Saarbruecker Zeitung

Bund plant Nationale Gesundheit­sreserve an 19 Standorten

In vielen Kliniken und Pflegeheim­en war Schutzausr­üstung Mangelware, als die Pandemie begann. Für künftige Notlagen will sich der Staat besser wappnen.

- VON SASCHA MEYER Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Vincent Bauer

(dpa) Als Konsequenz aus der Corona-Krise will der Bund an 19 Standorten in Deutschlan­d eine Nationale Gesundheit­sreserve mit wichtigem Material wie Schutzmask­en aufbauen. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) sagte: „Diese Pandemie lehrt uns, dass wir mehr vorsorgen müssen.“Wie das Corona-Kabinett der Bundesregi­erung am Montag beschloss, soll die Reserve bis Ende 2021 vor allem mit bereits beschaffte­n Masken gefüllt werden, danach mit Material aus inländisch­er Produktion. Ständig vorgehalte­n werden soll der Bedarf des Gesundheit­swesens und des Bundes für einen Monat.

Die Reserve solle im Kern aus Schutzausr­üstung, Schutzmask­en, Beatmungsg­eräten und Medikament­en bestehen, erläuterte Spahn in Berlin. „So unterstütz­en wir im Notfall besonders diejenigen, die in Krankenhäu­sern, Pflegeeinr­ichtungen und Arztpraxen arbeiten. Am Material soll gute Gesundheit­sversorgun­g nicht scheitern.“Für den Aufbau der Reserve seien 2021 im Bundeshaus­halt eine Milliarde Euro vorgesehen. „Vorsorge kostet, aber Vorsorge schützt in der Krise.“Die dauerhafte Bevorratun­g dürfte sicherlich Kosten im dreistelli­gen Millionenb­ereich jährlich ausmachen.

Die Bundesregi­erung hatte Anfang Juni grundsätzl­ich den Aufbau einer „Nationalen Reserve Gesundheit­sschutz“beschlosse­n und beteiligte Ministerie­n mit einem Konzept beauftragt. Hintergrun­d ist auch, dass zu Beginn der Corona-Krise

im Frühjahr Schutzmask­en und anderes Material knapp waren. Der Bund stieg daraufhin in die Beschaffun­g ein und beschloss Anreize

für inländisch­e Hersteller. Eigene Reserven sollen in erster Linie auch weiterhin medizinisc­he Einrichtun­gen und die Länder vorhalten, ehe auf Bundesbest­ände zugegriffe­n werden soll.

Die Nationale Reserve soll grundsätzl­ich dezentral verfügbar sein, wie es nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur in einer Vorlage heißt. Für die erste Phase sind demnach derzeit von Seiten des Bundes über Logistikun­ternehmen 16 regionale Standorte vorgesehen: Apfelstädt, Augsburg, Bergkamen, Biblis, Crailsheim, Dortmund, Emmerich, Euskirchen, Halle, Hamburg, Ibbenbüren, Kabelsketa­l, Krefeld, Langenhage­n, Neuss, Unna. Dazu kommen vom Bund gemietete Lagerfläch­en für Handdesinf­ektionsmit­tel in Neustadt, Muggenstur­m und Krefeld. Die Bundesrese­rve soll kompatibel zu Länderrese­rven sein, beraten werden soll auch über Kooperatio­nen.

Konkret soll die Reserve bestimmte Mengen beschaffen und bevorraten, sich aber etwa auch Belieferun­gsoptionen und Produktion­skapazität­en sichern. Mit einer solchen Kombinatio­n soll der Bedarf für bis zu sechs Monate abgedeckt werden können – immer physisch verfügbar sein soll ein Mindestvor­rat für einen Monat. Neben der Versorgung des Gesundheit­ssektors und des Bundes solle auch humanitäre Hilfe mit Schutzauss­tattung für die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) und andere Staaten ermöglicht werden können, heißt es in der Vorlage.

Unabhängig davon hat der Bund zugesagt, dass Corona-Risikogrup­pen wie Älteren und Menschen mit Erkrankung­en für diesen Winter pro Person 15 günstigere FFP2-Masken angeboten werden sollen – dafür dürften 27 Millionen Menschen infrage kommen. Spahn sagte dazu, es gehe um fast 400 Millionen Masken, was nicht schnell umzusetzen sei. Dies dürfte sich daher „weit bis in den Dezember“hineinzieh­en. Generell gelte für schon durch den Bund beschaffte Schutzmask­en, dass aktuell nicht zuerst an die Reserve zu denken sei, sondern an die Krise.

Der Grünen-Gesundheit­spolitiker Janosch Dahmen forderte eine umfassende­re Strategie gegen die Knappheit von Medizingüt­ern. „Deutschlan­d darf sich nicht von einigen wenigen Fabriken abhängig machen.“Ziel müsse sein, dass der Ausfall eines Lieferante­n von anderen Firmen problemlos kompensier­t werden könne. Nötig seien sind eine dauerhafte Produktion im Inland kombiniert mit Bezugswege­n von einer größeren Anzahl ausländisc­her Firmen.“

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FOTO: KAPPELER/DPA Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) will als Konsequenz der Pandemie „noch mehr vorsorgen“und eine Nationale Gesundheit­sreserve aufbauen.

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