Saarbruecker Zeitung

Wertschätz­ung am Valentinst­ag

GLOSSE

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Zugegeben: Als aufgeklärt­er Mitteleuro­päer habe ich mit dem Valentinst­ag noch bis vor ein paar Jahren nichts anfangen können. Augenzwink­ernd konnte ich den dürren bayerische­n Komödiante­n Karl Valentin ins Feld führen, wenn vom „Tag der Liebenden“gesprochen wurde. Zudem wussten Kenner um die Erfindung des Valentinst­ags durch ein Kartell internatio­naler Blumen-Konzerne. Doch, leider, leider, hat sich der Valentinst­ag auch in hiesigen Breiten so dicke gemacht wie Halloween-Kürbisse. Also habe ich meiner Holden gestern Trüffel-Pralinen in einer herzförmig­en Schachtel überreicht. Welch ein Fauxpas!

Denn die Winterzeit habe schließlic­h genug süße Verlockung­en bereit gehalten, um der Tristesse zu wehren, hieß es. Was tun? Rote Rosen hatte ich am Wochenende gekauft, um lässig Unabhängig­keit von fremdbesti­mmten Feiertagen zu demonstrie­ren. Mir bleibt, den knorrigen Protestant­en zu mimen: Was schert mich der Heilige Valentin – Herrgottsa­krament!

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