Bekommt Glas-Schau in Ludweiler Konkurrenz?
Wadgassen möchte in der alten Cristallerie ein nationales Glasmuseum einrichten. KOMMENTAR
LUDWEILER/WADGASSEN Im Spätherbst war von der Idee erstmals die Rede: In der denkmalgeschützten ehemaligen Wadgasser Cristallerie möchte die Gemeinde Wadgassen ein Glasmuseum einrichten. Keine kleine lokale Angelegenheit mit ein paar Vitrinen, sondern ein Deutsches Glasmuseum, das ein „lebendiger Ort“sein soll – so umriss Bürgermeister Sebastian Greiber damals das ehrgeizige Vorhaben.
Nun springt der saarländische Förderverein Glaskultur Greiber zur Seite. Er hatte zur Mitgliederversammlung in die Cristallerie eingeladen. Mit der Ortswahl will der Verein die Museums-Idee unterstützen, Glasindustrie und warte geradezu darauf, „zu neuem Leben erweckt zu werden“.
Was die Sache aus Völklinger Sicht pikant macht: Valentin führt nicht nur den Glaskultur-Verein. Er betreut auch die Glas-Schau im Ludweiler Glas- und Heimatmuseum. Und hat lange darum gekämpft, das Ludweiler Haus ganz dem Glas zu widmen – vergebens, der Museumsträger, der Heimatkundliche Verein Warndt, hat andere Pläne. Würde ein Museum in Wadgassen das Ende der Ludweiler Glas-Schau bedeuten?
Nein, sagt Valentin auf SZNachfrage: „Wenn jemand da ist, der Ludweiler weiterführt, geht Ludweiler weiter.“Auch mit den bisherigen Exponaten, die zum größten Teil aus drei privaten Sammlungen stammen – unter anderem aus Valentins eigener: „Ich würde in Ludweiler kein Glasstück rausnehmen.“Und er wolle sich auch nicht am Aufbau eines Wadgasser Glas-Hauses beteiligen, so wie er es in Ludweiler seit der Museumseröffnung vor zehn Jahren getan hat. Die Cristallerie bedeute eine größere Dimension, rund 1000 Quadratmeter Fläche seien zu bespielen; das müsse von Anfang professionell betreut werden, „das geht nicht mit Ehrenamtlichen“. Er könne sich, so das Cristallerie-Projekt Wirklichkeit werde, ein Nebeneinander der Standorte Ludweiler und Wadgassen vorstellen, sagt Valentin. Aber die eigene Glas-Sammlung – nach seinen Worten „um ein Vielfaches“größer als die insgesamt rund 600 Teile umfassende Ludweiler Schau – würde er im Fall des Falles nach Wadgassen geben.
Auch Bürgermeister Greiber hat professionelle Strukturen im Sinn, sagt er auf SZ-Nachfrage. Ehe man etwas beginne, müsse man Trägerschaft, Inhaltliches und späteren Betrieb klären. Eine Machbarkeitsstudie, für die er InterregFörderung beantragen will, soll da Licht ins Dunkel bringen. Das Ziel eines nationalen Museums sei gewiss ehrgeizig, „eine Vision“; aber so etwas gebe es bisher halt noch nicht. Nein, sagt Greiber nüchtern, noch sei die Idee ganz unkonkret, und einen Zeitplan gebe es schon gar nicht. „Aber wir bleiben dran“; er hoffe, dass „sein“Glasmuseum Realität werde.
Karl-Werner Desgranges, Vorsitzender des Heimatkundlichen Vereins Warndt, hat daran starke Zweifel. „Illusionär“nennt er das Vorhaben, hält es allenfalls für realisierbar, wenn die einst in Wadgassen produzierende Firma Villeroy & Boch es massiv unterstütze. Mit lokalem Schwerpunkt, meint Desgranges, könne Wadgassen dann auch Ludweiler ergänzen, statt Konkurrenz zu sein.
Für Valentin zählt noch ein anderer Aspekt. Glasindustrie habe es quer durchs Land gegeben, im Warndt, im Raum Saarlouis, im Saarpfalzkreis. Ihre Geschichte zu bewahren, „ist nach meiner festen Überzeugung Landessache“.