Rückkehr ins Leben
Neu im Kino: „Mein Leben als Zucchini“
„Die hat aber eine schöne Mutter“, sagt eines der Mädchen und 14 Kinderkulleraugen starren über den Schnee hinweg die Frau an, die gerade ihre Tochter tröstet. Es ist eine kurze, herzerweichende Szene. Wir sehen sieben bunte Knetfiguren mit kürbisähnlichen Riesenköpfen, dünnem Körper und großen, glänzenden Augäpfeln. Dass diese seltsamen Wesen einem bis dahin schon längst ans Herz gewachsen sind – darin liegt die große Kunst von Claude Barras’ Animationsfilm „Mein Leben als Zucchini“.
Während computergenerierte Trickfilme mit hohem technischem Aufwand an der Humanisierung ihrer Pixelcharaktere ackern, scheint diesen handgeformten Plastilin-Figuren die Seele förmlich eingearbeitet zu sein. Großartig ist aber nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Films, sondern auch seine Geschichte.
Zucchini (Foto: Polyband) heißt der Junge mit den blau umrandeten Augen und er hat es bisher nicht leicht gehabt in seinem Leben. Die alleinerziehende Mutter war eine Trinkerin und ist bei einem Sturz auf der Treppe ums Leben gekommen, als sie gerade ihren Sohn verprügeln wollte. Der kleine Junge ist voller Trauer und Schuldgefühle, als der nette Polizist Raymond ihn ins Waisenhaus bringt. Ausgehend von einem tragischen Schicksalsschlag, erzählt der Film mit einer Art zärtlichem Realismus von der allmählichen Rückkehr des Kindes ins Leben. Die existierende Gewalt und Vernachlässigung von Kindern wird hier offen thematisiert, aber nicht konfrontativ, sondern als sanfte filmische Umarmung. Zurecht ist dieser durch und durch liebenswerte Animationsfilm mit einer Oscar-Nominierung bedacht worden. (F 2016, 66 Min., Regie: Claude Barras) Der Junge Zucchini.
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