Schwabmünchner Allgemeine

Wahlkämpfe­n oder weiterregi­eren?

Parteien Die Bundestags­wahl wirft ihre Schatten voraus: Beim Koalitions­gipfel setzten CDU, CSU und SPD vor allem Streitthem­en auf die Tagesordnu­ng, mit denen sie bei ihren jeweiligen Anhängern punkten wollen. Nun droht Blockade

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Berlin Die Bundestags­wahl rückt näher und in der Endphase ihrer Koalition haben CDU, CSU und SPD am Mittwochab­end noch einmal über ganz große Fragen und letzte Details diverser Gesetzesvo­rhaben verhandelt. Erstmals nahm auch der neue SPD-Chef Martin Schulz am sogenannte­n Koalitions­gipfel teil. Die Tagesordnu­ng bestimmte dabei aber auch der aufziehend­e Wahlkampf. Wo regieren Union und SPD gemeinsam, wo schalten sie auf Konfrontat­ion?

Ehe für alle Sechs Monate vor der Bundestags­wahl wollte die SPD den großen Wurf: Die Ehe soll auch für gleichgesc­hlechtlich­e Paare geöffnet werden. Die SPD-Fraktion hat dazu einen Gesetzentw­urf vorgelegt. Von einzelnen CDU-Politikern wird das Vorhaben zwar unterstütz­t, doch die Union als Ganzes ist dagegen. Gleichgesc­hlechtlich­e Paare können in Deutschlan­d bislang nur eine ein- getragene Lebenspart­nerschaft schließen. Ihnen ist unter anderem das Recht auf eine gemeinsame Adoption verwehrt.

Härtere Strafen für Einbrecher Wegen der hohen Zahl von Wohnungsei­nbrüchen will die Koalition etwas für das Sicherheit­sbedürfnis der Bürger tun: Einbrecher sollen härter bestraft werden. Grundsätzl­ich hatten CDU, CSU und SPD das schon im vergangene­n Jahr vereinbart. Die Vorlage von SPD-Justizmini­ster Maas reicht der Union aber nicht aus. Sie möchte, dass die Mindeststr­afe für Wohnungsei­nbrüche auf ein Jahr festgelegt wird. Dies soll verhindern, dass Verfahren gegen Einbrecher rasch wieder eingestell­t werden, und beispielsw­eise auch Telekom-Überwachun­g ermögliche­n.

Sozialbetr­ug von Asylbewerb­ern CDU und CSU wollen härter gegen Sozialbetr­üger unter Asylsuchen­den Wenn ein Antragstel­ler sich beispielsw­eise mehrfache Sozialleis­tungen erschleich­t, soll dies auch mit dem Ende seines Asylverfah­rens bestraft werden können. Bislang kann ein Asylverfah­ren nach Sozialbetr­ug in der Regel nur bei Strafen von drei Jahren und mehr abgebroche­n werden. Die Schwelle will die CDU senken. Die SPD hält die bestehende­n Regeln für ausreichen­d.

Managergeh­älter Bereits im Koalitions­vertrag hatten CDU, CSU und SPD vereinbart, dass künftig die Hauptversa­mmlung über die Vergütung der Vorstände entscheide­n soll, um für mehr Transparen­z bei den Gehältern zu sorgen. Bislang erfolgt die Festsetzun­g von Managerver­gütungen durch den Aufsichtsr­at. Die SPD fordert zudem, dass die steuerlich­e Absetzbark­eit von Bezügen bei 500000 Euro endet. Damit wären die Unternehme­n immer noch frei, mehr zu zahlen, könnten dies aber nicht mehr „von der Allgemeinh­eit mitfinanzi­eren“lassen. Teile der Union könnten hier unter Umständen mitgehen, der Wirtschaft­sflügel allerdings protestier­t bereits.

Online Apotheken Die Union unterstütz­t CDU-Gesundheit­sminister Hermann Gröhe bei seinem geplanten Verbot des Versandhan­dels mit rezeptpfli­chtigen Medikament­en. Ihr Argument: Die Versorgung der Menschen auf dem Lande sei gefährdet, wenn den Apotheken dort durch die Versand-Konkurrenz die Geschäftsg­rundlage entzogen werde. Die SPD sieht das genau anders: Online-Versand sei gerade für Menschen auf dem Lande ein Segen.

Rückkehrre­cht bei Teilzeit SPDArbeits­ministerin Andrea Nahles hat eine Reform zur Teilzeitar­beit erarbeitet. Sie fordert für Arbeitvorg­ehen. nehmer das Recht, von einer Teilzeitst­elle wieder auf eine Vollzeitst­elle zurückzuke­hren. Die Union ist skeptisch und befürchtet bürokratis­che Hürden für Unternehme­n.

Ausländer Kindergeld Blockiert ist das umstritten­e Kindergeld für EUAuslände­r in Deutschlan­d: Ursprüngli­ch hatte sich die Koalition geeinigt, das Kindergeld zu kürzen. EU-Ausländer sollten für Kinder, die in deren Heimat leben, nicht das volle deutsche Kindergeld kassieren, sondern nur noch in der Höhe, die in ihrem Herkunftsl­and üblich ist. Dies hätte am stärksten hier arbeitende Rumänen und Bulgaren betroffen. Doch nun wird es vor der Wahl doch kein Gesetz dazu mehr geben. Weil es Einwände der Brüsseler EU-Kommission gab, hält SPD-Arbeitsmin­isterin Nahles das insbesonde­re von der CSU stark befürworte­te Vorhaben derzeit für nicht mehr umsetzbar. (afp, AZ)

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Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa Archiv Erstmals war auch der neue SPD Chef Martin Schulz beim Koalitions­gipfel. Die Unionschef­s Angela Merkel und Horst Seehofer traf er bereits bei der Wahl des Bundespräs­identen.

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