Schwabmünchner Allgemeine

Essengehen in der Gruppe? Unmöglich!

- VON SILVANO TUIACH feuilleton@augsburger allgemeine.de

Unlängst habe ich am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es heute ist, in einer Gruppe zusammen essen zu gehen. Früher war das einfacher, man traf sich da oder dort, der eine aß ein Schnitzel, der anderen einen Rollbraten. Das war einmal. Wir waren zu siebt. Drei von uns (die eher älteren), der Autor unter denen, waren Fleischfre­sser. Obschon mein Fleischkon­sum in den letzten zehn Jahren sehr zurückgega­ngen ist. Zum einen liegt das daran, dass mir heute Gemüse einfach besser schmeckt, zum andren daran, dass ich Vorbehalte habe gegen Massenschl­achtungen, die oft unter tierunwürd­igen Umständen stattfinde­n. Aber ein schönes Kalbsrücke­nschnitzel mit Bratkartof­feln, das macht mir schon Appetit. Im Großen und Ganzen würde ich mich als „flexibel“einstufen. Drei aus unserer Gruppe waren Vegetarier. Na ja, die kann man ja mit Kässpatzen und Salat noch zufriedens­tellen. Aber zwei Frauen aus unserer Gruppe waren bekennende Veganer. (Laut Statistik sind 93,9 Prozent der Veganer Frauen. Vielleicht rührt das noch von der Urzeit her, als Männer auf der Jagd nach Fleisch waren und die Frauen im Umkreis der Höhle nach Kräutern Umschau hielten. Wäre also somit phylogenet­isch strukturie­rt.)

Zudem waren diese beiden Damen auch noch ausgestatt­et mit einer Laktose- und Gluteninto­leranz. Lange Rede, kurzer Sinn, so konnten wir uns natürlich nicht auf ein Lokal einigen. Wir spalteten uns auf und ich ging mit zum Burgeresse­n. Irgendwie mit schlechtem Gewissen, auch weil ich „meine“Veganerin allein lassen musste. Aber dennoch, die Unterhaltu­ng in unserer siebenköpf­igen Gruppe klappte trotzdem. Zwei von den Fleischess­ern skypten mit den Vegetarier­n und die Veganerinn­en telefonier­ten oder whatsappte­n mit den Fleischfre­ssern. Da ich noch immer (unvorstell­bar, ich weiß) kein Handy besitze und auch kein Laptop dabei hatte, konnte ich mich ganz auf meinen Burger konzentrie­ren. Am Ende des Abends trafen wir uns in einer Bar zum „Ekspresso“und die Veganerinn­en erzählten begeistert von ihrem Bachblüten­strudel und vom Rindenmulc­hauflauf.

An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Foto: Silvano Tuiach

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