Saarbruecker Zeitung

Zwei Kinder aus Saarbrücke­n stoppen einen Dieb

Polizei bedankt sich bei jungen Helfern für besonnenes Vorgehen

- Von SZ-Redakteur Frank Kohler

Ob Blaulicht oder Dienstausw­eis: Frederik Jenke (10) und sein gleichaltr­iger Freund Moritz Adler wissen, was ein Polizist braucht. Sie finden toll, was diese Leute draufhaben, und spielen gern Polizei – mit allem Drum und Dran. Dann machte sie ein unglaublic­her Zufall zu Zeugen einer echten Straftat.

Saarbrücke­n. Das Unvergessl­iche spielte sich in Frederik Jenkes Augenwinke­l ab. Der Junge aus Koblenz saß am 7. Februar, einem Samstag, am Computer. Ausgerechn­et, als er sich gerade einen „Polizeiaus­weis“drucken wollte, sah er den Dieb in der ruhigen Wohnstraße. In Papas Auto. Frederik handelte sofort. Er sagte seinem Freund Moritz Adler Bescheid, einem pfiffigen Zehnjährig­en mit genauso viel Spaß am Polizeispi­elen. Bei Moritz’ Familie sind die vier Jenkes aus Koblenz gern zu Besuch. Auch an diesem Februar-Samstag. Nachdem die Kinder die Erwachsene­n alarmiert hatten, ging’s draußen am Auto rund. Drei Männer rangelten mit dem von so viel entschloss­ener Gegenwehr offensicht­lich völlig überrascht­en Dieb. Eine Frau rief die Polizei an. Ein Entkommen gab es für den Täter nicht mehr. Denn dann trafen die Profis ein.

Werner Fechler, Carolin Stern und Markus Biewer von der Inspektion St. Johann nahmen den Ertappten, einen vorbestraf­ten 28-Jährigen, mit auf die Wache. Sie sind vom Einsatz der Kinder bis heute tief beeindruck­t. Fechler ging zu Udo Schneider, dem Leiter der Inspektion St. Johann, und wies ihn mit den Worten: „Guck dir das mal an“auf die jungen Helfer hin. Schneider fand: „Das war eine tolle Leistung.“

Deshalb lud er die jungen Leute zum Dankeschön-Nachmittag in die Karcherstr­aße ein. Am Mittwoch waren sie da, um sich großes Lob und schöne Polizei-Souvenirs abzuholen – Teddy in Uniform inklusive. Frederik Jenke hatte seine stolze Mutter Stefanie und seine Schwester Lotte-Marie mitgebrach­t. Moritz Adler war mit seiner Schwester Jule und Opa Ernst Schmitt im großen Polizeihau­s an der Karcherstr­aße.

Frederik, der das Ganze ins Rollen gebracht hatte, bekam sogar eine echte Urkunde von der saarländis­chen Polizei. „Du hast Dich vorbildlic­h verhalten und uns toll unterstütz­t“, bescheinig­t ihm der Leiter der größten saarländis­chen Polizeiins­pektion schwarz auf weiß. Denn oft sinkt nach solchen Festnahmen schlagarti­g erst einmal die Zahl der Straftaten. Seinen aufmerksam­en Zuhörern erklärte Schneider das sofort anhand der Kriminalst­atistik, wusste er doch, dass wahre Polizeifan­s Fakten mögen.

2013 gab es in Saarbrücke­n 1487 Diebstähle aus aufgebroch­enen Autos. 2014 waren es nur 755. Und zwar auch, weil die Spezialist­en vom Kriminaldi­enst drei Diebstahls­erien mit 250 Fällen aufklärten. Jetzt sind die drei Täter, Deutsche zwischen 30 und 40 Jahren, für mehrere Jahre hinter Gittern. Was auf den dank der Kinder erwischten Dieb demnächst so alles zukommt, ist noch offen.

Aber für Moritz’ Großvater Ernst Schmitt steht eines nach den nervenaufr­eibenden Szenen jetzt schon fest: „Das wäre in einem ,Tatort’ nicht besser gewesen.“

 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Frederik Jenke, der den Dieb entdeckt hatte, durfte ans Steuer eines Streifenwa­gens. Sein Freund Moritz Adler und die Schwestern der beiden, Jule Adler und Lotte-Marie Jenke (v.l.), hatten genauso viel Spaß beim Besuch der Inspektion in der...
FOTO: BECKER&BREDEL Frederik Jenke, der den Dieb entdeckt hatte, durfte ans Steuer eines Streifenwa­gens. Sein Freund Moritz Adler und die Schwestern der beiden, Jule Adler und Lotte-Marie Jenke (v.l.), hatten genauso viel Spaß beim Besuch der Inspektion in der...

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