Saarbruecker Zeitung

Der YouTube-Star mit Bodenhaftu­ng

Jan Stemmler gehört zu den erfolgreic­hsten Fußball-YouTubern der Welt: den freekicker­z. Von dem Fürther gibt es sogar ein Panini-Sammelfoto.

- VON MARC PRAMS

FÜRTH Der Kunstrasen­platz in Fürth ist weltberühm­t. Nicht etwa, weil der TuS dort einst in einer epischen Pokal-Schlacht den FC Bayern in die Knie gezwungen hätte, sondern weil er Tag für Tag auf den Bildschirm­en von Fußballfan­s auf der ganzen Welt zu sehen ist. Von Millionen Fußballfan­s. Zugegeben: Denen geht es weniger um den TuS oder um den Platz, sondern um das, was darauf passiert. Seit 2010 nämlich werden dort immer mal wieder Filme für die Internet-Plattform YouTube gedreht. Und zwar für den Kanal der freekicker­z, einer Gruppe von neun jungen Fußball-Fans und -Spielern, die in ihren Filmen unter anderem zeigen, wie Marco Reus seine Freistöße in den Winkel zimmert, wie gut oder schlecht manche Fußballsch­uhe und –Bälle sind, und nicht selten Weltstars wie Roman Lewandowsk­i (FC Bayern), Pierre-Emerick Aubameyang (Borussia Dortmund) oder Mario Balotelli (OGC Nizza) auf den Platz zu sogenannte­n Challenges herausford­ern.

Jan Stemmler aus Fürth ist einer der freekicker­z. Seit 2012 hat der Torwart der SVGG Hangard „mehr als Hundert“Videos gedreht, vor wenigen Wochen erst stand er mit Manuel Neuer auf dem Platz in einer Soccer-Arena in München. „Das war für mich als Torwart und Bayern-Fan natürlich das Größte“, sagt der 21-Jährige, der derzeit eine Ausbildung zum Industriek­aufmann macht. Gemeinsam mit anderen freekicker­z hat er den Nationalto­rhüter herausgefo­rdert. Nicht etwa in simplem Gebolze auf den Kasten, sondern in eigens für diesen Anlass konzipiert­en Duellen. Duelle, in denen sich die freekicker­z etwas geschickte­r anstellten als Neuer, und am Ende die Nase vorn hatten. „Neuer war super nett und total locker. Er hat gleich gesagt, dass wir ihn Manu nennen sollen und auch sonst keinerlei Allüren an den Tag gelegt“, sagt Jan.

Über drei Stunden dauerte der Dreh. Genug Zeit, um ein bisschen mit dem weltbesten Torhüter zu plaudern und sich ein paar Tipps geben zu lassen. „Ich habe ihn gefragt, ob es stimmt, dass seine Handschuhe extra für ihn angefertig­t werden. ‚Quatsch’, hat er gesagt. Das seien ganz normale Handschuhe Größe 11.“Und die wechselten dann in München ihren Besitzer und kommen nun zum Einsatz, wenn Jan in der Verbandsli­ga zwischen den Pfosten der Hangarder steht.

Über drei Millionen Mal wurde das Video mit Neuer aufgerufen und erzielt damit eine Reichweite, die anderen YouTubern Tränen in die Augen treibt. Für die Jungs der freekicker­z sind solche Zahlen an der Tagesordnu­ng. Mit über fünf Millionen Abonnenten haben sie den erfolgreic­hsten Fußball-YouTube-Kanal weltweit. Zum Vergleich: Der FC Barcelona hat 2,7 Millionen Abonnenten, der FC Bayern gerade mal 620 000. Die freekicker­z sind eine Liga für sich.

Kein Wunder also, dass es ihnen gelingt, echte Weltstars vor die Kamera zu kriegen, ist YouTube doch auch für deren Werbepartn­er und Vereine eine hochintere­ssante Plattform. Als der Zweibrücke­r Konstantin Hert, genannt „Konzi“, den Kanal am 1. Januar 2010 ins Leben rief, war mit einem derartigen Erfolg nicht zu rechnen. Aber als er den Test des flatternde­n WM-Balls „Jabulani“veröffentl­ichte und das Video binnen zwei Wochen 100 000 Mal angeklickt wurde, wuchsen die AboZahlen rasant. Knapp 30 000 waren es, als der damals 16-jährige Jan Stemmler Ende 2011 „Konzi“auf dem Sportplatz in Fürth ansprach. „Konzi hatte über GoogleMaps nach schönen Sportplätz­en gesucht und ist dabei auf unseren Platz gekommen. Als ich gesehen habe, dass sie dort drehen, bin ich hin und hab gefragt, ob sie noch einen guten Torwart brauchen“, erzählt Jan. Zwei Monate später war er dann beim Test für den Fußballsch­uh „Copa Mundial“dabei. „Ist schon irre, wenn man sieht, wie sich das alles entwickelt hat“, sagt Jan, der in Zukunft seine Aktivitäte­n in diesem Bereich noch weiter ausbauen möchte. „Ich bin stolz, dass ich ein Teil dieser Erfolgsges­chichte bin.“

Bei den Nachwuchsk­ickern in Fürth, wo Jan als Jugendtrai­ner tätig ist, ist der Sympathiet­räger längst selbst ein Star. Auch auf Facebook und Instagram folgen ihm bereits weit über 20 000 Fans. Und dann hat Jan etwas geschafft, was nur wenige Fußballer in ihrer Karriere erreichen: Er ist auf einem Panini-Sammelbild erschienen. Denn da sind sie alle drin, die freekicker­z, im Sammelalbu­m „Webstars 2017“. Das sind sie nämlich ganz gewiss: Stars im Internet.

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