Workshop: Satanlagen-installation auf dem Balkon
Häufig kommt es zu Reibereien zwischen Mieter und Vermieter, wenn es um die Montage einer Sat-anlage auf dem Balkon geht. Wir verraten Ihnen, wie die rechtlichen Grundlagen diesbezüglich aussehen und wie Sie als Mieter trotzdem nicht auf Satellitenfernseh
Die Gründe für die Montage einer Sat-anlage sind vielfältig. Derzeit wechseln viele Kabelkunden zum Satellitenempfang – zum einen aus Kostengründen, zum anderen, um eine größere Programmvielfalt genießen zu können. Ausländische Fernsehzuschauer bestehen darauf, mit dem Empfang von heimischen Tv-sendern ihre kulturelle und sprachliche Verbindung aufrechtzuerhalten und sich über das dortige Geschehen zu informieren. Aber auch aus berufl ichen Gründen ist des Öfteren die Installation einer Sat-anlage vonnöten. Leider steht Sat-freunden dabei jedoch nicht selten das Interesse des Vermieters im Weg.
Recht auf Sat-empfang
Zum Ärgernis vieler Mieter gibt es keine einheitliche gesetzliche Regelung, auf die man sich berufen kann, sondern nur Einzelfallentscheidungen, wenn es um die Montage einer Sat-anlage auf dem Balkon geht. Ein pauschales Verbot seitens der Vermieter ist ebenfalls nicht zulässig, wie in einem Urteil vom Bundesgerichtshof 2005 entschieden wurde. Der Vermieter ist allerdings auch nicht dazu verpfl ichtet, seinen Mieter Fernsehempfang zu ermöglichen. Doch wer mehr als fünf Programme sehen möchte, hat prinzipiell das Recht, auf eigene Kosten eine Satellitenschüssel zu installieren. Das geht auf das Recht auf Informationsfreiheit (Artikel 5, Grund- gesetz) zurück. Einen Haken gibt es hierbei jedoch: Der Mieter befindet sich nur dann auf der sicheren Seite, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. So darf das Haus nicht über einen gemeinschaftlichen Satellitenspiegel oder über einen Breitbandanschluss verfügen. Weiterhin ist der Mieter dazu gezwungen, alle anfallenden Kosten der Montage selbst zu übernehmen. Die Installation der Sat-anlage muss zudem fachmännisch durchgeführt werden. Zu guter Letzt muss die Bedin-
gung erfüllt sein, dass die Satellitenschüssel unauffällig und an einem technisch geeigneten Ort, der vom Vermieter vorgegeben werden kann, montiert wird. Nach einer Rechtssprechung vom Hamburger Landesgericht aus dem Jahr 2002 ging hervor, dass Mieter auch ohne ausdrückliche Genehmigung des Vermieters berechtigt sind, eine mobile Parabolantenne auf dem Balkon aufzustellen. Dafür müssen jedoch auf jeden Fall die zuvor genannten Bedingungen erfüllt sein. Wenn nur eine der Voraussetzungen nicht eingehalten, aber trotzdem eine Installation vom Mieter vorgenommen wurde, kann der Vermieter den Abbau der Sat-anlage verlangen. Im Gegensatz zum Informationsrecht der Mieter stehen immer die Interessen der Vermieter. Gesetzlich greift hier das Eigentumsrecht (Artikel 14, Grundgesetz). Es muss beispielsweise das Interesse des Vermieters berücksichtigt werden, dass die Hausfassade nicht von grauen Satellitenschüsseln überdeckt wird. Die Antenne darf auf dem Balkon nicht so angebracht sein, dass sie zu weit hinausragt und das Gebäude verunstaltet. Das wurde in einem Gerichtsurteil vom Münchener Landesgericht 2003 entschieden. Neben ästhetischen Gründen ist vonseiten des Vermieters zudem äußerst wichtig, dass keine Beschädigungen durch Bohrlöcher entstehen. Solange keine Veränderungen in der Bausubstanz vorgenommen werden, hat der Mieter meist gute Chancen auf die Erlaubnis einer Montage. Schließlich hat es Ende der 90er Jahre bereits mehrere Rechtssprüche gegeben, die klar festgehalten haben, dass das Aufstellen einer Parabolantenne auf dem Balkon nicht vom Vermieter untersagt werden kann, solange es keinen Eingriff in die Bausubstanz gibt, denn genauso verhält es sich auch beim Aufstellen von sonstigen Balkonmöbeln wie Liegestühlen oder Sonnenschirmen.
