Saarbruecker Zeitung

Schwache Steuerkraf­t lähmt Kommunen

Im Vergleich liegt das Saarland hinter den anderen westlichen Flächenlän­dern.

-

SAARBRÜCKE­N (kir) Die 52 saarländis­chen Kommunen nehmen je Einwohner deutlich weniger Steuern ein als die Kommunen in allen anderen westdeutsc­hen Flächenlän­dern. Die Steuerkraf­t betrug im vergangene­n Jahr 643 Euro je Einwohner, wie die Arbeitskam­mer in einer neuen Veröffentl­ichung unter Berufung auf das Statistisc­he Bundesamt bekannt gibt. Damit liegt das Saarland deutlich hinter den anderen westlichen Flächenlän­dern. Schleswig-Holstein (770 Euro je Einwohner), Niedersach­sen (762 Euro) und Rheinland-Pfalz (756 Euro) haben gemessen am Bruttoinla­ndsprodukt zwar eine geringere Wirtschaft­skraft je Einwohner als das Saarland, schneiden bei der Steuerkraf­t aber deutlich besser ab – eine Folge der Regeln, wie das Steueraufk­ommen unter den Bundesländ­ern aufgeteilt wird. In Bayern betrug die gemeindlic­he Steuerkraf­t sogar 1066 Euro je Einwohner.

Die schwache Steuerkraf­t trägt zur massiven Verschuldu­ng der Saar-Kommunen bei. Die Kassenkred­ite, die als eine Art kommunaler Dispo eigentlich nur zur Überbrücku­ng kurzfristi­ger Finanzieru­ngsengpäss­e dienen sollten, steigen und steigen – allein von 2012 bis 2016 von 1,89 Milliarden Euro auf 2,18 Milliarden Euro. Je Einwohner sind die Saar-Kommunen mit 2190 Euro Kassenkred­iten belastet, die bayerische­n lediglich mit 15 Euro.

Wie schon öfter berichtet, geben Kommunen nirgendwo in Deutschlan­d so wenig Geld für Investitio­nen aus wie im Saarland – 174 Euro je Einwohner. Bayerische Kommunen können mit 545 Euro je Einwohner mehr als drei Mal so viel Geld in Schulen, Straßen oder Kanäle stecken wie Saar-Kommunen.

Bei den Personalko­sten liegen die Saar-Kommunen unter den Flächenlän­dern auf Platz neun. Pro 1000 Einwohner beschäftig­en sie 14,5 Mitarbeite­r (in Vollzeitst­ellen umgerechne­t). Fasst man Land und Kommunen zusammen, so kommt das Land auf 36,9 Mitarbeite­r je 1000 Einwohner (Platz acht). Damit ist die öffentlich­e Hand, was das Personal betrifft, im Saarland sparsamer als in den ostdeutsch­en Ländern, Hessen, Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz. Schleswig-Holstein, das bei den Länderverg­leichen als Vorbild für das Saarland gilt, kommt allerdings mit 34 Mitarbeite­rn aus. Dafür müssten Land und Kommunen im Saarland rund 2900 Stellen abbauen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany