Saarbruecker Zeitung

„Es hätte gerne mehr sein dürfen“

Die AfD-Spitze sieht mit dem Einzug ins Parlament die Pflichtauf­gabe als erfüllt an.

- VON MICHAEL JUNGMANN

VÖLKLINGEN „Schwarze Sheriffs“hatte die Alternativ­e für Deutschlan­d für ihre Wahlparty an der Völklinger Nobeladres­se, einem Vier-Sterne-Hotel, engagiert – aus Sicherheit­sgründen. Die Aufpasser des privaten Sicherheit­sdienstes hatten einen leichten Job, zumindest in den ersten Stunden dieser Veranstalt­ung. AfD-Spitzenkan­didat Rudolf Müller (66) stellte kurz vor der 18-Uhr-Prognose fest: „Die Medienvert­reter sind in der Mehrzahl.“Später sollten sich doch etwa 40 bis 50 Anhänger in dem Nebenraum des Hotels an zehn Stehtische­n vor den Kameras drängen und die Prognose (sechs Prozent) eher verhalten bejubeln.

Beobachter registrier­ten bei den ersten Ergebnisse­n den lautesten Jubel, als der Rauswurf der Grünen verkündet wurde. Kandidat Müller gab dann zu Protokoll: „Ich freue mich sehr“über den sicheren Einzug in den Landtag. Seine letzte Vorhersage, das AfD-Ergebnis werde zweistelli­g, ging nicht auf. Auf Nachfragen von Journalist­en räumte er ein: „Es hätte gerne etwas mehr sein dürfen.“Parteichef Josef Dörr, der im Medienzent­rum in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle unterwegs war, hatte vor Monaten sogar laut von 20 Prozent AfD-Anteil geträumt. Dörrs erste Botschaft aus dem Wahlabend an das TV-Publikum wurde in Völklingen nicht gehört. Der Ton am Fernseher war fast abgedreht.

Echte Feierstimm­ung wollte kaum aufkommen. Albrecht Glaser, stellvertr­etender Bundesspre­cher und Sprecher in Hessen, sah noch keinen Anlass, etwa mit dem bereitsteh­enden Rotwein aus den Abruzzen („Santo Stefano“) anzustoßen. Er gratuliert­e der Saar-AfD zum Einzug in den Landtag, das elfte Landesparl­ament bundesweit. Sein nüchternes Fazit: „Wir haben die Pflicht erfüllt. Die Kür wäre mehr gewesen.“Brav versprach er zudem, dass das Kriegsbeil zwischen Bundes- und Landesverb­and begraben werde. Es ist noch nicht lange her, da wollte die AfD im Bund den Landesverb­and um Dörr wegen angebliche­r Nähe zu Rechtsextr­emen auflösen. Der 78-jährige Dörr wird aller Voraussich­t nach Alterspräs­ident des Landtages. Aus Mainz ins Saarland geeilt war der rheinland-pfälzische Fraktionsc­hef Uwe Junge. Er stimmte in den Lobgesang auf die Dörr-Mannschaft mit ein. Diese wird drei Abgeordnet­e stellen.

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FOTO: BECKER & BREDEL Die AfD hat den Einzug in den Landtag geschafft. Landeschef Josef Dörr und Spitzenkan­didat Rudolf Müller (rechts) freuen sich.

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