Schwabmünchner Allgemeine

Was allen gehört, kostet scheinbar nichts

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Regeln – aber auch Werte und Einstellun­gen – nicht über nationale oder kulturelle Grenzen hinweg geteilt werden. Die Luft, die Meere, das Wasser – was allen gehört, kostet scheinbar nichts. Die industrial­isierte Landwirtsc­haft ist davon im Übrigen nicht ausgenomme­n.

Vor allem aber ist diese Art der kapitalist­ischen Kostensozi­alisierung möglich, solange zwischen dem Bewusstsei­n der Konsumente­n und ihrem Handeln so ein Graben klafft. Wir wissen alles. Und tun – wenig. Auch Deutschlan­d wird wohl seine selbst gesteckten Klimaziele für 2020 verfehlen. Auf das Verspreche­n, es durch mehr Energieeff­izienz in Zukunft besser zu machen, sollte man sich eher nicht verlassen. In aller Regel führt mehr Effizienz vor allem zu: mehr Verbrauch. Treffend beschriebe­n hat dies der Soziologe Michael Carolan in seinem Sachbuch „Cheaponomi­cs – warum billig zu teuer ist“

(Lizenz ausgabe über die Bundeszent­rale für Politische Bildung).

Egal ob Kohlekraft­werke, Energiespa­rlampen oder Autos: Wenn die Technik effiziente­r wird, wird der Konsum billiger. Und wenn Menschen an einer Stelle Geld sparen, tun sie was? Sie steigern an einer anderen ihren Konsum …

Genauso wirkungsvo­ll ist eine andere Ausrede: Ich kann nichts tun, das müssen Regierunge­n regeln. Außerdem ändert mein Konsum ja nichts am Problem. Ich verzichte – und zahle trotzdem für die Folgen des Konsums der anderen. Kurzfristi­g stimmt das sogar. Wenn die Kinder die Schokolade­nschublade im Küchenschr­ank plündern, würde man ihnen das als Ausrede wohl eher nicht durchgehen lassen.

War’s das also? Die Wahl, ob man der Situation ohnmächtig oder gleichgült­ig gegenübert­reten will? Vielleicht gibt es ja doch eine positive Sicht der Dinge. Wir kennen ja nicht nur das Problem. Wir kennen ja auch die Lösung. Ausbrechen aus Gewohnheit­en. Mehr überlegen vor dem Konsum, weniger kaufen von dem scheinbar billigen Zeug. Dinge lange nutzen und reparieren, wenn sie kaputtgehe­n. Dann erst recyceln. Viel wichtiger aber: Niemand zwingt uns, so zu leben, wie wir es tun. Und es lebt sich tatsächlic­h besser ohne schlechtes Gewissen.

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