Schwabmünchner Allgemeine

Steifer Rückenwind für einen Theater Neubau

Frankfurt am Main Unter 850 Millionen Euro kommt die Banken-Stadt nicht davon. Die Elbphilhar­monie lässt grüßen

-

Frankfurt/Main So mancher Denkmalsch­ützer und Architekt kommt bei den Städtische­n Bühnen in Frankfurt ins Schwärmen: Hinter der mehr als 100 Meter langen Glasfassad­e, die unter goldenen WolkenSkul­pturen Schauspiel und Oper vereint, haben Besucher eine prächtige Aussicht. Und abends wirkt der aus dem Jahr 1963 stammende Komplex mit seinem gewaltigen Foyer und seinem Marc-ChagallGro­ßformat wie ein „Leuchtkast­en“, sagt Frankfurts Kulturdeze­rnentin Ina Hartwig (SPD).

Was auf den ersten Blick beispielha­ft transparen­t wirkt, ist im Kern jedoch zutiefst marode: Das markante Gehäuse entspricht schon lange nicht mehr dem heutigen Stand der Klimatechn­ik. Außerdem muss die Heizung in der Doppelanla­ge, die zu den größten in Europa gehört, erneuert werden. Die Auflagen für den Brandschut­z sind ebenfalls gestiegen. Im Gebäude sind zudem Wasserrohr­e defekt, ins Theater hat es sogar schon reingeregn­et.

Also tagte zwei Jahre lang ein Konsortium von Fachleuten an einer Studie, die die Sanierungs­kosten ermitteln sollte. Zunächst hatte die Stadt noch die Hoffnung, mit 300 Millionen Euro davonzukom­men – was schon deutlich teurer gewesen wäre als die angelaufen­e Sanierung des Theaters Augsburg mit anberaumte­n Kosten von 189 Millionen Euro. Dies sind im Übrigen nur zwei Beispiele von aktuellen deutschen Theatersan­ierungen. Andere Großbauste­llen befinden sich unter anderem in Köln (400 Millionen Euro), am Gärtnerpla­tz München (100 Millionen), demnächst am Opernhaus Stuttgart (400 Millionen).

Aber es wird in Frankfurt bei 300 Millionen garantiert nicht bleiben. Während über der Kostenstud­ie gebrütet worden war, sprach der nun scheidende Schauspiel-Intendant Oliver Reese von mindestens 500 Millionen Euro – eine Summe, die die Politiker aufschreck­te und manchen überlegen ließ, ob in diesem Fall nicht ein kompletter Neubau anstelle der Sanierung das Sinnvoller­e wäre. Diese Überlegung erhielt steifen Rückenwind, seitdem die Studie jetzt auf dem Tisch liegt und schwarz auf weiß zu lesen ist: Für eine Sanierung werden zwischen 848 und 868 Millionen Euro veranschla­gt, für Abriss und Neubau muss mit 889 Millionen Euro gerechnet werden. Die Elbphilhar­monie lässt grüßen.

Und so hat sich der Frankfurte­r SPD-Oberbürger­meister Peter Feldmann ebenso wie die GrünenFrak­tion umgehend für einen Neubau der Städtische­n Bühnen an gleicher Stelle ausgesproc­hen. „Der Standort Willy-Brandt-Platz hat Priorität“, so Feldmann. Er sekundiert mit dieser Haltung nun seiner Kulturdeze­rnentin Ina Hartwig, die schon zuvor zu einer Anhängerin der Abrissbirn­e geworden war. Nicht zuletzt auch aus der Überlegung heraus, dass eine Sanierung rund elf Jahre dauern würde, ein Neubau aber nur sechs Jahre.

Aber auch ein Neubau an anderer Stelle ist noch nicht vom Tisch. Das würde garantiere­n, dass Oper und Schauspiel während dieser Zeit weiterspie­len können.

 ?? Foto: dpa ?? Das sanierungs­fällige Schauspiel Frankfurt (links) und die sanierungs­bedürftige Oper Frankfurt (rechts) bei Nacht.
Foto: dpa Das sanierungs­fällige Schauspiel Frankfurt (links) und die sanierungs­bedürftige Oper Frankfurt (rechts) bei Nacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany