Schwabmünchner Allgemeine

Ein Streifzug über das Modular Festival

Musik Das Festival ist auf dem sicheren Weg zu drei ausverkauf­ten Tagen. Und dazu Sommerwett­er und ein farbig bestrahlte­s Wasserspie­l im Park…Aber Moment, das hier sollte doch auch alles irgendwie frei und schräg sein, oder? Eine Spurensuch­e

- VON SARAH RITSCHEL UND WOLFGANG SCHÜTZ Fotos vom Festival finden Sie unter

„Wer hat Angst vor der schwarzen Frau?“, fragt Leila Akinji zu HipHop-Beats von der Bühne am Turm. Und der Sänger der Band Ein Quantum Horst skandiert immer wieder über Bläsersätz­en auf der Bühne im Park: „Ich bin kein Individuum, ich bin nur eine Person.“Es ist Freitagnac­hmittag, die Sonne knallt und ein leichter Wind weht über dem Wittelsbac­her Park – und Sprache und Gedanken haben schon wieder Freilauf. Festivalze­it eben.

Da stehen ja auch über den Müllstatio­nen kreativ animierend­e Parolen wie „Hier kostenlose Karmapunkt­e abstauben“. Und die Spielwiese Modular füllt sich zu diesem Zeitpunkt von Tag zwei auch schon wieder langsam und stetig. Zu erleben ist ja auch schon was: zum Beispiel die beachtlich­en Rap-Skills von B Dot Issa auf der Bühne am Turm, die an diesem Tag ohnehin den wippenden Beats gehört – abends kommen hier Megaloh und Moop Mama, zum Beispiel aber auch ein möglicher Weltrekord, weil sich unter dem Namen Jan Plauenstei­ner eine Band aus sechs Leuten samt Kontrabass, Schlagzeug und Keyboard auf die höchstens sechs Quadratmet­er kleine Waldbühne drängen.

Eng aber wird’s später dann auch auf dem gesamten Gelände. Denn dieser zweite Tag ist bereits am frühen Nachmittag ausverkauf­t, der dritte am Samstag wird es eh sein – und so hatte es ja auch schon am Donnerstag begonnen: ausverkauf­t um 18.41 Uhr. Drin im Wittelsbac­her Park spielte da Impala Ray – wohl nie an diesem Abend war die Lichtung vor der Parkbühne unter Bäumen voller. Sonne, barfuß laufen, ein Bier unter Bäumen, Seifenblas­en in der Luft: Dazu war der Folk-Pop des Münchners der perfekte Soundtrack. „Gschmeidig“, würde der Sänger dazu sagen – sein Lieblingsw­ort auf der Bühne. Diesmal also nur ein Wort auf Freilauf.

Eher „griabig“ließen es da noch die Besucher angehen, die ein paar Meter weiter am See im Park die Beine ins Wasser baumeln und sich von der Fontäne des Brunnens kühlen ließen, während von der Bühne am Turm der Punkrock Van Holfrühen zens herüberdra­ng: drei Ulmer, inzwischen untergekom­men bei einem deutschen Label-Riesen. Ein bisschen spiegelte sich das in ihrer Musik wider, deren Duktus Van Holzen in einem Song auf den Punkt genau beschreibe­n: „Nenn mich Herr der Welt“. Wieder einer dieser wild wachsende Sätze.

Zum Hauptabend­programm spielte auf der Parkbühne Oliver Gottwald, einst Sänger der Augsburger Lokalhelde­n Anajo, noch immer mit Buben-Charme, aber mit anderer, junger Begleitban­d. Seine Musik ist sofort wieder zuerkennen, freundlich und tanzbar, und auch mit Sätzen, die niemand anders sonst in ein Versmaß pressen könnte. Und als Gottwald dann die Anajo-Hits „Monika Tanzband“und „Honigmelon­e“anstimmte, lebte kurz das alte Popcity-Festival vom Anfang des Jahrtausen­ds wieder auf – und dabei ist die Wappen-Frucht des Modular doch eine Ananas! Na, egal, auch nur so ein freilaufen­der Gedanke. Auf derselben Bühne, knapp eine Stunde später: Die höchste Eisenbahn. Sätze darüber, wie lange die Musikwelt auf diese Supergroup der deutschen Songschrei­ber gewartet habe, wurden zuvor genug gesprochen, hier hüllte nur der warme Gesang des Frontmanns Francesco Wilking und seines Bandkolleg­en Moritz Krämer ein, wie ein Heimkommen – und dafür nutzen das Modular ja auch in diesem Jahr viele Ex-Augsburger.

Zu Ende ging der erste Abend im Freien laut und knallig – anders als zunächst geplant. Denn der vorgesehen­e Künstler Ry X, ein Mann der sanften Töne, hatte abgesagt, das Duo Mule & Man war nachverpfl­ichtet worden: Bonaparte-Frontmann Tobias Jundt und der Elektro-Produzent Kid Simius. Ihr Sound bot zwar wenig Raum für freilaufen­de Sätze, wirkte eher wie ein DJ-Set aus Dancehall- und Electro-Beats, allerdings plus Gitarre und Geschrei – aber immerhin Platz für ein großes Wort. Zum Abschluss, da trugen die Herren auf der Bühne Bademäntel: „Anti Anti“. Titel eines der größten Bonaparte-Hits. Ein Höhepunkt.

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Fotos: Peter Fastl Bonaparte Frontmann Tobias Jundt, der mit Elektro Produzent Kid Simius das Duo „Mule & Man“bildet, geht mit dem Publikum auf Tuchfühlun­g. Der Ersatz für „Ry X“, der eigentlich am Donnerstag­abend gespielt hätte, kommt beim Publikum an. Der basslastig­e...

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