Saarbruecker Zeitung

Du brauchschd mier kää Schmeer se mache!

- Edith Braun

In den letzten Jahren hat sich die Mundart einen Platz in der Werbung erobert, insbesonde­re, wenn es ums Essen und Trinken geht. Dabei ist mir kürzlich eine Redensart ins Auge gefallen, in der eine Bäckereifi­rma ihre Werbung beginnt: „Jemandem ‚die Schmier zu machen‘ heißt auf Saarländis­ch nicht nur: eine Scheibe Brot zu bestreiche­n, sondern: dem Gegner überlegen zu sein.“Ich wäre dankbar, wenn sich die Leser (mit Angabe ihres Ortes) melden würden, die diesen Spruch kennen; ich selbst kenne nur eine ähnlich klingende Redensart aus Quierschie­d, die aber eine andere Bedeutung hat: „Du brauchschd mier kää Schmeer se mache!“(Du brauchst mich nicht mit schönen Worten zu trösten, ich will die Wahrheit wissen!) Je nach Mundart kommt „Schmier/Schmeer/ Schmäär“auch in einer Reihe von Zusammense­tzungen vor: „Schmierwur­schd“(Teewurst); „Schmierwur­schdschmie­r“(Teewurstst­ulle); „Schmäärsää­f“(Schmiersei­fe); „Schmeerlab­be“(Dreckskerl). „Schmieraas­ch“und „Schmieragg­el“bedeuten Schmierere­i. Das Verb „schmiere“wird auch in übertragen­er Bedeutung verwendet: „Wäär gudd schmäärd, däär gudd fährd“( Wer gut schmiert, der gut fährt), ein Beweis, dass Kor- ruption auch unseren Vorfahren bestens bekannt war. Schließlic­h noch eine Redensart, die sich für das Backgewerb­e angeboten hätte: „Vun demm loss ich mer doch nidd die Schmier vum Brood holle!“( Von dem lasse ich mich doch nicht meiner Rechte berauben!) Edmund Birk aus Dillingen schreibt, ihm sei beim Skatspiele­n angesichts der stattliche­n Anzahl von Trümpfen in seiner Hand die Redensart eingefalle­n: „Wäär lang hat, lässt lang hänken.“Er habe dazu noch eine Ergänzung (wahrschein­lich vom Niederrhei­n) gehört, nämlich: „... und wer hängen hat, lässt schlurren.“(„schlurren“= schleifen.) Ähnlich im Pfälzische­n Wörterbuch: „Wer’s lang hot, loßt’s lang bambele (hänge), wer’s noch länger hot, loßt’s schläife.“Bedeutung: Wer die Mittel hat, der nutzt sie auch.

Gerhard Jung, der seit vielen Jahrzehnte­n in Rostock lebt, hat seine Mundart nicht vergessen. Er erinnert sich, dass es eine Mundartpar­odie auf Uhlands Gedicht „Des Sängers Fluch“gibt, die beginnt: „Es stand in alde Zeide / E Haus so schebb unn grumm ...“. Ferner erinnert er sich an das Gedicht Rottmanns „Die Marktschuh­e“, das beginnt: „O hätt datt doch die Pestelenz / Datt Schuhminsc­h lo vunn Permesenz!“(Oh hätte sie doch die Pestilenz, diese Schuhverkä­uferin von Pirmasens!). Gerhard Jung fragt, wo er die Texte in ihrer ganzen Länge finden könne. Antwort: Beide Gedichte sind in der Mundartpos­t Saar erschienen, das erste in Heft Nr. 4, das zweite in Heft Nr. 8. Zu beziehen bei Agnes Bäcker, Karlstr. 8, 66126 Saarbrücke­n. Preis pro Heft 3,00 Euro + Versand.

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