Schwabmünchner Allgemeine

Ein Kaiser, der keiner mehr sein will Porträt

Seit fast 30 Jahren repräsenti­ert Akihito die Japaner. Er nimmt seine symbolisch­e Aufgabe ernst – und darf endlich in den Ruhestand gehen

- Ida König

Endlich ist für den gesundheit­lich angeschlag­enen japanische­n Kaiser Akihito ein Ende seiner Regentscha­ft in Sicht. Der 83-Jährige darf abdanken – und wird das voraussich­tlich zum Jahreswech­sel 2018/19 auch tun. Ein Schritt, der vor allem für viele erzkonserv­ative Japaner lange undenkbar war, schließlic­h ist er in der Rechtsordn­ung des Landes nicht vorgesehen. Für den Wunsch des Kaisers musste eigens ein Gesetz geändert werden. Eine Ausnahmere­gelung erlaubt ihm den Rücktritt.

Akihito ist der erste japanische Kaiser, der nur noch als Repräsenta­nt seines Landes gilt und keine politische Macht hat. In der Bevölkerun­g ist er dafür umso beliebter. Nach Katastroph­en wie in Fukushima reiste er zusammen mit seiner Frau, Kaiserin Michiko, zu den Opfern und sprach ihnen Mut zu. Als Kronprinz wurden er und seine Frau im Jahr 1972 bei einem Besuch in Okinawa beinahe Opfer eines Anschlags – ein Molotow-Cocktail verfehlte die beiden aber, sie blieben unverletzt.

Die heutige Kaiserin, eine Bürgerlich­e, lernte der damalige Kronprinz auf einem Tennisplat­z kennen. Im Jahr 1959 heiratete das Paar, den Thron bestieg Akihito 30 Jahre später. Als Motto seiner Regentscha­ft wählte er „Heisei“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Frieden schaffen“.

Kaiser Akihito wuchs während der US-amerikanis­chen Besatzungs­zeit auf, die ihn offenbar geprägt hat. Zu dieser Zeit wurde er von einer amerikanis­chen Privatlehr­erin unterrich- tet, die ihm die westliche Welt näher gebracht haben soll. Als erstes Mitglied der japanische­n Herrscherf­amilie besuchte er außerdem die Universitä­t, wo er Volkswirts­chaft und Politik studierte. Sein besonderes Interesse gilt der Biologie – der Monarch begeistert sich für Fische, es gibt sogar eine Art, die nach ihm benannt ist. Mit seiner Frau teilt er sich die Leidenscha­ft für Musik. Der Kaiser gilt als geübter Cellist, Kaiserin Michiko spielt Klavier.

Die Familie lebt relativ zurückgezo­gen, Fernsehauf­tritte sind selten. Bisher sprach Akihito nur zweimal öffentlich über Videobotsc­haften zu seinem Volk. Zum ersten Mal tat er das nach der großen Katastroph­e im Jahr 2011, zum zweiten Mal im vergangene­n Sommer, als er seine Zweifel öffentlich machte, ob er in seiner gesundheit­lichen Verfassung die Aufgaben eines Kaisers noch erfüllen kann. Um die Gesundheit des Monarchen machen sich die Japaner schon lange Sorgen. Vor knapp 15 Jahren litt der Kaiser unter Prostatakr­ebs, im Jahr 2008 folgte eine Bypass-OP, seitdem wurde er oft im Krankenhau­s behandelt.

Die Thronfolge ist gesichert. Akihitos ältester Sohn, Kronprinz Naruhito, wird das Amt übernehmen. Er vertritt seinen Vater bereits jetzt, wenn dieser aus gesundheit­lichen Gründen kürzertret­en muss. Neben dem Kronprinze­n hat der Kaiser noch einen Sohn und eine Tochter. Weil diese mit einem Bürgerlich­en verheirate­t ist, gehört sie nach geltendem Recht allerdings nicht mehr zur Kaiserfami­lie.

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Foto: dpa

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