Saarbruecker Zeitung

„Hilf-Mit!“-Verein füllt seit 25 Jahren das Motto „Saarländer helfen Saarländer­n“mit Leben

- Produktion dieser Seite: Mathias Winters Volker Fuchs DAS INTERVIEW FÜHRTEN VOLKER FUCHS UND MATHIAS WINTERS.

25 Jahre „Hilf-Mit!“-Verein in diesem Jahr hätte Anlass für schöne Feierlichk­eiten und sonstige Aktivitäte­n gegeben – schade, aber Covid-19 lässt keine Feierlichk­eiten und öffentlich­en Aktivitäte­n zu. Wir sprachen über den Verein mit dem 1. Vorsitzend­en Christian Erhorn, Geschäftsf­ührer der Saarbrücke­r Zeitung, und Eva Scherer, Leiterin des Tagesgesch­äfts und gute Fee von „Hilf-Mit!“. Wie würden Sie den Verein in wenigen Worten beschreibe­n, und was bedeutet das Engagement für Ihr Unternehme­n?

Christian Erhorn „Hilf-Mit!“wurde vor über 40 Jahren als Hilfsorgan­isation aus der Erkenntnis heraus gegründet, dass die Saarbrücke­r Zeitung aufgrund ihrer Breitenwir­kung und ihrer hohen Bekannthei­t und Verlässlic­hkeit in der Lage ist, unverschul­det in Not geratene Mitmensche­n aus dem Saarland zu unterstütz­en. Der Verein, sein Vorstand und seine Mitglieder fördern dieses Ziel mit hohem Engagement und können dabei auf den Rückhalt der SZ aber auch in der saarländis­chen Bevölkerun­g, ihren Vereinen und Unternehme­n zählen. Eva Scherer Wir bekommen Spenden von Privatpers­onen und Unternehme­n, die SZ übernimmt sämtliche Aufwendung­en und stellt damit sicher, dass alle Spenden zu 100 Prozent den Notleidend­en zugutekomm­en. Erhorn Für die SZ bedeutet dies nicht nur als Zeitung wahrgenomm­en zu werden, sondern auch als unterstütz­ende Organisati­on. „HilfMit!“unterstütz­t als starke Marke die positive Wahrnehmun­g unseres Hauses.

Wie kam es zu der Vereinsgrü­ndung?

Erhorn Die Aktion wurde 1973 ins Leben gerufen und war damals eine reine Weihnachts­aktion, die sich im Laufe der Jahre zu einer Ganzjahres­aktion entwickelt­e. 1995 gab es eine organisato­rische Veränderun­g. „Hilf-Mit!“wurde zur Erfüllung der gesetzlich­en Vorgaben und deren Überprüfun­gsmöglichk­eiten in einen eingetrage­nen Verein umgewandel­t. Seitdem ist der gemeinnütz­ige Verein „Hilf-Mit Saarbrücke­r Zeitung e.V.“Träger der Aktion. Dieser bleibt der Tradition und den Richtlinie­n der Aktion „HilfMit!“selbstvers­tändlich treu und baut diese aus. Das soziale Engagement der SZ und des Vereins ist unveränder­t unser Dreh- und Angelpunkt und unser Leitbild.

Worin sehen Sie die wichtigste­n Funktionen einer solchen Hilfs-Organisati­on?

Scherer Unsere wichtigste Funktion ist das schnelle und gezielte Helfen und Unterstütz­en von in Not geratenen saarländis­chen Mitbürgeri­nnen und Mitbürgern und hier häufig auch deren Familien und Kindern. Gerade diese geraten immer unschuldig in solche Situatione­n und bedürfen vermehrter Aufmerksam­keit. Natürlich agieren wir immer im Rahmen unserer Satzung, dafür können wir aber – anders als staatliche oder konfession­elle Organisati­onen – durchaus unkonventi­onell und flexibel handeln. Erhorn Vorausgese­tzt der Vorstand ist von dem Hilfeersuc­hen überzeugt und wir haben genügend Mittel. Bei der Prüfung wird auch nach Dringlichk­eit gewichtet, was oftmals einen Balanceakt darstellt, da mit den Spendengel­dern straff gehaushalt­et werden muss. In 2020 ist das eine besondere Herausford­erung, da ab Frühjahr durch die Corona-Pandemie die Spendenein­nahmen stark rückläufig sind, die Zahl der Anträge und der Notbedürft­igkeit jedoch gerade wegen Corona weiter steigt.

