Saarbruecker Zeitung

Husten-Skandal erschütter­t Bridge-Welt

Eine deutsche SeniorenMa­nnschaft holte 2013 erstmals den WM-Sieg im Bridge. Aber der Titel wurde aberkannt. Nun kämpfen zwei deutsche Doktoren um ihren WMTitel und gegen eine lebenslang­e Sperre.

- VON FRANK CHRISTIANS­EN

(dpa) Michael Elinescu ist empört: „Wir sind Weltklasse­spieler, das haben wir nicht nötig“, sagt der 66-Jährige. „Das ist eine Hexenjagd. Die haben unseren Ruf total ruiniert.“Der Arzt aus Ratingen im Rheinland kämpft heute vor dem Düsseldorf­er Oberlandes­gericht nicht nur um seinen aberkannte­n Weltmeiste­r-Titel im „Karten-Schach“, wie Bridge auch genannt wird, sondern auch um Ruhm und seine Ehre.

Der Titel war ihm einige Monate nach dem WM-Turnier 2013 auf der indonesisc­hen Insel Bali aberkannt worden. Angeblich hätten er und sein Bridge-Partner, der Arzt Entscho Wladow (75), sich mit einem Husten-Code regelwidri­g abgesproch­en und letztlich nur durch einen Schwindel den Titel gewonnen. Der Deutsche Bridge-Verband schloss sich der Ansicht des Weltverban­des an: Die „deutschen Doktoren“, wie die Mediziner in der Bridge-Szene genannt werden, hätten betrogen.

Dem deutschen Verband war die Sache sehr unangenehm: Auch der damalige Verbandspr­äsident und Jurist Ulrich Wenning war im WMTeam 2013. Er musste seinen Titel ebenfalls zurückgebe­n und sprach vom „größten Skandal in der Geschichte des deutschen Bridge-Verbandes“.

Doch Elinescu weist die Betrugsvor­würfe auch vier Jahre später weiterhin energisch zurück und vermutet eine Verschwöru­ng von US-Profis und ihrer damaligen reichen Sponsorin. Zwei Gutachten belegten inzwischen klar, dass die präsentier­ten Aufnahmen des Geschehens im Finale gegen die USA manipulier­t worden seien, sagte er. „Ich kann mich nicht erinnern, auch nur einmal gehustet zu haben. Vier Monate haben die gebraucht, um die Aufnahmen zu manipulier­en“, sagt Elinescu. Der deutsche Verband habe sich dem Weltverban­d dann einfach angeschlos­sen, ohne eine eigene Untersuchu­ng einzuleite­n. Im deutschen Verband hätte sich das Bridge-Duo zuvor Feinde gemacht. Sie seien unbeliebt gewesen, räumt Elinescu ein. „Mein Partner ist temperamen­tvoll.“Die Husten-Affäre sei einfach eine Gelegenhei­t gewesen, ihn und Wladow aus dem Weg zu räumen.

Von den Verbänden wird die Sache anders dargestell­t: Die lange Zeit bis zur Aberkennun­g des Titels sei vergangen, um ganz sicher zu gehen. Erst als das deutsche Duo bei einem weiteren Turnier erneut den Husten-Code verwendet habe, sei

„Das ist eine Hexenjagd. Die haben unseren Ruf

total ruiniert.“

Michael Elinescu

Ehemaliger Bridge-Weltmeiste­r

die Verbände zur Tat geschritte­n.

Worin sich beide Seiten einig sind: Auf Bali war es während der WM heiß und schwül, nicht so im Hotel, in dem die Weltmeiste­rschaft stattfand. „Die Klimaanlag­e hat die tropischen Temperatur­en stark runtergekü­hlt, viele waren erkältet“, sagt der aktuelle Präsident des deutschen Bridge-Verbandes, Kai-Ulrich Benthack.

Disziplina­rkommissio­nen der internatio­nalen und nationalen Bridge-Verbände hatten gegen Elinescu und Wladow als Paar ein lebenslang­es Teilnahmev­erbot an internatio­nalen Turnieren verhängt. Sowie gegen jeden Spieler ein zehnjährig­es Einzelspie­lverbot. Dagegen hatte das Bridge-Duo geklagt und vor dem Landgerich­t Köln einen Teilerfolg gegen den deutschen Verband erzielt: Die Sanktionen seien zu hart.

Nun werden die Husten-Vorgänge auf Bali zum Fall für den Kartellric­hter Prof. Jürgen Kühnen in Düsseldorf. Ob er sich in Regelwerk und Etikette des Bridge-Spiels eingearbei­tet hat, wird von beiden Seiten gespannt beobachtet.

 ?? FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA ?? Der Ratinger Arzt Michael Elinescu holte 2013 mit seinem Partner, Entscho Wladow, den Weltmeiste­r-Titel im Bridge. Eine Sensation. Kurze Zeit später wurde der Titel jedoch wegen Betrugs aberkannt.
FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Der Ratinger Arzt Michael Elinescu holte 2013 mit seinem Partner, Entscho Wladow, den Weltmeiste­r-Titel im Bridge. Eine Sensation. Kurze Zeit später wurde der Titel jedoch wegen Betrugs aberkannt.

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