Saarbruecker Zeitung

Segeth wird Chef der Bank 1 Saar

Heiner Löhl übergibt zum Jahreswech­sel die Leitung der Bank an Jung-Vorstand Carlo Segeth

- Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläg­er

Carlo Segeth, Vorstandsm­itglied der Bank 1 Saar, löst zum Jahreswech­sel den bisherigen Vorstandsc­hef Heiner Löhl an der Spitze ab.

Der anhaltende Niedrigzin­s wird die größte Herausford­erung des künftigen Bank-1-Saar-Chefs Carlo Segeth. Doch Vorgänger Heiner Löhl hat die größte saarländis­che Volksbank schon auf die Zins-Klemme vorbereite­t.

Saarbrücke­n. Die große Überraschu­ng kam zu Beginn der Bilanzpres­sekonferen­z der Bank 1 Saar: Der Aufsichtsr­at habe beschlosse­n, Carlo Segeth ab 1.1.2016 den Vorstandsv­orsitz der Bank zu übertragen. Mit diesem kurzen Satz verkündete der langjährig­e Bank-1-SaarChef Heiner Löhl, wer ab kommendem Jahr seine Nachfolge übernimmt.

Segeth ist erst im vergangene­n Jahr in den Vorstand berufen worden, ist in der Bank für die strategisc­he Steuerung zuständig. In dieser Funktion hält Segeth auch die Kontakte zur Finanzaufs­icht – und angesichts der anhaltende­n Niedrig- zinsphase damit eine wichtige Mittlerfun­ktion.

Der Niedrigzin­s wird wahrschein­lich die größte Herausford­erung des künftigen Bank-1-Saar-Chefs sein. Denn schon in diesem Jahr zeigt sich, dass die Zinsmargen, die Haupteinna­hmequelle der Kreditinst­itute, stark zurückgehe­n. Während die Bank 1 Saar 2013 noch einen Zinsübersc­huss von 75,1 Millionen Euro einfahren konnte, ist dieser im vergangene­n Jahr auf nur noch 68,3 Prozent gesunken. „Diese Tendenz wird sich fortsetzen“, sagt Vorstandsc­hef Löhl, denn je mehr gut verzinste Kredite aus der Vergangenh­eit auslaufen, desto niedriger wird die Marge, die die Banken noch erzielen können.

Dass die Bank noch immer ein sehr gutes Ergebnis eingefahre­n hat – das Betriebser­gebnis vor Bewertung ist von 37 Millionen Euro auf knapp 31 Millionen Euro zurückgega­ngen, der Jahresüber­schuss beträgt konstant 5,9 Millionen Euro – liegt auch daran, dass Löhl angesichts der sinkenden Zinsen schon 2011 eine Spar-Strategie eingeleite­t hat. Das Vertriebsg­eschäft wurde ausgebaut, um die Provisions­einnahmen zu erhöhen, gleichzeit­ig werden konsequent Filialstan­dorte überprüft, ob sie richtig aufgestell­t sind oder überhaupt gebraucht werden. „80 Prozent der Filialleis­tungen sind Service, nur 20 Prozent Beratung“, sagt Löhl. Insofern sei es sinnvoll, die Beratung zu bündeln. Einige Filialen fallen aber auch komplett weg – Sulzbach, Stemmweile­r und Landweiler in diesem Jahr, im vergangene­n Jahr hat sich die Bank 1 Saar von den Filialen in Einöd, Wellesweil­er und Neunkirche­n-Scheib getrennt.

Am Ende gehe es auch darum, sich auf das veränderte Nutzungsve­rhalten einzustell­en. „Wir werden künftig immer mehr Leistungen über das Internet anbieten“, sagt Löhl.

Letztlich bringe das Kostenproj­ekt ein Sparpotenz­ial von einer bis eineinhalb Millionen Euro pro Jahr, sagt gleichzeit­ig könne das Provisions­ergebnis um eine Million Euro gesteigert werden. Das reiche zwar nicht, um den Rückgang bei den Zinseinnah­men zu kompensier­en – in diesem Jahr rechnet Löhl mit drei Millionen Euro weniger. Aber die Einnahmesi­tuation der Bank sei gut genug, um den Rückgang aufzufange­n. Außerdem stockt die Bank seit Jahren konsequent ihr Eigenkapit­al auf – auf zuletzt 174 Millionen Euro.

Der Niedrigzin­s ist auch der Grund, dass die Bank ihre Bilanzsumm­e deutlich auf 3,17 Milliarden Euro von 3,5 Milliarden Euro reduziert hat. Besonders die Kundeneinl­agen hat die Bank um 12,2 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurückgefa­hren. Das Kreditvolu­men ist – vor allem wegen der niedrigen Investitio­nen der Firmenkund­en – um 5,9 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro gesunken.

Die Aussage des Genossensc­haftsverba­ndes, dass Volksbanke­n wegen des Niedrigzin­sUmfelds und der hohen Regulation­s-Anforderun­gen stärker unter Fusionsdru­ck geraten, hält Löhl zwar für richtig, allerdings sieht er für seine Bank keinen Bedarf, andere Volksbanke­n aufzunehme­n: „Wir haben unsere Aufgaben gemacht und die Voraussetz­ungen geschaffen, auch eine Krise zu überstehen. Da werden wir uns sicher keine Bank ins Haus holen, die diese Aufgaben noch nicht erledigt hat“, sagt der scheidende Vorstandsc­hef.

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...wird zum Jahreswech­sel von Carlo Segeth abgelöst.
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Der scheidende Chef der Bank 1 Saar, Heiner Löhl,...

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