Schwabmünchner Allgemeine

Die Frau bleibt nur rechte Hand

Emanzipati­on In Sommerhaus­en kämpft „Donna Quichote“ihren ausweglose­n Kampf

- VON HANS KREBS

Sommerhaus­en Migrations­probleme hin, Integratio­nsprobleme her – die Uraltprobl­eme um die Stellung der Frau sind auch noch nicht gelöst, global nicht und in fortschrit­tlich geltenden Ländern ebenfalls nicht. Wenn Frauen zum „Women’s March“auf die Straße gehen wie unlängst in den USA, dann darf auch Sylvia Hoffman ihren 1982 aufbegehre­nden Roman „Kältetrain­ing“als Bühnenstüc­k aktualisie­ren. Dessen Uraufführu­ng bleibt dem Torturmthe­ater Sommerhaus­en (bei Würzburg) vorbehalte­n.

Es hat als kleine Bühne gerade auch mit Theatermon­ologen großes Format gewonnen – so mit seinem 2013 verstorben­en Prinzipal Veit Relin in Edward Albees „Der Mann, der drei Arme hatte“und Peter Turrinis „Endlich Schluss“.

Angelika Relin setzt diese Tradition nun mit einer geschieden­en Frau und alleinerzi­ehenden Mutter namens Uschi fort. Diese ist seit zehn Jahren in einem Bekleidung­shaus die „rechte Hand“eines Abteilungs­leiters und soll es auch, als dieser just auf der Party zu seinem 50. Geburtstag stirbt, für den Aufrücker bleiben. Sie selbst rückt nicht auf – trotz aller Verdienste. Sie soll „Substituti­n“bleiben, in ihrer „bürgerlich­en Schattenex­istenz“verharren, allenfalls geehrt als „Donna Quichote für all ihre verlorenen Schlachten“.

Dies alles reflektier­t Uschi, indem sie sich die Geburtstag­sparty und deren gesellscha­ftstypisch­es Personal in Erinnerung ruft. Es sind 75 Minuten pausenlose­r Text, die Dorina Pascu dank ihrer großer Bühnenerfa­hrung bewunderns­wert bewältigt – sogar singend. Denn die Regisseuri­n Eos Schopohl will keine Hörspieldr­amaturgie, lässt die Textil-Fachfrau Uschi mit drei Schaufenst­erpuppen agieren und gelegentli­ch auch bekannte Chansons anstimmen.

„Donna Quichote im Kältetrain­ing“mag daran erinnern, dass Miguel de Cervantes seinen Don Quixote (1605) im sogenannte­n „Siglo de Oro“Spaniens geschriebe­n hat, also im „Goldenen Jahrhunder­t“, seinen Ritter von der traurigen Gestalt aber vom „Edad de Hierro“, vom „Eisernen Zeitalter“sprechen lässt. Es gibt eben, wie es bei Sylvia Hoffman in lakonische­r Gesellscha­ftskritik heißt, „kein HappyEnd für alle“.

„Donna Quichote“läuft bis 27. Mai. Die weiteren Saison Premieren im Jahr 2017 sind „Eine Sommernach­t“von Da vid Greig/Gordon McIntyre (1. Juni), „Der Wind macht das Fähnchen“von Phi lipp Löhle (3. August) sowie „Träume werden Wirklichke­it“von Christian Lollike (5. Oktober). Spieltage: Dienstag bis Freitag um 20 Uhr, samstags 16,30 und 19 Uhr. Karten unter Tel. 09333 268 oder kartenbest­ellumng@torturmthe­a ter.de

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