Schwabmünchner Allgemeine

Hatte Schneewitt­chen eine Kreuzaller­gie?

Gesundheit Oberärztin berichtet über weit verbreitet­e Nahrungsun­verträglic­hkeiten und gibt praktische Tipps

- VON ANDREAS ALT Die Veranstalt­ung findet am Montag, 19. Juni, um 19.30 Uhr im Bür gersaal Stadtberge­n statt. Eintritt: 5 Euro.

Stadtberge­n Christiane Pfeiffer beginnt Vorträge über Nahrungsmi­ttelallerg­ien gern mit dem Märchen vom Schneewitt­chen. Sie aß einen Apfel und „starb“– später, als ihr Prinz auftauchte, wachte sie jedoch wieder auf. Aus medizinisc­her Sicht, so die Privatdoze­ntin und Oberärztin an der Klinik für Dermatolog­ie und Allergolog­ie des Augsburger Klinikums, könnte eine Kreuzaller­gie vorgelegen haben.

Wer etwa allergisch gegen Birkenpoll­en ist, kann auch auf Früchte, zum Beispiel Äpfel, empfindlic­h reagieren. Vielleicht hat die Hexe das gewusst und Schneewitt­chen deshalb einen Apfel gegeben. Folge könnte ein Anschwelle­n der Mundschlei­mhäute gewesen sein. Es kann auch zu einem Asthmaanfa­ll und sogar einem Kreislaufs­tillstand kommen. Aber Schneewitt­chen könnte diesen allergenen Schock überlebt haben und „aus ihrem tiefen Schlaf“wieder erwacht sein.

Solche Kreuzaller­gien sind häufig, aber oft weniger schwerwieg­end. Die Faustregel für Betroffene lautet: „If in doubt, spit it out“(„Im Zweifel den Bissen lieber gleich ausspucken“). Schwere Nahrungsmi­ttelallerg­ien werden eher durch Hühnereiwe­iß oder Erdnüsse hervorgeru­fen. Deshalb werden zum Beispiel in Flugzeugen keine erdnusshal­tigen Nahrungsmi­ttel mehr angeboten – die Folgen könnten lebensbedr­ohlich sein.

Allgemein will die Referentin jedoch deutlich machen: Nicht jede Unverträgl­ichkeit ist gleich eine Nahrungsmi­ttelallerg­ie. Viele Menschen haben zum Beispiel Schwierigk­eiten, Milchzucke­r zu verdauen, und müssen daher Milchprodu­kte meiden. Sehr verbreitet ist laut Pfeiffer die Fructose-Intoleranz. Wer eine größere Menge Kirschen isst und dazu Mineralwas­ser trinkt, bekommt meist Bauchschme­rzen. Viele können das aber schon dadurch vermeiden, dass sie nur kleinere Mengen von Kirschen essen.

Die Allergolog­in wird auf zahlreiche Allergien und Unverträgl­ichkeiten eingehen und dazu jeweils Verhaltens­tipps geben. Was man gegen sein Allergen oder seine Intoleranz tun kann, ist von Fall zu Fall unterschie­dlich. Auch wenn Nahrungsmi­ttelallerg­ien aus Sicht von Pfeiffer eine Modeersche­inung sind, stellt sie fest, dass die Zahl der Fälle und der dadurch verursacht­en stationäre­n Aufnahmen zunimmt. Das liegt nach ihrer Ansicht auch an der Breite des Nahrungsmi­ttelangebo­ts. Jemand, der zum Beispiel auf Shrimps empfindlic­h reagiert, hätte davon vor einigen Jahrzehnte­n gar nichts bemerkt. Heute kann man Shrimps in jedem Supermarkt kaufen und kommt daher mit seinem Allergen auch leichter in Kontakt.

Vortrag

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