„Liegende“Montage
In einigen Fällen hat der Vermieter am Ende leider den längeren Arm und darf dem Mieter die Montage einer Sat-anlage untersagen. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch Alternativen, mit denen Satellitenfernsehen empfangen werden kann, ohne dabei mit dem Vermieter in Schwierigkeiten zu geraten. Die bekannteste Methode ist, seine Parabolantenne „liegend“zu montieren und somit zu verstecken, sodass sie von außen nicht zu erkennen ist. Diese Art der Installation wird vor allem dann präferiert, wenn vom Vermieter eine Beschädigung der Bausubstanz nicht gestattet ist. Wer einen Südbalkon hat, benötigt hierfür meist nur eine 50-Zentimeter-antenne, um die Programme via Astra 19,2 Grad Ost ohne Probleme zu empfangen. Auf diese Art und Weise lassen sich selbst auch größere Schüsseln „verstecken“und geheim halten, denn durch eine liegende Montage des Refl ektors fällt der nach oben ragende Teil kaum auf, da der LNB nur an einem schmalen Metallarm befestigt ist. Für eine solche Installation benötigt man lediglich eine übliche Sat-antennen-wandhalterung, die man in gängigen Fachgeschäften findet. Die Halterung wird dann an den Boden geschraubt. Für den Empfang der Standardorbitalposition Astra 19,2 Grad Ost sollte die Schüssel auf dem Südbalkon so montiert werden, dass der LNB-ARM von Norden nach Süden ragt. Die Muttern an der Spiegelmasthalterung sollten jeweils so angebracht werden, dass sich die Satellitenschüssel noch nach rechts und links schwenken lässt. Die Muttern soll-
ten außerdem weder zu fest, noch zu locker sitzen. Dieser Arbeitsschritt entspricht der üblichen Montage eines Spiegels, der sich seitlich von Ost nach West schwenken lässt. Man spricht hier auch vom Azimut, das durch das Schwenken von links unten über die Mitte nach rechts unten abgefahren wird. Auf diese Weise bestimmt man die richtige Himmelsrichtung, aus der der gewünschte Satellit empfangen werden soll. Anschließend wird der sogenannte Elevationswinkel eingestellt. Spätestens jetzt sollte alles fertig justiert sein, damit störungsfrei ferngeschaut werden kann. Abschließend muss noch angemerkt werden, dass man bei der Montage unbedingt darauf achten sollte, die Sat-anlage nicht zu niedrig und auch nicht zu nah am Balkongeländer zu justieren, weil sonst eine freie Sicht versperrt wird und somit ein Empfang unmöglich ist. Um einen maximalen Signalpegel zu erreichen, sollte also unbedingt die gesamte Refl ektorfl äche bestrahlt werden. Bei einer liegenden Schüssel bestehen im Prinzip keine Unterschiede zur normalen stehenden Satellitenschüssel, da die Empfangsart die gleiche ist. Diese Methode der versteckten Sat-montage ermöglicht dem Mieter ungeahnte Vorteile, denn es können so sogar größere Spiegel mit einem Durchmesser von bis zu 1 Meter (m) und mehr aufgebaut werden, ohne dass sie von außen sichtbar sind. Als Nebeneffekt hat man natürlich auch weniger Platz auf dem Balkon, bekommt jedoch mit einem größeren Spiegel selbst bei schlechten Witterungsverhältnissen noch ein gutes Bild. Nichtsdestotrotz können bei starken Niederschlägen ebenso Empfangsbeeinträchtigungen durch Ablagerungen an der Schüssel entstehen.
