Apple macht die Schotten dicht
Der IT-Konzern will künftig über seine Software Datensammlern wie Facebook das Leben schwerer machen.
(dpa) Apple will den Nutzern seiner Geräte Möglichkeiten geben, Apps beim Datensammeln zu beschränken. Vom Widerstand anderer großer IT-Konzerne gegen diesen Plan wolle man sich nicht beeindrucken lassen. Das geht aus einem Brief des Technik-Konzerns an Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch hervor. Facebook reagierte mit scharfer Kritik und stellte Apples Absichten in Frage.
Durch die Neuerungen sollen Nutzer von Apple-Geräten leichter verhindern können, dass Apps und Werbedienste Informationen über ihr Verhalten über die Grenzen einzelner Anwendungen und Webseiten hinweg sammeln. Apples Plan ist, dass jede Anwendung die Nutzer für den Zugriff um Erlaubnis fragen muss.
Facebook warnte davor, dass die Änderung das eigene Werbegeschäft erschweren würde. Firmenchef Mark Zuckerberg kritisierte zuletzt, dass dies die Erholung der Wirtschaft von der Corona-Pandemie beeinträchtigen könne, da viele kleine und mittlere Unternehmen auf Werbung im Netz angewiesen seien. „Ich sehe das nicht so“, sagte Apples Software-Chef Craig Federighi.
Das aufdringliche Nachverfolgen der Nutzer-Aktivität komme letztlich nur dem „datenindustriellen Komplex“und großen Tech-Konzernen zugute. „Wir denken, dass invasives
Tracking dem gesamten Ökosystem schadet, weil es das Vertrauen der Nutzer in die Systeme mindert.“
Apple sei überzeugt, dass sein neues Verhalten für alle Marktteilnehmer gut sei. „Die vorrangigen Verlierer sind vielleicht die großen Unternehmen, die ein Geschäft daraus machen wollen, große Mengen von Daten zu sammeln.“
Facebook warf Apple im Gegenzug unfairen Wettbewerb vor. „Die Wahrheit ist, dass Apple sein Geschäft in die Werbung ausgebaut hat und versucht, durch die anstehenden Änderungen das freie Internet in kostenpflichtige Apps und Dienste zu zwingen, von denen sie profitieren.“Apple nutze eine dominierende Marktposition aus, „um die eigene Datensammlung zu priorisieren, während sie es für ihre Wettbewerber nahezu unmöglich machen, die selben Daten zu nutzen“.
Die Freigabe-Anfragen waren eigentlich schon für den Start des neuen Mobil-Systems iOS 14 im Herbst angekündigt. Im September verschob Apple ihre Einführung jedoch auf Anfang kommenden Jahres. Zur Begründung hieß es, man wolle Entwicklern mehr Zeit geben, notwendige Änderungen vorzunehmen.
Für Facebook ist der Zugriff auf Daten wichtig, weil das Online-Netzwerk seinen Werbekunden einen verlässlichen Zugang zu möglichst spezifischen Kundengruppen verspricht. Apple hatte anfangs beim Start des iPhones Zugang zur Gerätenummer für Werbezwecke gewährt. Vor einigen Jahren wurde stattdessen eine spezielle Nummer für Werbung eingeführt, die IDFA (Identifier for Advertisers, Identifikationsnummer für Werbetreibende). Zugang zu ihr werden App-Entwickler nun erst bekommen, nachdem sie dafür die Erlaubnis eines Nutzers eingeholt haben.
App-Betreiber können allerdings versuchen, einzelne Geräte auf andere Weise zu erkennen – zum Beispiel über aktive Apps oder die Kombination von Einstellungen. Bei Apple ist das ausdrücklich verboten. „Wir können das technisch nicht verhindern, aber wir gehen davon aus, dass Datenschützer und auch wir bei Apple selbst merken werden, wenn so etwas passieren sollte“, sagte Federighi.
Zugleich gebe es immer neue Bedrohungen für die Privatsphäre der Nutzer, räumte der Apple-Manager ein. „Jahr für Jahr müssen wir mehr Schutzmaßnahmen treffen.“Allerdings habe sich gezeigt, dass bisher ergriffene Vorkehrungen funktionieren. So habe die Transparenz beim Zugriff auf den Standort der Nutzer dazu geführt, dass viele in der Branche bei ihren Geschäftsmodellen nicht mehr auf solche Daten setzten.
„Wenn man Dinge strukturell verändert, kann man das System reformieren. Und wir hoffen letztlich, ein Beispiel für die Branche zu setzen und bei den Nutzern hohe Erwartungen an den Datenschutz zu etablieren.“Apple wolle zeigen, dass Werbemodelle nicht auf invasivem Tracking der Nutzer basieren müssen, um effizient zu sein.
„Jahr für Jahr müssen wir mehr Schutzmaßnahmen
treffen.“
Craig Federighi
Software-Chef von Apple