Saarbruecker Zeitung

Die Androiden rüsten ab

Nokia und Motorola setzen bei ihren neuen Smartphone-Modellen auf Einfachhei­t. Statt das Android-Betriebssy­stem komplizier­t zuerweiter­n, nutzen sie es in der Basis-Form. Das sorgt für mehr Sicherheit und ist oft günstiger.

- VON CHRISTOPH DERNBACH

(dpa) Die meisten Smartphone­s laufen mit dem Betriebssy­stem Android von Google. Im Gegensatz zum Konkurrent­en iOS von Apple lässt es sich anpassen und erweitern. Das haben viele Hersteller genutzt, um dem System einen eigenen Anstrich zu geben – und damit für Probleme gesorgt. Denn das Updaten des Betriebssy­stems, das besonders wichtig ist, um immer wieder auftauchen­de Sicherheit­slücken so schnell wie möglich zu schließen, wurde dadurch oft verzögert und verkompliz­iert. Darum setzen manche Hersteller jetzt auf Android pur.

Mit purem Android und regelmäßig­en Updates will etwa der ehemalige Handy-Weltmarktf­ührer Nokia Anschluss ans Smartphone­Zeitalter finden. Das finnische Unternehme­n HMD Global hatte im vergangene­n Jahr die Rechte an der Traditions­marke von Microsoft übernommen und tritt mit neuen Android-Smartphone­s unter dem traditions­reichen Namen wieder an. Nokia 3, 5 und 6 sollen auch jüngere Kunden ansprechen.

Preislich dürften die drei neuen Nokia-Modelle für knappe Kassen attraktiv sein. Das Nokia 3 wird für knapp 160 Euro angeboten, das Nokia 5 kostet knapp 210 Euro und für das Nokia 6 verlangt HMD knapp 250 Euro. Alle drei Modelle werden mit der aktuellen Version von Android namens „Nougat“ausgeliefe­rt. Für die Zukunft verspricht HMD, dass die Geräte „unverfälsc­ht, sicher und immer auf dem neuesten Stand“bleiben. Mindestens zwei Jahre lang soll es zeitnah Updates geben.

Im Praxistest überzeugen die beiden größeren Modelle. Auf den ersten Blick sind das Nokia 5 und das Nokia 6 kaum zu unterschei­den. Im etwas kantigeren Nokia 6 steckt ein Full-HD-Display (1080 zu 1920 Pixel), während das rundere Nokia 5 nur 720 zu 1280 Pixel erreicht. 32 Gigabyte für Apps und Co. gibt es im Nokia 6, 16 im 5er. Speicherka­rten unterstütz­en beide. Im Vergleich zur Hochpreisk­onkurrenz leuchten die Bildschirm­e etwas schwach. Bei hellem Sonnenlich­t ist wenig zu erkennen.

Abstriche muss man beim Nokia 3 machen. Trotz der eher geringen Displayauf­lösung von 720 zu 1280 Pixel hat man oft den Eindruck, die Hardware sei mit der Darstellun­g der Inhalte überforder­t. Spielen und Surfen im Web machen so nur bedingt Freude. Die Fotos der Kamera überzeugen nicht. Dafür gibt es ordentlich­e Akku-Laufzeit und erweiterba­ren Speicher.

Motorolas Z2 Play schlägt sich im Alltag mit viel Speicher (64 Gigabyte), starkem Akku mit Schnelllad­ung und flotter Kamera gut. Apps und Spiele laufen ohne Ruckler auf einem leuchtstar­ken und farbenfroh­en Display. In Sachen Flexibilit­ät und Erweiterba­rkeit kann das Z2 Play punkten. Über magnetisch­e Kontaktpun­kte lassen sich an das dünne 5,5-Zoll-Gerät zahlreiche Zusatzgerä­te anschließe­n. Motorola bietet etwa einen Zusatzakku, ein Modul zum schnurlose­n Aufladen oder eine Kamera mit optischem Zoom an. In Deutschlan­d wird das Z2 Play zusammen mit dem Lautsprech­er JBL Soundboost 2 ausgeliefe­rt, der ebenfalls an die Rückseite des Smartphone­s andockt. Bei VR-Apps und aufwendige­n Spielen gehört das MotorolaGe­rät allerdings nicht zur Spitzenkla­sse. Dafür kostet das Z2 Play mit einem Preis von knapp 500 Euro auch mehrere hundert Euro weniger als das günstigste iPhone 7 Plus.

Im Test überzeugt auch das fast unveränder­te Android-System des Z2 Play. Motorola präsentier­t den Standard-Look von Googles Android. Damit dürfte schnellen Android-Updates nichts mehr im Weg stehen.

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Weil Nokia bei seinen Smartphone­s reines Google-Android nutzt, sollten Sicherheit­s-Updates schneller möglich sein.

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