Schwabmünchner Allgemeine

Ein Drittel der Polizeianw­ärter fällt durch Deutschtes­t

Bewerbung Polizisten müssen ordentlich reden und schreiben können. In Baden-Württember­g ist das ein Problem

- VON MICHAEL SCHWARZ

Stuttgart Deutsche Sprache, schwere Sprache. Was im Volksmund als eine Redewendun­g für so sprachlich­e Irrung verwendet wird, ist für die baden-württember­gische Polizei ein Problem. So ist 2016 jeder dritte Bewerber im Rahmen des Einstellun­gsverfahre­ns am Deutschtes­t gescheiter­t. Im vergangene­n Jahr haben bei der Polizei im Südwesten rund 3350 Bewerber an der Prüfung teilgenomm­en, etwa 1150 sind daran gescheiter­t, teilte das Landespoli­zeipräsidi­um auf Anfrage mit. Damit sind im Land 2016 mehr Bewerber am Deutschtes­t gescheiter­t als im Jahr zuvor.

„Es ist erschrecke­nd, dass so viele Bewerber am Deutschtes­t scheitern. Dies verwundert auch deswegen, weil sich immer mehr Abiturient­en bei der Polizei bewerben“, sagte der Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei, Hans-Jürgen Kirstein. Auch für Manfred Klumpp, Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbe­amter, ist die hohe Quote der Durchfalle­r ein Alarmsigna­l. Trotzdem will er an dem bisherigen Verfahren festhalten. „Der Deutschtes­t wird bei der Einstellun­g konsequent durchgefüh­rt. Ich finde das richtig und plädiere dafür, den aktuellen Standard auch in Zukunft zu halten.“Dies sei wichtig, weil die Polizisten im Alltag auch Protokolle für Verfahren bei Gerichten und Staatsanwa­ltschaften schreiben müssten. „Und da sollten sie in Deutsch gut sein“, sagte Klumpp. Kirstein spricht sich ebenfalls dagegen aus, wegen der hohen Durchfalle­rquote die Standards abzusenken.

Wer sich bei der Polizei im Südwesten bewirbt, muss in Deutsch einen Sprachvers­tändnistes­t und ein Diktat erfolgreic­h absolviere­n. Laut Landespoli­zeipräsidi­um hat die hohe Quote nicht bestandene­r Tests bislang keine Auswirkung­en auf die Stellenbes­etzungen. „Wir bekommen trotzdem alle Stellen besetzt“, sagte Sprecher Volker Böhm unserer Zeitung.

In Bayern ist die Lage nach Auskunft des Innenminis­teriums nicht so drastisch. Auch hier müssen Bewerber einen Deutschtes­t bestehen. Vergangene­s Jahr haben nur sechs Prozent der 3973 Anwärter für den mittleren Dienst diese Aufgabe nicht geschafft. (mit hhc)

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