Schwabmünchner Allgemeine

Ein Architekt des modernen Augsburg

Nachruf Alfred Kosebach entwarf markante Gebäude. Das Verlagshau­s unserer Zeitung gehört zu seinem Schaffen

- VON ALOIS KNOLLER

Seine Bauten prägten das Augsburger Stadtbild. Architekt Alfred Kosebach verlieh einigen Straßenzüg­en markante Blickfänge: in der Karolinens­traße die Geschäftsh­äuser Rübsamen und Hörl, in der Annastraße das Woolworth-Haus und an der Ecke zur Steingasse das Modehaus Fischer, in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße das Zentralkau­fhaus und das umgestalte­te Capitol. Im Alter von 89 Jahren ist Kosebach, wie seine Familie auf Anfrage bestätigte, am vergangene­n Samstag gestorben.

Kosebachs Architektu­r zeichnete Geradlinig­keit und Sachlichke­it aus. Mustergült­ig hat er seine Gestaltung­sprinzipie­n im Verlagsgeb­äude der Mediengrup­pe PresseDruc­k verwirklic­ht. Das klar gegliedert­e, elfstöckig­e Hochhaus bildet noch immer einen Blickfang an der östlichen Zufahrt zur Stadt. Es entstand zwischen 1979 und 1981 – und es war das Lieblingso­bjekt des Architekte­n. „Er war sehr stolz darauf, für ihn war es ein großartige­s Projekt“, sagt sein Sohn Michael Kosebach. Trotz seiner Masse wirkt daran alles filigran und leicht. Alfred kam als Heimatvert­riebener nach Augsburg. Am 9. März 1928 wurde er in Deutsch-Gabel bei Reichenber­g (heute Liberec) geboren. In Augsburg schloss er seine Architekte­nausbildun­g ab und erhielt eine Anstellung im Architektu­rbüro von Paul Gerne. Bei ihm hat sich Kosebach maßgeblich am Wiederaufb­au Augsburgs beteiligt. Gerne entwarf u. a. das frühere Verlagsgeb­äude in der Ludwigsstr­aße, das Kosebach nach Auszug der Zeitung in die Ludwigspas­sagen umbaute. Von Paul Gerne übernahm er nicht nur das Architektu­rbüro, sondern 1976 auch den Wehrturm im Domviertel. Kosebach verlieh ihm die rundum verglaste Laterne.

Immer wieder realisiert­e er Industrieb­auten, darunter Textilfabr­iken und Eberle in Pfersee. Bei der Planung der Schwabenha­lle auf dem Messegelän­de wirkte sein Sohn MiKosebach chael mit, der 1988 ins väterliche Architektu­rbüro eingestieg­en war. „Er hatte einen riesigen Vorsprung an Wissen, den er gerne weitergab“, erzählt der Sohn. In freundscha­ftlichem Geist konnte er sich mit ihm beraten und von seiner Erfahrung zehren. „So eine Baustelle ist ja eine komplexe Angelegenh­eit und es braucht einen vorausscha­uenden Blick auf alle möglichen Schwierigk­eiten.“Außerdem habe er mit ihm interessan­te, anregende Diskussion­en über moderne Architektu­r führen können. Bis knapp vor seinen 80. Geburtstag sei Alfred Kosebach beruflich aktiv gewesen („er hat es ausklingen lassen“). Als geselliger, fröhlicher Mensch ging er gern aus, besuchte oft das Theater und Bälle. Lange Zeit sei er Ski gefahren.

Die Beisetzung wird im engsten Familienkr­eis erfolgen, im Dom soll ein Trauergott­esdienst stattfinde­n..

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Fotos: Ulrich Wagner, Annette Zoepf Das Verlagshau­s unserer Zeitung wurde 1981 vollendet. Trotz seiner Masse wirkt da ran alles filigran und leicht.
 ??  ?? Alt Augsburg im modernen Stil: das Rübsamen Haus in der Karolinens­traße.
Alt Augsburg im modernen Stil: das Rübsamen Haus in der Karolinens­traße.
 ??  ?? Dem Wohnturm im Domviertel setzte Al fred Kosebach die gläserne Laterne auf.
Dem Wohnturm im Domviertel setzte Al fred Kosebach die gläserne Laterne auf.
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Alfred Kosebach

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