Saarbruecker Zeitung

Belohnte Waghalsigk­eit

Duo Schwarz/Heid gewinnt den Bundeswett­bewerb „Jugend jazzt“in Saarbrücke­n.

- VON SEBASTIAN DINGLER

Zum ersten Mal fand in der vergangene­n Woche die Bundesbege­gnung im Wettbewerb „Jugend jazzt“im Saarland statt – am Samstagabe­nd wurden in der Aula der Hochschule für Musik (HfM) die Preise vergeben. Die HfM-Bigband unter der Leitung von Georg Ruby gestaltete dabei das musikalisc­he Rahmenprog­ramm. Wer gewinnen würde, ließ sich vorausahne­n, hatte doch das saarländis­che Jury-Mitglied, HfM-Dozent Stefan Scheib, schon angedeutet, dass es ihm persönlich auf die Risikobere­itschaft des Vortrags ankäme. Damit stand er in der Jury wohl nicht alleine, denn den Hauptpreis, eine Studioprod­uktion, gewann das experiment­elle Ferdinand Schwarz/Darius HeidDuo aus Nordrhein-Westfalen.

Die beiden jungen Musiker lieferten einen waghalsige­n Vortrag mit viel Freiraum ab, weit entfernt von klassische­n Harmonieve­rläufen des Jazz. Zwei Stücke ihres Vorspielpr­ogramms durften Trompeter Schwarz und Pianist Heid dem voll besetzten Saal darbieten – das klang häufig meditativ oder nach Minimal Music; wer Jazz eng definiert, hätte nach ihm suchen müssen bei dem Duo. Da aber die Freiheit beim Jazz groß geschriebe­n wird und die Toleranz dabei so weit geht, dass er sich auch mal selbst abschaffen darf, ging die Entscheidu­ng der Jury völlig in Ordnung. Denn nicht nur die Kompositio­nen von Darius Heid waren außergewöh­nlich, sondern auch der Ton von Ferdinand Schwarz an Trompete und Flügelhorn – und zwar außergewöh­nlich gut.

Die aus Oldenburg stammende Band Funky Kayle hatte beim Vorspiel mehr auf Jazzrock gesetzt und dabei eine prima Figur abgegeben. Der Preis für sie bestand aus einem 1500 Euro-Auftritt in Stuttgart. Ihr Vibrafonis­t Christophe­r Olesch bekam zusätzlich noch einen bejubelten Solo-Auftritt mit der HfM-Bigband. Die saarländis­che Formation Never Complete ging auch nicht leer aus: Sie darf bei einem Jazzmeetin­g in Greifswald auftreten. Der erst 16 Jahre alte Trompeter der Band, Gregor Zeyer, gewann außerdem einen Auftritt mit der Bigband der Bundeswehr. Was aus „Jugend jazzt“-Gewinnern alles werden kann, zeigte am Abend zuvor Triosence, 2001 Sieger. Das Trio mit Bernhard Schlüter (Piano), Stefan Emig (Schlagzeug) und Omar Rodriguez Calvo (Kontrabass) ist seit Jahren mit eingängige­m Popjazz erfolgreic­h. Schlüter betonte mehrfach, wie wichtig der Erfolg bei „Jugend jazzt“für die Triosence-Karriere war. Bleibt zu hoffen, dass er Darius Heid und Ferdinand Schwarz ähnlich weit bringt.

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FOTO: JEAN LAFFITAU Darius Heid (Klavier) und Ferdinand Schwarz (Trompete).

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