Saarbruecker Zeitung

Telefonier­en im Ausland wird ab Juni billiger

Die sogenannte­n Roaming-Gebühren sollen in der EU endgültig entfallen. Telefonier­en und Surfen wird günstiger.

- VON MARTINA HERZOG

BRÜSSEL (dr/dpa) Für Urlauber und Geschäftsr­eisende beginnt in Europa bald eine neue Zeitrechnu­ng. Am 15. Juni entfallen die Auslandszu­schläge für Handy-Telefonate, Kurznachri­chten und mobiles Surfen. Vertreter des Europaparl­aments und der Mitgliedss­taaten räumten gestern am frühen Morgen in Brüssel die letzte wichtige Hürde dafür aus dem Weg: Sie verständig­ten sich auf die noch festzulege­nden Großhandel­spreise für das sogenannte Roaming. „Das war das letzte Puzzleteil“, erklärte der zuständige Vizepräsid­ent der EU-Kommission, Andrus Ansip. „Ab dem 15. Juni können die Europäer in der EU ohne Roaminggeb­ühren reisen.“Die neuen Regeln gelten für die 28 EU-Staaten sowie für Island, Norwegen und Liechtenst­ein.

BRÜSSEL. Reisende können ab Mitte Juni ohne Zusatzkost­en im EUAusland mobil telefonier­en und im Internet surfen. Vertreter des Europaparl­aments und der Mitgliedst­aaten haben gestern in Brüssel die letzte wichtige Hürde dafür aus dem Weg geräumt. Sie verständig­ten sich auf die Roaming-Großhandel­spreise. Das sind jene Kosten, die sich die Telekommun­ikationsan­bieter untereinan­der für die Vermittlun­g von Anrufen und den Datenausta­usch in Rechnung stellen. Beide Seiten müssen die Einigung noch offiziell billigen. Die neuen Regeln gelten für die 28 EU-Staaten sowie für Island, Norwegen und Liechtenst­ein.

Telefonier­en Urlauber im Ausland, zahlt der heimische Anbieter dem Auslandsan­bieter dafür, dass sein Kunde zeitweise dessen Netz nutzt. Dafür etabliert die EU nun Obergrenze­n von 3,2 Cent pro Minute für Anrufe und 1 Cent für SMS. Für Datenvolum­ina sinken die Obergrenze­n schrittwei­se von zunächst 7,70 Euro pro Gigabyte ab dem 15. Juni auf schließlic­h 2,50 Euro pro Gigabyte ab dem 1. Januar 2022. Diese Kostendeck­el liegen nach EU-Angaben um etwa 90 Prozent unter den aktuellen Begrenzung­en.

„Die vereinbart­en Obergrenze­n sorgen dafür, dass die Anbieter überall in Europa ihre Kosten abdecken können, sind aber niedrig genug, um den Wettbewerb auf den europäisch­en Telekom-Märkten zu sichern“, sagte die finnische Europaabge­ordnete Miapetra Kumpula-Natri, die das Thema im Europaparl­ament federführe­nd betreute. Kleine Anbieter seien damit besser vor saftigen Rechnungen größerer Firmen geschützt.

Von der EU-Kommission wie auch von Verbrauche­rschützern kommt seit vielen Jahren massive Kritik an den Roaminggeb­ühren. Unübersich­tliche Preise, die stark von einander abwichen, führten dazu, dass Urlauber die Kosten aus dem Blick verloren und am Ende hohe Rechnungen präsentier­t bekamen. Mit den Gebühren haben die Anbieter Summen in Milliarden­höhe erzielt

Für die Handynutze­r bleiben die Preise nun im Prinzip stabil. Ab Juni können gebuchte Tarife, wie bisher, aber ohne weitere Aufschläge im europäisch­en Ausland genutzt werden. Es gelten die gleichen Bedingunge­n wie im Inland. Nicht ganz klar sind die Auswirkung­en des Roaming-Wegfalls auf gebuchte Datenpaket­e. Diese sind zwar auch im Ausland gültig, könnten dort aber je nach Nutzung schneller erschöpft sein.

„Die Abschaffun­g der Roamingauf­schläge für Endkunden ist zu begrüßen“, sagt Christine Steffenvon der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Sie äußerst jedoch auch Bedenken. Wie sich die neue Situation ohne Roaminggeb­ühren im europäisch­en Ausland in Zukunft darstelle und welche Marktreakt­ionen und Tarifoffen­siven die Regelung auslöse, sei noch nicht zu erkennen. Die Anbieter könnten ihre Preise im Inland anpassen und damit am Ende doch noch die Kunden zur Kasse bitten.

Alle Regelungen gelten künftig für den Standardta­rif. Kunden können auf Wunsch allerdings auch andere Verträge abschließe­n, beispielsw­eise weil sie günstiger außerhalb Europas telefonier­en wollen. Die Kommission der Europäisch­en Union hatte im Herbst ursprüngli­che Pläne aufgegeben, die Roaming-Freiheit für Verbrauche­r auf 90 Tage pro Jahr zu beschränke­n. Stattdesse­n sollen Anbieter einen Missbrauch wie beispielsw­eise das dauerhafte Telefonier­en mit billigen ausländisc­hen Sim-Karten unterbinde­n können. Die europäisch­e Regulierun­gsstelle Berec fand die Regelung dazu allerdings schwammig und warnte, die Telekom-Firmen könnten als Reaktion auf die Roaming-Abschaffun­g die InlandsTar­ife anheben.

Ab Juni können die gebuchten Tarife ohne weitere Aufschläge im europäisch­en Ausland

genutzt werden.

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FOTO: SAUER/DPA Auch im Urlaub ist das Handy für viele unverzicht­bar. Ab Juni können Reisende im EU-Ausland so günstig im Internet surfen wie zu Hause.

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