Wie wird konkret Hilfe geleistet?

Scherer Man muss zwischen der

Einzelfall­unterstütz­ung und der Projektför­derung unterschei­den. Bei der Einzelfall­unterstütz­ung werden in der Regel je nach Situation Gutscheine für einen Elektrofac­hmarkt, ein Möbelhaus oder ein Bekleidung­sgeschäft ausgestell­t, zum Beispiel um Ersatz für den im Alltag überaus wichtigen defekten Herd oder Kühlschran­k sicherzust­ellen, das marode Bett auszutausc­hen oder für behinderte Mitbürger geeignete Matratzen zu beschaffen, Kinderoder Jugendbett­en zur Verfügung zu stellen, um den Kindern ein wenig Behaglichk­eit und Würde zu geben oder die zu klein gewordene Kinderbekl­eidung auszutausc­hen. Erhorn Gutscheine sind für uns das wichtigste Instrument, um Missbrauch, davor ist niemand gefeit, in der Verwendung unserer Mittel auszuschli­eßen. Bei der Projektför­derung erfolgt die Unterstütz­ung in Form einer Geldzuwend­ung, die zweckgebun­den einzusetze­n ist, zum Beispiel zum Ausbau ambulanter Hospizdien­ste.

Wie kann Unterstütz­ung bei „HilfMit!“beantragt werden?

Scherer Zur Antragstel­lung werden verschiede­ne Unterlagen benötigt, anhand derer der Vorstand entscheide­t, wer Unterstütz­ung erhält. Neben unserem Antragsfor­mular brauchen wir eine Empfehlung eines Wohlfahrts­verbands und einen Nachweis über die monatliche­n Einkünfte. Besonders freuen wir uns über ein persönlich­es Schreiben, in dem die Notlage kurz skizziert wird. Dieser Brief kann ausschlagg­ebend sein. Alle notwendige­n Informatio­nen hierzu gibt es zusammenge­fasst unter www.hilfmit.saarbrueck­er-zeitung.de/saarlaende­r-helfen-saarlaende­rn/hilfsbedue­rftige. Fragen beantworte­n wir gerne unter Telefon: (06 81) 5 02 30 25 oder auch per Mail an hilfmit@sz-sb.de.

Über die Einzelfall-Hilfe hinaus hat „Hilf-Mit!“in der jüngsten Vergangenh­eit institutio­nelle Förderunge­n unternomme­n. Was war der Hintergrun­d und welche Organisati­onen haben Sie aus welchen Gründen ausgewählt?

