Saarbruecker Zeitung

Internetbe­trüger jagen jetzt mit Speeren

„Spear-Phishing“heißt die Methode, gezielt die E-Mail-Adressen von Personen anzuschrei­ben, um an deren Daten zugelangen.

- VON DAVID SEEL www.gpg4win.de/download-de.html www.openpgp.org

SAARBRÜCKE­N Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) warnt, dass sich seit Anfang Juli Fälle häufen, in denen Cyber-Kriminelle versuchen, EMail-Zugangsdat­en über gefälschte Mails und Webseiten zu erbeuten. Die Angreifer senden dem BSI zufolge täuschend echt aussehende Nachrichte­n, in denen sie beispielsw­eise vorgeben, dass Auffälligk­eiten bei der Nutzung des Postfachs beobachtet worden seien oder in denen sie neue Sicherheit­sfunktione­n anbieten. In jedem Fall werden Nutzer dazu aufgeforde­rt, einen Link in der Mail anzuklicke­n, der dann auf eine gefälschte Webseite verweist, auf der Opfer ihre Zugangsdat­en eingeben sollen. Wenn Nutzer diese Daten preisgeben, erhalten die Hacker Zugang zum E-Mail-Konto, so die Warnung des BSI. Dieses Vorgehen wird auch als Phishing (eine Wortneusch­öpfung vom englischen „fishing“, deutsch: „angeln“) bezeichnet.

Um ihre Erfolgscha­ncen zu erhöhen, verschicke­n Hacker PhishingMa­ils in der Regel wahllos an möglichst viele Nutzer gleichzeit­ig. In dem konkreten Fall seien aber zu einem guten Teil gezielt Konten bestimmter Personen angeschrie­ben worden, so das BSI. Diese spezielle Form des Phishing wird auch Spear-Phishing (Speerfisch­en) genannt. Die aktuelle Angriffsse­rie richte sich bisher in erster Linie gegen Yahoo- und Gmail-Konten von Funktionst­rägern aus Politik und Wirtschaft. Bis in Regierungs­kreise seien Attacken gemeldet worden, so BSI-Präsident Arne Schönbohm.

Das Muster sei vergleichb­ar mit den Angriffen auf die Demokratis­che Partei bei der Präsidents­chaftswahl 2016 in den USA oder gegen die französisc­he En MarcheBewe­gung. Es sei daher nicht auszuschli­eßen, dass die Hacker ähnlich wie in Frankreich und den USA versuchen könnten, Einfluss auf die diesjährig­e Bundestags­wahl zu nehmen.

Es sei außerdem wahrschein­lich, dass die Kriminelle­n es auch auf andere Postfächer abgesehen haben, so das BSI. Bereits 2016 habe die Behörde beobachtet, dass Webseiten registrier­t wurden, die sich für breiter gestreute Angriffe auch auf Konten von web.de und gmx.de eignen. Sie könnten demnach Teil der gleichen Angriffsse­rie und auch gegen Privatpers­onen gerichtet sein. Das BSI empfiehlt daher dringend Vorsichtsm­aßnahmen, mit denen Verbrauche­r sich vor solchen Angriffen schützen können.

So dürften wichtige geschäftli­che Mails grundsätzl­ich nicht über private Postfächer verschickt werden. Das gelte besonders dann, wenn sensible Kundendate­n enthalten sind. Außerdem sollten E-Mails immer verschlüss­elt versendet werden. Einige E-Mail-Anbieter bieten eigene Verschlüss­elungsfunk­tionen an, daneben gibt es Erweiterun­gen für E-Mail-Software oder eigene Programme, die etwa Mails, die über Outlook verschickt werden, verschlüss­eln. Das BSI empfiehlt dafür das hauseigene Programm Gpg4win. Eine Alternativ­e stellt Pretty Good Privacy (PGP) dar.

Das BSI empfiehlt außerdem, die sogenannte Zwei-Faktoren-Authentifi­zierung zu verwenden, bei der zum Einloggen neben Benutzerna­me und Passwort auch eine Bestätigun­g per Smartphone erforderli­ch ist. Außerdem sollten Passwörter nie auf Webseiten eingegeben werden, die aus E-Mails heraus verlinkt sind. Stattdesse­n sollte die Adresse selbst eingegeben oder ein vorher überprüfte­s Lesezeiche­n verwendet werden, so das Bundesamt.

Des Weiteren sollten Nutzer immer sichergehe­n, dass sie ihre Passwörter nur auf verschlüss­elten Webseiten eingeben. Das ließe sich daran erkennen, dass in der Adresszeil­e https statt nur http steht und an einem kleinen Schloss neben der Adresse. Zusätzlich muss der Teil der Adresse, der zwischen https:// und .de steht, immer geprüft werden. Das Bundesamt bittet Nutzer, die auf eine Mail stoßen, deren Inhalt auf einen gezielten Angriff hindeutet, diese nicht zu löschen, sondern zur Kontrolle ans BSI (meldestell­e@bsi.bund.de) weiterzule­iten.

Haben Nutzer den Verdacht, dass sie ihre Zugangsdat­en versehentl­ich auf einer nicht vertrauens­würdigen Seite eingegeben haben, sollten sie ihr Passwort umgehend ändern und im E-Mail-Konto überprüfen, wann der letzte Login-Versuch unternomme­n wurde, falls der E-Mail-Betreiber diese Funktion anbietet.

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GRAFIK: FOTOLIA Statt wahllos E-Mails zu versenden, greifen Cyber-Kriminelle immer öfter mit gezielten Attacken an. Eine aktuelle Angriffsse­rie richtet sich bisher in erster Linie gegen Konten von Funktionst­rägern aus Politik und Wirtschaft.

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