Saarbruecker Zeitung

„Agent“hat die Lizenz zum Helfen

Deji Olusanmi zeigt Neubürgern aus dem Ausland den Weg in den Arbeitsmar­kt

- Von SZ-Redakteur Peter Wagner

Migranten können beruflich oft nicht durchstart­en, weil ihre Abschlüsse aus der Heimat bei uns nicht so viel gelten. Qualifizie­rungsagent Deji Olusanmi begleitet sie auf den wichtigen Schritten ins neue Berufslebe­n.

Saarbrücke­n. Hat man für den Elektriker aus Ghana, für die Tourismusk­auffrau aus dem Iran oder für den syrischen Zahntechni­ker auch im Saarland Verwendung? Selbst wenn ihre Ausbildung­snachweise hier zu Lande nur teilweise anerkannt sind?

Aber ja, schließlic­h gibt es Anpassungs­qualifizie­rungen, um ausländisc­he Berufsabsc­hlüsse aufzuwerte­n und hiesigen gleichzust­ellen. Dadurch haben Arbeitnehm­er die Chance, ihre Berufsauss­ichten zu verbessern und die Basis für Aufstiege und bessere Gehälter zu schaffen.

Als Integratio­nsprojekt, unterstütz­t von EU, Bund und Arbeitsage­ntur, gibt es auch im Saarland einen, und wirklich nur einen einzigen Qualifizie­rungsagent­en, der Migranten dabei unterstütz­t, ihre Abschlüsse dem deutschen Standard anzupassen, und zwar in Sprache, Theorie und Praxis. Niemand ist gezwungen oder soll sich genötigt fühlen, seine Unterstütz­ung anzunehmen, es handelt sich lediglich um ein wohlmeinen­des, kostenlose­s

Deji Olusanmi (li.) spricht mit dem polnischen Kfz-Mechatroni­ker Janusz Kubica. Er ist einer seiner Kunden.

Angebot. Deji Olusanmi ist studierter Informatio­nswissensc­haftler, 50 Jahre alt, geboren in Homburg, aufgewachs­en in St. Wendel. Seine Familie stammt aus Nigeria, die Eltern waren nach Deutschlan­d gekommen, um Medizin zu studieren. Olusanmi war in der Unternehme­nskommunik­ation , in der Erwachsene­nbildung und zuletzt als Ausbildung­sberater bei der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) tätig, ehe er im letzten November zum „Agenten“für Qualifizie­rungen berufen wurde. Seine Stelle ist bei der saar.is angesiedel­t, einem von IHK und Wirtschaft­sministeri­um getragenen Dienstleis­ter.

Wie Deji Olusanmi berichtet, steuert er auf das definierte Ziel zu, in drei Jahren exakt 99 Personen auf dem Weg zum individuel­len berufliche­n Zielniveau zu begleiten. Im ersten Jahr bestehe die Aufgabe vor allem darin, sich bekannt zu machen und Netze zu knüpfen, etwa mit den vielen Anbietern von Schulungen und Qualifizie­rungsmaßna­hmen.

So habe er etwa die syrischen Zahntechni­ker, denen Laborpraxi­s gefehlt habe, zu einem Anbieter in Trier vermittelt. Zu den zufriedene­n Kunden des Qualifizie­rungsagent­en zählt der aus der Nähe von Kattowitz stammende Kfz-Mechatroni­ker Janusz Kubica, der mit seiner Familie in Neunkirche­n lebt. Sein polnischer Gesellenbr­ief war relativ einfach aufzuwerte­n, quasi eine Formsache, es ging aber vor allem um das „Gewusst wie“. Kubica, 34, fand eine Festanstel­lung als Montagearb­eiter bei Hydac in Sulzbach. „Ich bin sehr glücklich, dass ich deutsche Papiere in der Hand habe“, sagt er.

Weitere Infos im Internet.

netzwerk-iq.saarland/ Qualifizie­rungsmaßna­hmen

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FOTO: BARBARA HARTMANN/SAAR.IS

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