinteren Rängen, meist jedoch noch vor Werbefachl­euten, Versicheru­ngsvertret­ern oder Politikern. Aber ich will mich nicht beklagen. Kann ja nicht jeder Feuerwehrm­ann oder -frau sein. Die kamen einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge in 27 Ländern der Welt auf die höchsten Vertrauens­werte. Feuerwehrl­euten sprachen „quer über den Globus mindestens 80 Prozent der Menschen hohes oder sehr hohes Vertrauen aus“, ergab die Studie „Trust in Profession­s 2015“des GfK Vereins, jenem Nürnberger „Think Tank der Marktforsc­hung“.

Für all diese Werte gibt es viele Gründe. Aber seien Sie versichert: Wir Journalist­en wollen gar keine Beliebthei­tspreise gewinnen (zumindest die allermeist­en von uns). Das wäre auch schlecht: Denn Journalist­en müssen skeptisch sein, müssen kritisch sein, müssen immer wieder nachhaken. Wir müssen also unsere Arbeit möglichst gut machen. Nutzern sollte das Resultat gefallen, Politikern eher nicht. Jedenfalls kann es ein zweifelhaf­tes Vergnügen sein, wenn ein Politiker einen Journalist­en für einen Artikel lobt. Oder, wie mein Kollege Roman Deininger von der Süddeutsch­en Zeitung kürzlich so treffend zum Verhältnis von Journalist­en und Politikern schrieb: „Ein ziemlich guter Zustand ist es, wenn einen manche in der CSU für einen gefährlich­en Kommuniste­n halten und zugleich manche in der SPD für einen menschgewo­rdenen Anschlag auf die deutsche Sozialdemo­kratie.“

Jetzt habe ich mich aber verplapper­t, denn eigentlich wollte ich Ihnen von der für mich liebenswür­digsten Eigenheit meiner Branche erzählen – und warum ich schon als Kind nicht Feuerwehrm­ann werden wollte (wie „Grisu, der kleine Drache“), sondern Journalist. Zunächst zur Wahl meines Berufes: Daran trägt auch ein gewisser „Benjamin Blümchen“(im Bild) eine Mitschuld, der meine Eltern mit seinem „Törööö“in den Wahnsinn trieb. Der schrecklic­h nette Elefant lebt im Neustädter Zoo (reiner Zufall, dass meine Heimatstad­t genauso heißt) – und erlebt allerhand Abenteuer. Mit dabei: Karla Kolumna. Eine rasende Reporterin, die auch bei „Bibi Blocksberg“vorkommt. Einmal muntert sie die Junghexe auf: „Bibilein, Reporterin­nen können alles außer aufgeben.“Hach!

Karla Kolumna ist immer dort, wo was los ist, und kennt alles und jeden. Tolle Frau! Zugegeben, eine mit Eigenheite­n. Ihr „Sensatione­ll!“oder „Hallöchen“nervt genauso wie Blümchens „Törööö“. Aber das ist mir erst später aufgefalle­n. Als Kind fand ich es großartig. Und liebenswür­dig ist es in beiden Fällen noch heute, auch wenn ich es auf meinen Blümchen-Hörspielka­ssetten nicht mehr hören kann. Weil ich keinen Kassettenr­ekorder mehr besitze.

Was mich nun endlich zu jener liebenswür­digen Eigenheit meiner Branche bringt. Ich weiß nicht, ob sie bundesweit verbreitet ist; ich weiß auch nicht, wie sie entstanden sein mag – aber ich habe diese Eigenheit über die Jahrzehnte in mehreren Redaktione­n ganz verschiede­ner Medien in ganz verschiede­nen Bundesländ­ern beobachtet. Im Osten wie im tiefsten Süden wünschen Kollegen einem anderen Kollegen, der zu einem Termin (Interview, Pressekonf­erenz oder was immer) aufbricht: „Viel Spaß!“Fand ich immer schön. Gibt es in Ihrem Beruf auch solche liebenswür­digen Eigenheite­n? Schreiben Sie mir:

wida@augsburger-allgemeine.de

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