Hatte Schneewittchen eine Kreuzallergie?
Gesundheit Oberärztin berichtet über weit verbreitete Nahrungsunverträglichkeiten und gibt praktische Tipps
Stadtbergen Christiane Pfeiffer beginnt Vorträge über Nahrungsmittelallergien gern mit dem Märchen vom Schneewittchen. Sie aß einen Apfel und „starb“– später, als ihr Prinz auftauchte, wachte sie jedoch wieder auf. Aus medizinischer Sicht, so die Privatdozentin und Oberärztin an der Klinik für Dermatologie und Allergologie des Augsburger Klinikums, könnte eine Kreuzallergie vorgelegen haben.
Wer etwa allergisch gegen Birkenpollen ist, kann auch auf Früchte, zum Beispiel Äpfel, empfindlich reagieren. Vielleicht hat die Hexe das gewusst und Schneewittchen deshalb einen Apfel gegeben. Folge könnte ein Anschwellen der Mundschleimhäute gewesen sein. Es kann auch zu einem Asthmaanfall und sogar einem Kreislaufstillstand kommen. Aber Schneewittchen könnte diesen allergenen Schock überlebt haben und „aus ihrem tiefen Schlaf“wieder erwacht sein.
Solche Kreuzallergien sind häufig, aber oft weniger schwerwiegend. Die Faustregel für Betroffene lautet: „If in doubt, spit it out“(„Im Zweifel den Bissen lieber gleich ausspucken“). Schwere Nahrungsmittelallergien werden eher durch Hühnereiweiß oder Erdnüsse hervorgerufen. Deshalb werden zum Beispiel in Flugzeugen keine erdnusshaltigen Nahrungsmittel mehr angeboten – die Folgen könnten lebensbedrohlich sein.
Allgemein will die Referentin jedoch deutlich machen: Nicht jede Unverträglichkeit ist gleich eine Nahrungsmittelallergie. Viele Menschen haben zum Beispiel Schwierigkeiten, Milchzucker zu verdauen, und müssen daher Milchprodukte meiden. Sehr verbreitet ist laut Pfeiffer die Fructose-Intoleranz. Wer eine größere Menge Kirschen isst und dazu Mineralwasser trinkt, bekommt meist Bauchschmerzen. Viele können das aber schon dadurch vermeiden, dass sie nur kleinere Mengen von Kirschen essen.
Die Allergologin wird auf zahlreiche Allergien und Unverträglichkeiten eingehen und dazu jeweils Verhaltenstipps geben. Was man gegen sein Allergen oder seine Intoleranz tun kann, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Auch wenn Nahrungsmittelallergien aus Sicht von Pfeiffer eine Modeerscheinung sind, stellt sie fest, dass die Zahl der Fälle und der dadurch verursachten stationären Aufnahmen zunimmt. Das liegt nach ihrer Ansicht auch an der Breite des Nahrungsmittelangebots. Jemand, der zum Beispiel auf Shrimps empfindlich reagiert, hätte davon vor einigen Jahrzehnten gar nichts bemerkt. Heute kann man Shrimps in jedem Supermarkt kaufen und kommt daher mit seinem Allergen auch leichter in Kontakt.
Vortrag