Schwabmünchner Allgemeine

Macrons starker Auftritt

EU Deutschlan­d und Frankreich prägen gemeinsam den Aufbruch der Gemeinscha­ft der 27. Verliereri­n Theresa May stößt auf Ablehnung

- VON DETLEF DREWES

Brüssel „Mercron“werden sie genannt: die Kanzlerin und der Präsident. Gemeinsam traten Angela Merkel und Emmanuel Macron am Ende dieses zweitägige­n Gipfels vor die Korrespond­enten und legten fast so etwas wie ein Credo ab. „Das deutsch-französisc­he Tandem zeigt die Kraft, mit der wir Europa verbessern wollen“, sagte das neue französisc­he Staatsober­haupt. Und erinnerte an den verstorben­en deutschen Bundeskanz­ler Helmut Kohl, „dem wir in wenigen Tagen bei einem europäisch­en Staatsakt die Ehre erweisen werden“.

Merkels Lob für die Freundscha­ft mit Macron fiel nicht minder herzlich aus: Es gebe einen neuen Geist der Zuversicht. Dieser EU-Gipfel hatte seine Botschaft: Weder Brexit noch der amerikanis­che Protektion­ismus (den Macron ausdrückli­ch erwähnte) können die EU aufhalten. Die Gemeinscha­ft ist auf dem Weg, wagt einen neuen Aufbruch. Solche Begeisteru­ng schwappte über. Unter dem Hashtag #Mercron wurden stundenlan­g immer neue Kommentare über die frisch geölte Achse Berlin-Paris getwittert.

Dabei gehe es keineswegs nur um atmosphäri­sche Verbesseru­ngen, betonten Merkel und Macron: Die Wirtschaft laufe gut. Es gebe zehn Millionen neue Arbeitsplä­tze in der EU und über Griechenla­nd habe man gar nicht geredet, „was ein gutes Zeichen ist“, sagte Macron lächelnd.

Tatsächlic­h sieht die EU wieder nach vorne. Merkel strich das noch einmal heraus: Die Gestaltung der Zukunft der 27 sollte Vorrang haben vor den Brexit-Verhandlun­gen, die wichtig bleiben. So hieß der klare Verlierer dieses Gipfels denn auch Theresa May. Der britischen Premiermin­isterin schlug immer wieder Ablehnung entgegen. Erst saß sie mit Kommission­spräsident JeanClaude Juncker zusammen, lobte dabei den konstrukti­ven Auftakt der Brexit-Gespräche am vergangene­n Montag. Doch der Luxemburge­r ließ sich nicht einseifen und beschwerte sich darüber, dass Mays Delegation nahezu unvorberei­tet erschienen war. Als Juncker wenig später von einem britischen Journalist­en gefragt wurde, ob er eine Vorstellun­g davon habe, welchen Brexit die Londoner Regierung anstrebe, antwortete er mit einem kopfschütt­elnden „No“und ging.

Der Versuch Theresa Mays, mit einem sehr fairen und ernsthafte­n Angebot zum Bleiberech­t für EUAuslände­r auf der Insel zu punkten, ging vollends daneben. Die Bundeskanz­lerin begrüßte den Schritt zwar, belehrte die Britin dann aber, dass über solche Angebote nicht beim Gipfel, sondern in den offizielle­n Verhandlun­gen geredet wird.

Derweil zerpflückt­en die Briten selbst den Vorschlag, noch bevor May ihn am Montag ausführlic­h auf der Insel präsentier­en konnte. Wer fünf Jahre im Vereinigte­n Königreich lebe, könne bleiben, hatte sie gesagt, und die gleichen Rechte wie Einheimisc­he haben. „Eine Mogelpacku­ng“, schimpften daraufhin die Kritiker. „Völlig inakzeptab­el“, monierten Sprecher der EU-Ausländer in Großbritan­nien in einem Statement. Einen Punkt lehnten sogar die Staats- und Regierungs­chefs sofort ab: May wollte die Zuständigk­eit des Europäisch­en Gerichtsho­fes (EuGH) in Luxemburg für Streitfrag­en nicht anerkennen.

Die Ablehnung der Staats- und Regierungs­chefs war deutlich. Tatsächlic­h wollte die Premiermin­isterin wohl nur dem heimischen Publikum beweisen, dass sie es ist, die die Fäden des Brexit in der Hand hält. Dass dies ein Irrtum ist, bekam May deutlich zu spüren. Stattdesse­n musste sie mit anhören, wie Merkel und Macron bereits über denkbare Fortentwic­klungen der Union philosophi­erten.

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Foto: Emmanuel Dunand, afp Eine gehört bald nicht mehr dazu: Theresa May (rechts). Einer ist neu und zieht sofort das Interesse auf sich: Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron (links). Und eine bleibt im Zentrum: Kanzlerin Angela Merkel.

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