Saarbruecker Zeitung

Die Angst vorm Aussteigen

Gehbehinde­rte klagen über Stress beim Verlassen der Saarbahn

- Von SZ-Redaktions­mitglied Robert Schmidt

Manch einem schließen die Saarbahntü­ren zu schnell. Eine alte Frau ist deswegen schwer gestürzt. Den Seniorenbe­irat erreichen regelmäßig Beschwerde­n über Schwierigk­eiten beim Aussteigen. Aber Fahrgäste können sich Hilfe holen.

Malstatt. Die Türen der Saarbahn müssten so lange offen bleiben, dass jeder bequem rein und raus kommt. Das fordert eine 81-jährige Malstatter­in. Am frühen Donnerstag­abend fiel die Frau beim Verlassen der Saarbahn auf den Hinterkopf. Wie sie der SZ erzählte, stürzte sie beim Aussteigen. Sie sei schon draußen gewesen, ihre rollende Einkaufsta­sche noch drin, als die Tür zuging und die Bahn losfuhr. Die Fahrerin habe kurzerhand gestoppt und den Rettungsdi­enst gerufen.

Im Krankenhau­s stellten die Ärzte keine gravierend­en Verletzung­en fest. Die Saarbahn bestätigt den Vorfall. Das Unternehme­n sagt, dass der Fahrer keinen Einfluss auf die Dauer der Türöffnung habe. Diese regele der Verbund deutscher Verkehrsun­ternehmen streng. Die Vorschrift­en beträfen außerdem die Schließges­chwindigke­it sowie die Kraft, mit der die Türen sich schließen. Und die Saarbahn prüfe das regelmäßig. Das Unternehme­n: „In unseren Bahnen funktionie­ren die Türen nachweisli­ch einwandfre­i.“

Trotzdem ärgern Fahrgäste sich über die Türen. „Ich bekomme im Jahr rund 50 Beschwerde­n deswegen, jeweils etwa die Hälfte von Rentnern und Behinderte­n“, sagt IlonaMaria Kerber.

Die beinamputi­erte Rentnerin ist sowohl Mitglied des Senioren- als auch des Behinderte­nbeirates der Stadt Saarbrücke­n. Kerber sagt, sie höre zum ersten Mal von einem Sturz wegen der schließend­en Saarbahntü­ren. Bisher kannte sie nur Fälle, in denen Betroffene nicht wie geplant aussteigen konnten. Kerber spreche darüber seit drei Jahren im Saarbahn-Fahrgastbe­irat und tue das weiter. Sie weist darauf hin, dass sich Gehbehinde­rte von Mobia-Lotsen (die SZ berichtete) helfen lassen können.

Menschen mit Handycap rät Kerber zudem, nicht zu den Hauptverke­hrszeiten zu fahren und Einkaufswa­gen vor sich herzuschie­ben, statt sie zu ziehen. Außerdem sollten Betroffene ruhig Mitfahrer um Hilfe bitten.

Mobia-Lotsen helfen Fahrgästen im Stadtgebie­t (Großwabe 111) kostenlos. Weitere Informatio­nen unter Tel. (06 81) 5 00 33 99. Die Anmeldung ist frühestens zwei Tage vor der Fahrt möglich.

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FOTO: SAARBAHN Um die 14 Millionen Fahrgäste haben die Saarbahnen jedes Jahr. Nicht allen fällt das Ein- und Aussteigen leicht.

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