Die Angst vorm Aussteigen
Gehbehinderte klagen über Stress beim Verlassen der Saarbahn
Manch einem schließen die Saarbahntüren zu schnell. Eine alte Frau ist deswegen schwer gestürzt. Den Seniorenbeirat erreichen regelmäßig Beschwerden über Schwierigkeiten beim Aussteigen. Aber Fahrgäste können sich Hilfe holen.
Malstatt. Die Türen der Saarbahn müssten so lange offen bleiben, dass jeder bequem rein und raus kommt. Das fordert eine 81-jährige Malstatterin. Am frühen Donnerstagabend fiel die Frau beim Verlassen der Saarbahn auf den Hinterkopf. Wie sie der SZ erzählte, stürzte sie beim Aussteigen. Sie sei schon draußen gewesen, ihre rollende Einkaufstasche noch drin, als die Tür zuging und die Bahn losfuhr. Die Fahrerin habe kurzerhand gestoppt und den Rettungsdienst gerufen.
Im Krankenhaus stellten die Ärzte keine gravierenden Verletzungen fest. Die Saarbahn bestätigt den Vorfall. Das Unternehmen sagt, dass der Fahrer keinen Einfluss auf die Dauer der Türöffnung habe. Diese regele der Verbund deutscher Verkehrsunternehmen streng. Die Vorschriften beträfen außerdem die Schließgeschwindigkeit sowie die Kraft, mit der die Türen sich schließen. Und die Saarbahn prüfe das regelmäßig. Das Unternehmen: „In unseren Bahnen funktionieren die Türen nachweislich einwandfrei.“
Trotzdem ärgern Fahrgäste sich über die Türen. „Ich bekomme im Jahr rund 50 Beschwerden deswegen, jeweils etwa die Hälfte von Rentnern und Behinderten“, sagt IlonaMaria Kerber.
Die beinamputierte Rentnerin ist sowohl Mitglied des Senioren- als auch des Behindertenbeirates der Stadt Saarbrücken. Kerber sagt, sie höre zum ersten Mal von einem Sturz wegen der schließenden Saarbahntüren. Bisher kannte sie nur Fälle, in denen Betroffene nicht wie geplant aussteigen konnten. Kerber spreche darüber seit drei Jahren im Saarbahn-Fahrgastbeirat und tue das weiter. Sie weist darauf hin, dass sich Gehbehinderte von Mobia-Lotsen (die SZ berichtete) helfen lassen können.
Menschen mit Handycap rät Kerber zudem, nicht zu den Hauptverkehrszeiten zu fahren und Einkaufswagen vor sich herzuschieben, statt sie zu ziehen. Außerdem sollten Betroffene ruhig Mitfahrer um Hilfe bitten.
Mobia-Lotsen helfen Fahrgästen im Stadtgebiet (Großwabe 111) kostenlos. Weitere Informationen unter Tel. (06 81) 5 00 33 99. Die Anmeldung ist frühestens zwei Tage vor der Fahrt möglich.