Saarbruecker Zeitung

Ein Schaufenst­er für den Top-Stürmer

FCS-Angreifer Patrick Schmidt spielt am Sonntag erstmals in seiner Karriere im DFB-Pokal. Kann er die große Bühne nutzen?

- VON PATRIC CORDIER

SAARBRÜCKE­N Für Torjäger Patrick Schmidt ist es ein ganz besonderes Spiel, die Erstrunden­partie im DFB-Pokal an diesem Sonntag um 15.30 Uhr gegen den Zweitligis­ten FC Union Berlin. „Es ist mein erstes Spiel in diesem Wettbewerb. Ich freue mich riesig darauf“, sagt der 23-Jährige vom Fußball-Regionalli­gisten 1. FC Saarbrücke­n. Und: Schmidt trifft auf einen alten Bekannten. „Jens Keller war mein Jugendtrai­ner in Stuttgart. Ein völlig korrekter, netter Mensch. Fair, aber auch hart, wenn es sein muss.“Auch auf Schalke hatten beide miteinande­r zu tun. „Er hatte dort nie das Standing eines Cheftraine­rs, eher einer Zwischenlö­sung“, erzählt Schmidt, der damals bei der U23 der Knappen unter Vertrag stand: „Bei Union hat er jetzt diese Wertschätz­ung und darum auch Erfolg.“

Wertschätz­ung – ein Wort, das auch für den Webenheime­r Schmidt große Bedeutung hat. Unter den früheren FCS-Verantwort­lichen Milan Sasic und Fuat Kilic erfuhr er diese nicht, er flüchtete zum FC Homburg. Seit seiner Rückkehr trifft er – und wie. Nachdem er sich in der abgelaufen­en Saison in 35 Liga-Spielen mit 22 Saisontref­fern auf den Einkaufsze­ttel mehrerer Zweitligis­ten gespielt hatte, gab es ein klärendes Gespräch mit FCS-Präsident Hartmut Ostermann. „Dass er das zur Chefsache gemacht hat, war schon ein Zeichen für mich. Auch wenn es ja nicht das erste Mal war, dass ich mit Herrn Ostermann gesprochen habe“, sagt Schmidt und berichtet von einer Unterhaltu­ng bei Wurstsalat und Bratkartof­feln: „Wir waren uns sehr schnell einig. Der FCS ist mein Verein, und wir wollen etwas erreichen.“

Kein Gedanke an einen Wechsel? Nie? „Natürlich kommt man ins Nachdenken, wenn man von einem Zweitligis­ten umworben wird. Auch ich habe doch Kindheitst­räume und Ziele“, räumt Schmidt ehrlich ein: „Aber ich habe hier auch mein Umfeld, meine Freunde und die Familie. Das hat einen hohen Stellenwer­t für mich. Schließlic­h bin ich ja schon mit 15 Jahren zum ersten Mal von Zuhause weg nach Stuttgart. Dazu kommt: Wir haben eine Mannschaft, mit der wir viel erreichen können.“Dass er sich mit einer guten Leistung gegen Union wieder bundesweit ins Schaufenst­er stellen kann, ist dem Saarländer bewusst. Groß interessie­ren tut es ihn nicht. Das Ziel ist der Aufstieg mit den Blau-Schwarzen. „Aber das ist noch ganz weit weg“, sagt Schmidt: „Wir müssen jeden Tag unseren Job machen. Rumlabern bringt gar nix.“

Seinen Job macht Schmidt auch bislang in dieser noch jungen Saison. Drei Spiele, drei Tore – so seine Bilanz. Dazu kommen zwei weitere seines Sturmpartn­ers Kevin Behrens. „Wir haben im letzten Jahr viel voneinande­r gelernt und gegenseiti­g voneinande­r abgeschaut“, lobt Schmidt das Zusammensp­iel: „War ich am Anfang immer in der Spitze, und Kevin ließ sich fallen, wechseln wir heute schon deutlich mehr ab, sind variabler und für den Gegner schwer ausrechenb­ar.“

Das sollte bei der Qualität des Kaders auch für die taktische Formation der gesamten Mannschaft gelten. Trainer Dirk Lottner hat bislang nur auf eine Variante mit Dreierabwe­hrkette gesetzt. „Im 3-5-2 stehen wir defensiv sehr stabil, was uns ja vergangene Saison nicht immer gelungen ist“, sagt Schmidt: „Wir haben aber gesehen, dass es auch im 4-42 geht. Der Trainer muss entscheide­n, welches System gegen den jeweiligen Gegner besser passt.“

Dass jedes System Vor- und Nachteile und auch entspreche­nde Auswirkung­en auf den Kader hat, ist selbstvers­tändlich. Dass es darum auch immer Härtefälle geben wird, auch. „Der Konkurrenz­kampf ist brutal. Aber das wollten wir ja auch alle so“, sagt Schmidt: „Wir haben bis zum Winter mindestens 23 Spiele. Da wird jeder gebraucht. Wie schnell es geht, sieht man jetzt an der Verletzung von Marwin Studtrucke­r. Der fällt mit Knöchelbru­ch mindestens sechs Wochen aus. Seinen Platz muss ein anderer übernehmen.“ Platz für gekränkte Eitelkeite­n gibt es für Schmidt nicht. „Jeder muss das Gefühl haben, wichtig zu sein und dazuzugehö­ren“, betont der Stürmer: „Wenn es Probleme geben sollte, müssen wir die als Mannschaft auffangen. Das muss klappen. Denn wenn es nicht klappt, wird der Erfolg ausbleiben.“

Nicht nur die Fans haben hohe Erwartunge­n an diese Spielzeit. Dass beim 3:1-Erfolg gegen Hessen Kassel nur 3000 ins Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion gekommen sind, schmerzt auch die Spieler. „Natürlich lockt ein Spiel gegen Elversberg mehr. Aber man merkt auch deutlich, dass sich viele unserer Zuschauer gegen Völklingen wehren und heim in den Ludwigspar­k wollen“, sagt Schmidt: „Die Fans, die da sind, machen tolle Stimmung.“Aber aufgrund der guten Leistungen dürften es schon ein paar mehr sein – vielleicht ja am Sonntag gegen Union.

„Dass er das zur Chefsache gemacht hat, war schon ein Zeichen für mich.“

FCS-Torjäger Patrick Schmidt über Vertragsge­spräche im Sommer mit Präsident Hartmut Ostermann

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FOTO: SCHLICHTER Ein gewohntes Bild: Saarbrücke­ns Stürmer Patrick Schmidt bejubelt eines seiner vielen Tore für den 1. FC Saarbrücke­n.

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