Warum Göppingens Bürgermeister sauer auf Augsburg ist
Affäre In der württembergischen Stadt denkt man über eine Klage nach. Der Grund ist ein Feuerwehrmann auf Abwegen
Wären Augsburg und Göppingen nicht zwei Städte, sondern Länder, dann würde man jetzt wohl von „diplomatischen Spannungen“sprechen. Denn im Rathaus von Göppingen ist „Augsburg“derzeit eher ein Reizwort. Die Stadtspitze denkt sogar darüber nach, die Stadt Augsburg zu verklagen. Auslöser des Ärgers ist ein hauptberuflicher Feuerwehrmann, der vor zwei Jahren von der Augsburger Berufsfeuerwehr in die 56 000-Einwohner-Stadt in Württemberg wechselte.
Der heute 49-jährige Beamte war lange als Sachgebietsleiter bei der Feuerwehr in Augsburg tätig. Im März 2015 verließ er Augsburg und übernahm in Göppingen die Stelle des Feuerwehr-Kommandanten. Er arbeitete dort aber nur wenige Monate. Im September 2015 durchsuchte die Polizei die Dienst- und Privaträume des Mannes. Es wurde bekannt, dass wegen des Verdachts der Untreue gegen ihn ermittelt wird. Inzwischen hat er eingeräumt, dass er in seiner Augsburger Zeit Gegenstände dienstlich bestellte – sie dann aber privat nutzte.
Der Feuerwehrmann wurde in Göppingen im Herbst 2015 umgehend vom Dienst suspendiert. Doch die dortige Stadtverwaltung muss ihm seither weiter verminderte Bezüge überweisen, weil das Strafverfahren noch immer nicht abgeschlossen ist. Es geht um eine Summe, die bis jetzt schon deutlich jenseits der 50000 Euro liegen dürfte. Die Südwest-Presse berichtet, der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till sei deswegen gar nicht gut auf die Augsburger Stadtverwaltung zu sprechen. Die Zeitung zitiert Teilnehmer einer nichtöffentlichen Stadtratssitzung, die vorige Woche stattfand. In der Sitzung teilte der Oberbürgermeister demnach mit, er erwäge, die Stadt Augsburg zu verklagen. Der Göppinger RathausChef geht davon aus, dass die Augsburger Stadtverwaltung schon intern gegen den Feuerwehr-Beamten ermittelte, bevor dieser auf die Kommandantenstelle wechselte.
Hätten die Verantwortlichen in Augsburg ihre Göppinger Kollegen warnen müssen? Sollte es tatsächlich zu einer Klage kommen, dann würde diese Frage wohl im Mittelpunkt stehen. Fakt ist auch: Bei der Staatsanwaltschaft angezeigt hat die Stadt Augsburg den Untreue-Verdacht gegen den Feuerwehrmann erst, nachdem er die Stelle in Göppingen bereits hatte. Bei der Stadt Augsburg will man sich zu einer möglichen Klage derzeit nicht äußern.
Die zuständige Juristin, heißt es, ist im Urlaub.
Mitte Mai wurde der Feuerwehrmann vor dem Augsburger Amtsgericht zwar zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten verurteilt. Doch inzwischen hat er gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Der Fall muss daher erneut verhandelt werden, dieses Mal vor dem Landgericht. Ein Termin steht noch nicht fest. Und bis dahin bekommt er von der Stadt Göppingen auch weiter Geld. Möglich ist zudem, dass er auch gegen das LandgerichtsUrteil noch mal vorgeht. Der Stadt Augsburg war durch die Taten ihres ExMitarbeiters laut Anklage ein Schaden von etwa 10 000 Euro entstanden. Der Feuerwehrmann bediente sich kräftig: Es geht unter anderem um PC-Mäuse, Glühbirnen, Tintenpatronen, DVD-Brenner, Computer, Transportboxen und eine Gummimatte fürs Auto. Diesen Schaden hat der Feuerwehrmann erstattet. Für Göppingen ist die Feuerwehr-Affäre dagegen schon jetzt ziemlich teuer.