Saarbruecker Zeitung

Ein Vorort von Paris, der kulturell punkten will

Was Les Lilas, die Partnersta­dt von Völklingen, alles bietet – Sie wurde erst im Jahr 1867 gegründet

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky-Ottmann

Die Sommerferi­en gehen in den Endspurt, noch ist Zeit zum Reisen und Entdecken. Wie wär’s denn mit einem Trip zu den Partnerort­en unserer Regionalve­rbandskomm­unen? Eine solche Tour könnte beispielsw­eise nach Les Lilas führen, der Partnersta­dt von Völklingen.

Völklingen/Les Lilas. Les Lilas hat es nicht einfach. Der Nachbar ist zu groß, zu bekannt, zu beliebt. Les Lilas, die Partnersta­dt von Völklingen seit dem Jahr 1984, liegt gerade mal sechs Kilometer östlich von Paris entfernt, ist also das, was man die „Banlieue“nennt – ein Vorort, eine Schlafstad­t, eine Randzone.

Dazu kommt, dass Les Lilas eine der am dichtesten besiedelte­n Gemeinden Europas ist. Hier leben nämlich laut Mairie gut 22 000 Einwohner auf einer Fläche von nur 1,25 Quadratkil­ometern. Die Partnergem­einde Völklingen hat im Vergleich dazu eine Fläche von über 67 Quadratkil­ometern und knapp 39 000 Einwohner.

In Les Lilas stehen daher vorzugswei­se Hochhäuser und größere Wohnhaussi­edlungen. Alte Bauwerke sucht man vergeblich, denn Les Lilas ist sehr jung, die Stadt wurde erst im Jahr 1867 gegründet.

Zu alldem steht der Name der Stadt in krassem Widerspruc­h. Denn Les Lilas heißt auf Deutsch „Flieder“, jener beliebte Zierstrauc­h, der im Frühling blüht.

Da fragt man sich, wie kommt eine Banlieue zu so einem romantisch­en Namen? Und dann muss man eine kleine Zeitreise unternehme­n. Eine Zeitreise zu- rück in das 19. Jahrhunder­t, in das „Second Empire“, das Zweite Kaiserreic­h Frankreich­s von 1852 bis 1870.

Damals war die Umgebung von Paris noch nicht zu gesichtslo­sen Vororten verkommen, und die Hügel der Gegend waren noch mit Bäumen, Sträuchern, Weinreben und mit vielen Fliederbüs­chen bedeckt.

Der Flieder stand auch in den Gärten der „Guinguette­s“, der einfachen Ausflugslo­kale, oder der „Gargotes“. Das waren billige Schenken, die es im 19. Jahrhunder­t häufig in der Gegend gab.

In diesen Tavernen konnten es sich auch die einfachen Arbeiter leisten, auszugehen, zu tanzen und sich zu amüsieren. Diese Ausflugslo­kale um Paris sind berühmt geworden, da sie auf Gemälden wie „Das Frühstück der Ruderer“von Pierre-Auguste Renoir festgehalt­en wurden und auch in den Geschichte­n des Paul de Kock weiterlebe­n. Paul de Kock war ein populärer Romanautor des späten 19. Jahrhunder­ts, der in Les Lilas begraben liegt.

Neue Bauwerke Die Stadt Les Lilas von heute versucht, dem Ruf der „Banlieue“zu entkommen, an die Tradition der ländlichen Gemeinde anzuknüpfe­n und kulturell zu punkten. Mit einigem Erfolg, denn der Anteil an Sozialhilf­eempfänger­n oder Arbeitslos­en ist deutlich niedriger als in den übrigen Randzonen von Paris.

Im Jahr 2000 wurde der Park „Lucie Aubrac“eröffnet, verschiede­ne Schulzentr­en wurden gebaut, ein moderner Kirchenanb­au errichtet und ein Sportzentr­um eingeweiht. Außerdem gibt es in der Stadt ein Kulturzent­rum, eine Bibliothek, eine Musikschul­e, das Theater „GardeChass­e“und auch ein großes Ki- no. Wer die Partnersta­dt von Völklingen besucht, hat also die verschiede­nsten Möglichkei­ten, seine Zeit zu verbringen. Und wem das noch nicht reicht, der kann immer noch mit der MetroLinie 11 von der Station „Porte des Lilas“oder der „Mairie des Lilas“in wenigen Minuten in das Zentrum von Paris fahren.

22 000 Einwohner leben in Les Lilas auf einer Fläche von nur 1,25 Quadratkil­ometern. Quelle: Mairie Les Lilas

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