Saarbruecker Zeitung

Mit Pippi Langstrump­f Gut und Böse unterschei­den

Die Philosophe­n der Saar-Uni erläutern aktuelle ethische Probleme, unter anderem zur Flüchtling­skrise

-

Kinder beneiden Pippi Langstrump­f um ihre Freiheit. Aber welches Kind will wirklich fern der Eltern und ohne Regeln aufwachsen? Die Philosophi­n Susanne Mantel wird dieser Frage gemeinsam mit Kindern ab sieben Jahren auf den Grund gehen. Am Beispiel von spannenden Szenen aus den Büchern von Astrid Lindgren will sie aufzeigen, wie schwierig es ist, zwischen Gut und Böse zu unterschei­den. „In ‚Ronja Räubertoch­ter‘ etwa gibt es ein Gespräch zwischen dem Räubervate­r und Ronja, in dem er ihr vermitteln will, dass man rauben darf, wenn man auch den Armen etwas davon abgibt“, nennt Mantel als Beispiel. Obwohl Ronja unter Räubern aufgewachs­en ist, lässt sie sich von ihrem Vater nicht überzeugen. Ihre unbeirrbar­e Haltung verweist auf ein grundlegen­des Problem, an dem sich schon viele Philosophe­n versucht haben: Wie kommen Moralvorst­ellungen und Werte in unser Leben? Und wie handelt man danach richtig oder falsch?

„In ‚Brüder Löwenherz‘ zum Beispiel betrachtet Karl seinen älteren Bruder Jonathan als moralische Instanz. Diese gerät aber ins Wanken, als Jonathan einem Soldaten das Leben rettet, wohlwissen­d, dass dieser dann weiter seine Feinde töten wird“, erklärt Susanne Mantel. Sie ist überzeugt davon, dass auch Kinder im Grundschul­alter ein gutes Gespür dafür haben, in welchem Dilemma Menschen häufig stecken. „In der Philosophi­e neigt man dazu, für seine Gedankenex­perimente verschrobe­ne und alltagsfer­ne Beispiele anzuführen. Dabei stecken gerade in den Büchern von Astrid Lindgren so viele kluge Gedanken, die Kinder schon verstehen können“, unterstrei­cht Mantel, die dabei auch ihre achtjährig­e Tochter um Rat fragte.

In einem zweiten Vortrag für Erwachsene widmet sich die Philosophi­n den ethischen Fragen rund um die Flüchtling­skrise. „Warum sind Länder wie Deutschlan­d zur Aufnahme von Flüchtling­en verpflicht­et? Wie müsste eine solche Aufnahme aussehen? Und wo beginnt eine Überforder­ung? Für diese Fragen bietet die philosophi­sche Forschung Antworten, die ich gerne mit dem Publikum diskutiere­n will“, sagt Susanne Mantel. Sie plädiert für humanitäre Programme, mit denen Flüchtling­e legal nach Europa einreisen können, ohne die gefährlich­e Überfahrt in Schlauchbo­oten zu riskieren. „Ob dann alle Länder aufnehmen müssen oder nur bestimmte, ob man per Losverfahr­en die Flüchtling­e verteilt und manche dann doch abschiebt, dafür suchen wir in der Migrations­ethik nach Antworten“, erklärt sie (Kinder-Vortrag um 15 Uhr, Flüchtling­s-Vortrag um 13 Uhr, Geb. C5 2, R. 1.28).

 ?? Foto: dpa ?? Ob Kinder wirklich wie die taffe Pippi Langstrump­f alleine und fernab der Eltern aufwachsen möchten, diskutiert die Philosophi­n Susanne Mantel mit Kindern ab sieben Jahren am Tag der offenen Tür.
Foto: dpa Ob Kinder wirklich wie die taffe Pippi Langstrump­f alleine und fernab der Eltern aufwachsen möchten, diskutiert die Philosophi­n Susanne Mantel mit Kindern ab sieben Jahren am Tag der offenen Tür.

Newspapers in German

Newspapers from Germany