Alternative Flachantenne
Neben der Variante, die eine „liegende“Satellitenschüsselmontage auf dem Balkon vorsieht, bestehen noch weitere Möglichkeiten, Satellitenfernsehen zu empfangen, ohne Ärger mit seinem Vermieter zu bekommen. So sind Sat-antennen erhältlich, die äußerlich nicht wie eine Parabolantennte aussehen, jedoch genauso funktionieren. Bekanntestes Beispiel ist die sogenannte Flachoder Array-antenne. Sie nutzt Interferenzen statt einem Parabolspiegel zur Signalverstärkung und gleicht einem kleinen, fl achen Kästchen. Dank des fl achen Aufbaus ist
die Antenne um einiges unauffälliger; zur zusätzlichen Tarnung kann man sie bekleben oder bemalen. Baulich gesehen haben Flachantennen jedoch einen großen Nachteil: Da die Refl ektion durch eine Schüssel nicht gegeben ist, können schon kleine Abweichungen dazu führen, dass man gar keinen Empfang mehr hat. Weiteres Manko ist die extreme Empfindlichkeit gegen Witterungen. Das Aufstellen und Anschließen gestalten sich hingegen genauso wie bei einer Parabolantenne. Eine besondere Flachantennenkonstruktion und die wohl ra nierteste Lösung stellt der sogenannte SatStuhl (Sat-chair) dar. Dieser ist eine als Balkonstuhl getarnte Satellitenantenne. Die Rückenlehne ist dabei eine Flachantenne.
Sat-antenne mal anders
Ein weiteres alternatives Modell kommt der Parabolantenne am nächsten und unterscheidet sich lediglich in Farbe und Material von dieser – die Rede ist von einer
durchsichtigen Parabolantenne (Clear Dish). Im Prinzip handelt es sich um eine gewöhnliche Schüssel, die allerdings nicht aus Metall, sondern aus beschichtetem, durchsichtigem Plastik besteht. Zwei Exoten unter den Satellitenantennen stellen außerdem die Röhren- und die Lampenantennen dar. Bei den Röhrenantennen (Hornantennen) sorgt ein Trichter dafür, dass die Wellen eingefangen und zum LNB weitergeleitet werden. Sie sind weniger anfällig für Störsignale, bei einem größeren Durchmesser können sogar zwei Sat-positionen gleich- zeitig empfangen werden. Jedoch sind Röhrenantennen auch bis zu 1 m lang und müssen fest mit dem Untergrund verbunden sein, da sie bereits bei einem kleinen Windstoß ins Wanken geraten können. Der Clou von Lampenantennen, auch Kistenantennen genannt, ist, dass die Satellitenschüssel hinter einer für elektromagnetische Strahlung durchlässigen Plexiglaskuppel versteckt ist. In die Kuppel wird zusätzlich eine Lampe gesteckt, bei Kistenantennen ist es stattdessen eine Plastikbox. Solche Konstruktionen sind aufgrund ihrer geringen
Baugröße die wohl unauffälligsten unter den Sat-anlagen, können jedoch wegen lediglich einem LNB auch nur einen Satelliten empfangen. Wenn für den Mieter alle bisher genannten Alternativen nicht infrage kommen oder auch nicht vom Vermieter akzeptiert werden, bleibt am Ende nur noch eine Möglichkeit übrig. Der letzte Ausweg wäre in diesem Fall eine Installation der Satellitenschüssel hinter dem Fensterglas. Eine solche Innenmontage ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn man die Antenne am Südfenster anbringt. Eine weitere Voraussetzung ist unbehandeltes oder einlagiges Fens- terglas; weniger gut eignen sich Scheiben, die über eine zusätzliche Hitzeisolierung verfügt.
Fazit
Wer eine Sat-anlage auf dem Balkon montieren möchte, sollte sich vorab informieren, welche Interessen der Vermieter verfolgt. Falls in letzter Instanz der Vermieter das Sagen hat und die Installation einer Parabolantenne verbietet, bleiben immer noch gewisse Tricks und Kniffe, um zu seinem gewünschten Sat-empfang zu kommen.