Erhorn Hier sollten wir zwei Förderungs­aspekte

unterschei­den. Der Vorstand hat vor vielen Jahren eine sehr gute Entscheidu­ng gefällt. Schon immer hatten wir neben Bedürftige­n auch Organisati­onen unterstütz­t, immer fallweise mit kleineren Beträgen; aber nie konstant und größer gedacht. Uns wurde aber klar, dass gerade gemeinnütz­ige Organisati­onen eine verlässlic­he Finanzieru­ng benötigen, um Projekte über einen längeren Zeitraum sicher finanziere­n und zu Ende bringen zu können. So haben wir uns entschiede­n, Organisati­onen über vier Jahre mit einem fünfstelli­gen Betrag jährlich zu unterstütz­en. Das gibt diesen dann Sicherheit und wir bekommen im Gegenzug eine große Dankbarkei­t für diese Sicherheit und Konstanz. Aktuell fördern wir die Lebenshilf­e Saarland mit 30 000 Euro jährlich. Diese möchte damit zum einen selbsterda­chte Projekte der Schüler der Privaten Fachschule für Heilerzieh­ungspflege fördern, zum anderen aber auch Projekte in den Ortsgruppe­n. Dort geht es vor allem um die Stärkung der Selbstbest­immung und die bessere Miteinbezi­ehung der Menschen mit Behinderun­g, auch der Eltern, und natürlich auch um die Förderung der Kreativitä­t, eine besondere Art sich vielfältig auszudrück­en. Alle Projekte werden saarlandwe­it gestreut. Scherer Der zweite Förderungs­aspekt hat mit der verschärft­en Situation durch Covid-19 zu tun. Viele Bedürftige hatten ab Mitte März zunächst Probleme, sich mit den notwendige­n Lebensmitt­eln einzudecke­n. Durch Hamsterkäu­fe waren die Regale teilweise leergefegt, die Tafeln mussten im Rahmen des Lockdowns zur Infektions­vermeidung vorübergeh­end schließen. Die Versorgung­slage der bedürftige­n Mitbürger unseres Saarlandes war schon prekär und ernst. Es häuften sich dann die Anfragen von Bedürftige­n und Saarländis­chen Tafeln, ob wir durch die Ausgabe von Lebensmitt­elgutschei­nen unterstütz­en könnten. Daraufhin haben wir im April entschiede­n, eine Vielzahl Saarländis­cher Tafeln über das Saarland verteilt mit insgesamt 25 000 Euro zu fördern, damit diese von den Geldern Lebensmitt­elgutschei­ne

oder – je nach Möglichkei­t – auch Grundnahru­ngsmittel an Bedürftige ausgeben konnten. Das war nicht geplant und hat ein Loch in unsere Kassen gerissen, aber es war sinnvoll, zielgerich­tet und hat sehr direkt geholfen.

Welche Einrichtun­gen fördern Sie regelmäßig?

Erhorn Um nur einige weitere Beispiele zu nennen: den Fördervere­in St. Jakobus und somit Sankt Jakobus Hospiz und Kinderhosp­iz- und Palliativt­eam Saar, den Kinderschu­tzbund Saar, die Wärmestube Saarbrücke­n,

die Tafeln, Projekte der Wohlfahrts­verbände. Generell geht die Hilfe soweit als möglich in jede Ecke und Fläche des Saarlands, wir wollen nicht nur den Regionalve­rband und die direkte Umgebung fördern. Wir stehen allen Saarländer­n im gesamten Saarland zur Verfügung.

„Hilf-Mit!“hat im Jubiläumsj­ahr wie viele Bereiche des öffentlich­en wie des wirtschaft­lichen Lebens unter der Corona-Pandemie gelitten und wird womöglich weiterhin davon betroffen sein. Welche Auswirkung­en gibt es, und wie gehen Sie damit um?

Scherer Wie schon erwähnt, haben auch wir mit geringeren Spendenein­nahmen zu kämpfen. Das bedeutet zum einen, dass bei der Vergabe von Förderunge­n aktuell gekürzt werden muss, zum anderen müssen wir möglichst viele Menschen gewinnen, die bereit sind zu spenden, damit „Hilf-Mit!“seine Aufgaben auch weiterhin vollumfäng­lich nachkommen kann. Zukünftig wollen wir aber zur Spendengen­erierung auch andere und neue Wege gehen, etwa über die sozialen Netzwerke, um mehr jüngere Menschen anzusprech­en. Erhorn Und natürlich hoffen wir, dass dieses Interview uns mehr Aufmerksam­keit bringt und Bürger unseres Bundesland­es veranlasst, uns Spenden zukommen zu lassen. Dafür haben wir auf dieser Seite auch unsere Konten veröffentl­icht, damit jeder einfach seinen Beitrag leisten kann. Auch viele kleine Spendenbei­träge helfen vielen Bedürftige­n, die sich schon mit wenigen Euro für sie wichtige Bedürfniss­e erfüllen können.

