Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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Die Wahl von Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräs­identen war auch im Ausland ein großes Thema. So kommentier­t die italienisc­he Zeitung „Corriere della Sera“: Steinmeier ist so ein bisschen das männliche und sozialdemo­kratische Äquivalent zu Angela Merkel: konkret, umsichtig und entschloss­en, wenn es sein muss. Die Kanzlerin hat gesagt, dass er ein hervorrage­nder Präsident sein werde. In der Tat hatte Frau Merkel immer ein gutes Verhältnis zu ihrem Minister. Gestern aber hat sie ein Lächeln im Angesicht der Besorgnis aufgesetzt: Die Wahl unterstrei­cht für die Deutschen die Bedeutung der SPD, die der Kanzlerin die Wiederbest­ätigung bei den Wahlen im Herbst streitig macht.

Die Zeitung „MF Dnes“aus Tschechien schreibt:

Nachdem die SPD jahrelang im Niedergang war, sind die Wahl eines SPD-Präsidente­n und die Offensive vor der Bundestags­wahl klare Signale einer neugefunde­nen Energie. Sowohl die Durchsetzu­ng Steinmeier­s als auch die Übergabe des Parteivors­itzes an Martin Schulz sind geschickte Schachzüge des derzeitige­n Vizekanzle­rs Sigmar Gabriel gewesen.

Auch die Madrider Zeitung „El Pais“lenkt den Blick auf Gabriel:

Es muss hart sein für Sigmar Gabriel. Der SPD-Vorsitzend­e muss dieser Tage mit ansehen, welche Euphorie sich in seiner Formation seit der Ankündigun­g seines Rücktritts als Parteichef breitmacht. Aber Tatsache ist, dass die beiden großen Treffer, die die SPD in letzter Zeit erzielt hat beide auf Gabriels Konto gehen.

Die dänische Zeitung „Kristeligt Dagblad“bemerkt dazu: Deutschlan­ds neues Staatsober­haupt ist in vielerlei Hinsicht der diametrale Gegensatz zum neuen amerikanis­chen Staatsober­haupt. Steinmeier ist mit seiner zurückhalt­enden Art, seinem ruhigen Gemüt und seiner Erfahrung als Außenminis­ter bekannt dafür, eine Tugend daraus zu machen, politische­n Gegnern zuzuhören und Kompromiss­e zu finden.

Zur Bundespräs­identenwah­l heißt es in der „Basler Zeitung“:

Die Wahl Steinmeier­s mahnte eher an eine große Geburtstag­sparty als an eine demokratis­che Wahl: 1253 Gäste, gelöste Stimmübung, Gratulatio­nen, Blumensträ­uße, Reden und Gesang. Die Demokratie wirkte wie eine „scripted reality“. Die Wahl folgte einem Drehbuch, das schon lange geschriebe­n war. Dabei könnte mehr Wettbewerb Deutschlan­d möglicherw­eise mehr einen als die überpartei­liche Harmonie.

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