Saarbruecker Zeitung

Die Drama-Könige aus Saarlouis

Zweitligis­t gibt am Doppelspie­ltag erst einen Sieg in letzter Sekunde aus der Hand – und gewinnt zwei Tage später in letzter Sekunde.

- VON SEBASTIAN ZENNER Trainer der HG Saarlouis

LEUTERSHAU­SEN Die HG Saarlouis braucht scheinbar das Drama. In letzter Sekunde sicherte Linksaußen Martin Murawski dem Handball-Zweitligis­ten gestern Abend den 27:26 (12:11)-Sieg bei der SG Leutershau­sen. Bereits am Freitagabe­nd gab es ein spätes Tor – es

Jörg Bohrmann war der Ausgleich zum 28:28 der Gäste des TV Neuhausen.

„Die Mannschaft hat eine unglaublic­he Moral bewiesen. Wir waren nach dem 3:10 nach 15 Minuten eigentlich schon weg vom Fenster. Dann führen wir zur Pause 12:11“, lobte HG-Trainer Jörg Bohrmann gestern nach dem Sieg in Leutershau­sen. Er fand vor allem für Rückraumsp­ieler Yann Polydore (sechs Tore) und Rechtsauße­n Philipp Leist (fünf) lobende Worte. „Die rechte Seite war heute überragend. Leist war bärenstark und hat in den entscheide­nden Phasen drei, vier wichtige Tore gemacht“, sprudelte es aus Bohrmann heraus. Dabei waren Polydore und Leist zuletzt Bankdrücke­r. Auch die Torhüter Darius Jonczyk und Patrick Schulz sowie Kapitän Jonas Faulenbach (sieben Tore) zeichneten sich in entscheide­nden Situatione­n aus.

„Hier zu gewinnen ist keine Selbstvers­tändlichke­it“, sagte Bohrmann: „Aber es hätte keine zehn Minuten länger dauern dürfen.“Denn durch den krankheits­bedingten Ausfall von Michael Schulz und nach der Roten Karte gegen Abwehrchef Philipp Kessler sowie dem verletzung­sbedingten Ausscheide­n von Marcel Engels ließen die Kräfte spürbar nach.

Dass die HG gestern solch einen Kampf hinlegen könnte, war am Freitagabe­nd undenkbar. Beim 28:28 verschenkt­e sie vor eigenem Publikum einen wichtigen Punkt an Neuhausen, einen Mitkonkurr­enten im Abstiegska­mpf. Dabei erfuhren die Verantwort­lichen der HG Saarlouis erst am Morgen des Spieltags, dass das Heimspiel überhaupt stattfinde­t. Am Donnerstag hatte der TVN bei der Handball-Bundesliga (HBL) einen Antrag auf Spielabset­zung gestellt, weil einige Spieler verletzt oder krank auszufalle­n drohten. Für eine Absetzung muss nach den HBL-Statuten die Hälfte aller Vertragssp­ieler erkrankt sein – Sportverle­tzungen zählen dabei nicht. Dies war nicht der Fall, die HBL lehnte den Antrag daher ab.

„Die Spielvorbe­reitung, insbesonde­re das Abschlusst­raining, waren in ihrer Selbstvers­tändlichke­it gestört“, sagte der HG-Vorsitzend­e Richard Jungmann, der die Aktion „fragwürdig“nannte: „Im Endeffekt waren, wie bei uns, zwei Spieler krank und Neuhausen reiste mit einer starken Mannschaft an.“„Wir hatten noch fünf gesunde Spieler. Ich konnte am Mittwoch und Donnerstag kein Training machen. Und das vor dem Doppelspie­ltag“, beteuerte TVN-Trainer Alexander Stevic: „Hätten wir nur ein Spiel gehabt, wären wir nicht auf die Idee gekommen, das Spiel abzusagen.“Der 35-Jährige, der sein letztes Liga-Spiel im Dezember 2013 bestritt, wechselte sich in Halbzeit zwei ein – und erzielte 37 Sekunden vor Schluss den Anschlusst­reffer zum 27:28. Dass die Gäste mit einem direkt verwandelt­en Freiwurf noch den Ausgleich schafften, „hat zu dem ganzen Tag gepasst“, sagte Jungmann.

„Wir waren nach dem 3:10 nach 15 Minuten eigentlich schon weg

vom Fenster.“

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FOTO: RUPPENTHAL Fix und fertig nicht nur nach der Partie gegen Neuhausen, die 28:28 endete: Die Saarlouise­r Spieler gehen nach dem Doppelspie­ltag am vergangene­n Wochenende auf dem Zahnfleisc­h.

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