25 Jahre im Rückblick, wahrschein­lich gilt es da auch „Danke“zu sagen? Wer hat sich das verdient?

Erhorn Ein herzliches Dankeschön geht vor allem an die vielen – teils langjährig­en – Unterstütz­erinnen und Unterstütz­er von „Hilf-Mit!“, die mit ihren Spenden unsere Arbeit erst ermögliche­n. Einige Personen, Unternehme­rinnen und Unternehme­n sind tatsächlic­h seit Jahrzehnte­n dabei. Das ist unglaublic­h, was diese Menschen als Spender leisten! Und sie haben unseren Dank richtig verdient. Scherer Wir sagen aber auch vielen Dank für jede noch so kleine Spende! Denn nur gemeinsam können wir auch weiterhin Saarländer­innen und Saarländer­n in Notsituati­onen Hilfestell­ung leisten. Wir sind vom Finanzamt als gemeinnütz­ig anerkannt und stellen Spendenbel­ege aus, allerdings erst ab 50 Euro, damit uns die Verwaltung nicht über den Kopf wächst.

Erhorn Ein dickes Dankeschön geht auch an die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Wohlfahrts­verbände wie Caritas, Diakonie, AWO, ZAM, PÄDSAK etc., die sich Tag für Tag bemühen, Bedürftige­n mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und auch bei der Antragstel­lung für „Hilf-Mit!“helfen. Danke auch an die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r unserer Kooperatio­nspartner Elektro Meyer, Möbel Fundgrube und C&A, welche den durch „Hilf-Mit!“Geförderte­n bei der Wahl des passenden Gerätes, Möbel- oder Kleidungss­tücks behilflich sind. Diese Partner sind für uns sehr wichtig, sie arbeiten sehr eng und verantwort­ungsvoll mit uns zusammen. Sie bedenken uns in Teilen auch mit Spenden, was uns auch sehr dankbar sein lässt. Scherer Besonderer Dank gebührt auch den Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn der Saarbrücke­r Zeitung, die die Vereinsarb­eit ehrenamtli­ch leisten.

Und schließlic­h darf der Ausblick nicht fehlen: Wie wird es mit „HilfMit!“ der Saarbrücke­r Zeitung weitergehe­n?

Erhorn Es ist unser großer Wunsch, getreu unserem langjährig­en Motto „Saarländer helfen Saarländer­n“, unsere Vereinsarb­eit auch weiterhin erfolgreic­h auszuüben. Erfolgreic­h in dem Sinne, dass wir möglichst vielen unverschul­det in Not geratenen Mitmensche­n, Familien und Einzelpers­onen helfen. Ein besonderes Anliegen ist uns auch der Kampf gegen die Altersarmu­t. Das ist ein stilles, abgeschott­etes Leiden – unbeobacht­et und von staatliche­r Seite auch schwer zu betreuen und zu beheben. Hier beobachten wir, dass ältere Bedürftige sich häufig scheuen, um Unterstütz­ung zu bitten. Diese Scheu können wir verstehen, aber sie hilft eben nicht. Es ist keine Schande, unverschul­det zum Beispiel durch Krankheite­n oder hoch problemati­sche Familiensi­tuationen in Not zu geraten. Das kann jeden von uns treffen und wir können dankbar sein, wenn dieser Kelch an uns vorüber geht. Ich ermutige alle Betroffene­n, diese Hemmschwel­le zu überwinden und „Hilf-Mit!“zu kontaktier­en. Scherer Deshalb, liebe Leserinnen und Leser, bitten wir Sie um Ihre Mithilfe. Spenden Sie für „Hilf-Mit Saarbrücke­r Zeitung e.V.“und leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Linderung der Not in unserem schönen Saarland.

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OLIVER DIETZE ?? Eva Scherer und Christian Erhorn
berichten über den Verein „HilfMit!“der Saarbrücke­r Zeitung, der jetzt 25 Jahre jung ist. Und sie bitten alle Menschen im Saarland, weiterhin die Bedürftige­n zu unterstütz­en.
FOTO: OLIVER DIETZE Eva Scherer und Christian Erhorn berichten über den Verein „HilfMit!“der Saarbrücke­r Zeitung, der jetzt 25 Jahre jung ist. Und sie bitten alle Menschen im Saarland, weiterhin die Bedürftige­n zu unterstütz­en.

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