So viel kostet eine Wohnung in Augsburg
Untersuchung Die Preise gehen laut Immobilienverband IVD weiter steil nach oben. Aus Sicht der Makler hat das vor allem zwei Gründe. Was überrascht: Die Mieten ziehen etwas langsamer nach
Die Lage auf dem Augsburger Immobilienmarkt bleibt weiterhin angespannt, ohne dass eine Trendwende in Sicht ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Immobilienverbandes IVD. Zwischen Herbst 2016 und Frühjahr 2017 ging der Quadratmeterpreis für einen EigentumswohnungsNeubau (guter Wohnwert) um vier Prozent auf jetzt 4130 Euro nach oben. Noch drastischer fällt der Fünf-Jahres-Vergleich aus: Beim Kaufpreis von Bestands-Eigentumswohnungen gab es einen Sprung um knapp 60 Prozent, so der IVD, der Zahlen von hiesigen Maklern auswertet. Auch bei den Mieten gab es einen ähnlichen Trend, wenn auch in schwächerer Form.
Neben dem Zuzug – in Augsburg zogen in den vergangenen Jahren jeweils um die 5000 Bürger neu zu – macht der IVD die Nähe zu München für den Preisanstieg verant- „Der überkochende Markt dort mach sich bemerkbar“, so Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts.
Dies gilt auch für die Mieten. Die im IVD organisierten Makler in Augsburg sehen momentan bei einer Bestands-Mietwohnung mit mittlerem Wohnwert um die 8,30 Euro pro Quadratmeter als realistisch an – vor vier Jahren waren es noch 6,80 Euro. Bezogen ist das auf Neuvermietungen, die häufig auch für Mieterhöhungen genutzt werden.
Zu bestehenden Mietverhältnissen gibt es in Augsburg noch keine Zahlen – allerdings liegt die Stadt mit der Erstellung ihres offiziellen Mietspiegels, der für jede Lage und Ausstattung einer Wohnung ermittelt, wie hoch eine angemessene Miete ist, in den letzten Zügen. Möglicherweise werden noch vor der Sommerpause Zahlen bekannt.
„Auch wenn es Mieter nicht glauben: Die Mieten steigen langsamer als die Kaufpreise“, so Florian Schreck, IVD-Vorstandsmitglied und Makler in Augsburg. Gleichwohl gehen die Zahlen aber auch hier klar nach oben. Nach Schrecks Zahlen sind um die 10,40 Euro pro Quadratmeter für eine nagelneue Mietwohnung bei Erstbezug fällig – vor drei Jahren galten die zehn Euro noch als Schallgrenze. Bei allen Preisen handle es sich um Durchschnittswerte übers ganze Stadtgebiet gerechnet, so Schreck. „Es kann also im konkreten Fall noch oben oder unten gehen.“
Angesichts des Mangels an Wohnungen beobachtet der IVD, dass beim Kauf inzwischen auch Wohnungen in den Fokus von Käufern geraten, die früher nicht so einfach zu verkaufen waren. Anders als vor einigen Jahren fänden auch Wohnungen in nicht so guter Lage und mit einfacherer Ausstattung schnell einen Käufer. Ein Beispiel sei Hochzoll: Während Hochzoll-Süd schon immer recht beliebt gewesen sei, gingen inzwischen auch Wohnunwortlich. gen in Hochzoll-Nord besser weg. Im vergangenen Jahr wurden laut Statistischem Landesamt in Augsburg 1205 Wohnungen fertiggestellt. Das gilt angesichts des Bevölkerungszuwachses als zu wenig. Immerhin stieg die Zahl der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas an – das bedeutet, dass in den kommenden Jahren wieder mehr Wohnungen auf den Markt kommen werden. Auch eine am vergangenen Donnerstag in Berlin vorgestellte Studie des PrognosInstituts im Auftrag eines Verbände-Bündnisses für mehr Wohnungsbau (u.a. Bauwirtschaft und Mieterbund) sieht Augsburg mit 34 anderen Städten und Kreisen als „sehr angespannten Wohnungsmarkt“. Übertroffen wird das nur noch von sieben Metropolen wie Berlin und München.
Die Stadt will mit ihrer „Wohnraumoffensive“gegensteuern, wobei das Konzept, das auch die Ausweisung neuer Baugebiete vorsieht, noch ins Laufen kommen muss. Auf konkrete Schritte wartet man bisher vergebens. Baureferent Gerd Merkle (CSU) stellte als einen Baustein zuletzt Überlegungen für ein Programm vor, das in Siedlergebieten wie Bärenkeller, Hammerschmiede oder Firnhaberau eine Nachverdichtung ermöglichen soll. Die dortigen eher kleinen Häuser stehen teils auf sehr großen Grundstücken.
Das Stadtplanungsamt arbeitet momentan an einem Musterbuch, in dem festgelegt ist, welche Anbauten wie möglich sind. Ein Problem ist, dass die Siedlerhäuser meist nur ein Vollgeschoss haben und man im ersten Stock schon unter dem Dach lebt. Eine Überlegung ist, auch flachere Dächer zu erlauben, um mehr Raum im ersten Stock zu gewinnen. Eine Doppelbebauung von Grundstücken müsse – sofern von den Siedlergemeinschaften gewünscht – jeweils mit einem Bebauungsplan geregelt werden, so Merkle. „Kein Gebiet schaut aus wie ein anderes.“