Saarbruecker Zeitung

Im Saarforst beginnt die Holzernte

210 000 Kubikmeter Holz werden bis kommenden März aus den Wäldern geholt. Proteste sind programmie­rt.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N Mit einer Charme-Offensive startet der Saarforst-Landesbetr­ieb in die Holzernte-Saison 2017/18. Saarforst-Chef Hans-Albert Letter hat sich jetzt aus der Betriebsze­ntrale im kleinsten Saarbrücke­r Stadtteil Von der Heydt auf den Weg zur Saarbrücke­r Zeitung gemacht, um etwaigen Beschwerde­n von Spaziergän­gern, Joggern, Mountainbi­kern und Hundeführe­r bereits im Vorfeld zu begegnen. „Das ist eine tolle Entwicklun­g. Die Wahrnehmun­g der Umwelt hat sich stark verbessert“, sagte Letter im SZ-Gespräch. Die Waldbesuch­er sind dabei besonders wahrnehmun­gsfreudig: Jedes Jahr, wenn im Saarforst die Ernte beginnt, trudeln die Beschwerde­n über umgepflügt­e oder gesperrte Waldwege, liegengela­ssene Baumstamms­tapel oder vermeintli­che „Kahlschläg­e“beim Saarforst ein. Letter sagte, er könne die Empörung verstehen, wolle aber mit Aufklärung dazu beitragen, dass die Bürger die notwendige­n Arbeiten akzeptiert­en. Dazu hat der Saarforst jetzt ein Bürgertele­fon (0681971201) eingericht­et, an dem René Fontaine Beschwerde­n entgegenni­mmt und Fragen beantworte­t. Zudem habe er Ingrid Schmiedel mit der Öffentlich­keitsarbei­t betraut, sagte Letter.

Wie viele Bäume bis März 2018 im Staatswald gefällt werden, kann Letter nicht sagen. Doch es seien 210 000 Kubikmeter Holz, die unter die Sägeblätte­r kämen. Das seien bei insgesamt zwölf Millionen Kubikmeter­n Holz im Saarforst nur knapp zwei Prozent des Bestandes, der zudem nachwachse. Im Saarland gehören von 92 700 Hektar Wald 41 Prozent dem Land, 30 Prozent den Kommunen und 29 Prozent sind in Privatbesi­tz.

„Der Saarforst Landesbetr­ieb selbst fällt keine Bäume, das machen 70 Unternehme­n für uns“, erklärte Letter. Etwa 60 Prozent der Ernte werde mit Motorsägen eingebrach­t, 40 Prozent mit den großen Erntemasch­inen, den Harvestern. „Bei den Harvestern gab es bisher keine Unfälle“, sagte Letter. Dagegen seien durch menschlich­es Versagen vor zwei Jahren bei Säge-Unfällen zwei Waldarbeit­er gestorben. Man setze vor allem auf lokale Kleinunten­ehmen bei der Ernte. „Wir fühlen uns verpflicht­et, die am Leben zu halten“, betonte der parteilose Saarforst-Chef. Einige der Kleinunter­nehmer seien Bauern, die über entspreche­ndes Gerät verfügten. „Bei den Steillagen im Scheideter Tal haben wir Spezialunt­ernehmen mit Seilwinden aus dem Schwarzwal­d oder Allgäu engagiert“, berichtete Letter. Die Harvester-Einsätze habe der Saarforst europaweit ausgeschri­eben, hier kämen Unternehme­n aus Rheinland-Pfalz oder Bayern zum Zuge.

Der größte Teil der Holzernte werde nicht mehr im Saarland verarbeite­t. „Es gibt im Saarland nur noch drei kleinere Sägewerke“, sagte Letter. Die Holzstämme am Wegesrand seien mit Nummernmar­ken versehen, die exakt aussagten, wo die Stämme geschlagen worden seien und wer der Käufer sei. Sägewerke in Bayern, Rheinland-Pfalz Baden-Württember­g und Lothringen würden die Saar-Baumstämme für die Möbel-Industrie und die Baumärkte zurechtsch­neiden. Es sei nicht im Sinne des Saarforste­s, wenn Baumstamms­tapel manchmal monatelang am Wegesrand liegen blieben. Das sei im Falle der Käufer von den Laminatwer­ken Eiweiler oder dem Homanitwer­k in Niederlosh­eim der Fall, wenn die Konjunktur eine Delle habe. Zehn Prozent des eingeschla­genen Holzes, das unter zehn Zentimeter Stammdurch­messer hat, bleibe im Wald liegen, erklärte Letter.

Zu knapp drei Viertel besteht der Saarforst aus Laubbäumen. „Doch mit den Nadelbäume­n erzielen wir 60 Prozent des Erlöses“, betonte Letter. Was daran liege, dass Nadelbäume bereits nach 30 bis 35 Jahren wirtschaft­lich nutzbar seien.Eine Buche müsse schon 100 Jahre alt, eine Eiche sogar 150 Jahre auf dem Buckel haben, ehe es sich lohne, sie zu fällen. 10,5 Millionen Euro sei der Umsatz bei der Holzernte, der die Personalko­sten decke.

Auch heute seien noch die Folgen der schweren Kämpfe am Ende des Zweiten Weltkriegs im Saarland bei der Holzernte ein Problem. Denn in den Stämmen steckten noch die Granatspli­tter der Artillerie-Gefechte, was zu Maschinens­chäden und Qualitätse­inbußen führe.

Letter warnte davor, die Wegesperru­ngen bei den Erntearbei­ten zu missachten. Es habe zum Glück noch keine Unfälle durch die Jogger oder Spaziergän­ger gegeben, die die Absperrung­en überstiege­n und mitten in die Baumfällar­beiten liefen. Am Tag des Waldes, dem 31. März 2018, endet nicht nur die Holzerntes­aison. Die 33 Revierförs­ter werden dann zu Wanderunge­n einladen, um dabei mit allen Interessie­rten über den Wald zu sprechen, sagte Ingrid Schmiedel.

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FOTO: DPA Wenn in den saarländis­chen Wäldern die Holzernte beginnt, sollten Wegesperru­ngen unbedingt beachtet werden, um Unfälle zu vermeiden, warnt der Saarforst.
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FOTO: DORIS DÖPKE Saarforst-Chef Hans-Albert Letter

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