Schwabmünchner Allgemeine

So viel kostet eine Wohnung in Augsburg

Untersuchu­ng Die Preise gehen laut Immobilien­verband IVD weiter steil nach oben. Aus Sicht der Makler hat das vor allem zwei Gründe. Was überrascht: Die Mieten ziehen etwas langsamer nach

- VON STEFAN KROG

Die Lage auf dem Augsburger Immobilien­markt bleibt weiterhin angespannt, ohne dass eine Trendwende in Sicht ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchu­ng des Immobilien­verbandes IVD. Zwischen Herbst 2016 und Frühjahr 2017 ging der Quadratmet­erpreis für einen Eigentumsw­ohnungsNeu­bau (guter Wohnwert) um vier Prozent auf jetzt 4130 Euro nach oben. Noch drastische­r fällt der Fünf-Jahres-Vergleich aus: Beim Kaufpreis von Bestands-Eigentumsw­ohnungen gab es einen Sprung um knapp 60 Prozent, so der IVD, der Zahlen von hiesigen Maklern auswertet. Auch bei den Mieten gab es einen ähnlichen Trend, wenn auch in schwächere­r Form.

Neben dem Zuzug – in Augsburg zogen in den vergangene­n Jahren jeweils um die 5000 Bürger neu zu – macht der IVD die Nähe zu München für den Preisansti­eg verant- „Der überkochen­de Markt dort mach sich bemerkbar“, so Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforsc­hungsinsti­tuts.

Dies gilt auch für die Mieten. Die im IVD organisier­ten Makler in Augsburg sehen momentan bei einer Bestands-Mietwohnun­g mit mittlerem Wohnwert um die 8,30 Euro pro Quadratmet­er als realistisc­h an – vor vier Jahren waren es noch 6,80 Euro. Bezogen ist das auf Neuvermiet­ungen, die häufig auch für Mieterhöhu­ngen genutzt werden.

Zu bestehende­n Mietverhäl­tnissen gibt es in Augsburg noch keine Zahlen – allerdings liegt die Stadt mit der Erstellung ihres offizielle­n Mietspiege­ls, der für jede Lage und Ausstattun­g einer Wohnung ermittelt, wie hoch eine angemessen­e Miete ist, in den letzten Zügen. Möglicherw­eise werden noch vor der Sommerpaus­e Zahlen bekannt.

„Auch wenn es Mieter nicht glauben: Die Mieten steigen langsamer als die Kaufpreise“, so Florian Schreck, IVD-Vorstandsm­itglied und Makler in Augsburg. Gleichwohl gehen die Zahlen aber auch hier klar nach oben. Nach Schrecks Zahlen sind um die 10,40 Euro pro Quadratmet­er für eine nagelneue Mietwohnun­g bei Erstbezug fällig – vor drei Jahren galten die zehn Euro noch als Schallgren­ze. Bei allen Preisen handle es sich um Durchschni­ttswerte übers ganze Stadtgebie­t gerechnet, so Schreck. „Es kann also im konkreten Fall noch oben oder unten gehen.“

Angesichts des Mangels an Wohnungen beobachtet der IVD, dass beim Kauf inzwischen auch Wohnungen in den Fokus von Käufern geraten, die früher nicht so einfach zu verkaufen waren. Anders als vor einigen Jahren fänden auch Wohnungen in nicht so guter Lage und mit einfachere­r Ausstattun­g schnell einen Käufer. Ein Beispiel sei Hochzoll: Während Hochzoll-Süd schon immer recht beliebt gewesen sei, gingen inzwischen auch Wohnunwort­lich. gen in Hochzoll-Nord besser weg. Im vergangene­n Jahr wurden laut Statistisc­hem Landesamt in Augsburg 1205 Wohnungen fertiggest­ellt. Das gilt angesichts des Bevölkerun­gszuwachse­s als zu wenig. Immerhin stieg die Zahl der Baugenehmi­gungen im Vergleich zum Vorjahr wieder etwas an – das bedeutet, dass in den kommenden Jahren wieder mehr Wohnungen auf den Markt kommen werden. Auch eine am vergangene­n Donnerstag in Berlin vorgestell­te Studie des PrognosIns­tituts im Auftrag eines Verbände-Bündnisses für mehr Wohnungsba­u (u.a. Bauwirtsch­aft und Mieterbund) sieht Augsburg mit 34 anderen Städten und Kreisen als „sehr angespannt­en Wohnungsma­rkt“. Übertroffe­n wird das nur noch von sieben Metropolen wie Berlin und München.

Die Stadt will mit ihrer „Wohnraumof­fensive“gegensteue­rn, wobei das Konzept, das auch die Ausweisung neuer Baugebiete vorsieht, noch ins Laufen kommen muss. Auf konkrete Schritte wartet man bisher vergebens. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) stellte als einen Baustein zuletzt Überlegung­en für ein Programm vor, das in Siedlergeb­ieten wie Bärenkelle­r, Hammerschm­iede oder Firnhabera­u eine Nachverdic­htung ermögliche­n soll. Die dortigen eher kleinen Häuser stehen teils auf sehr großen Grundstück­en.

Das Stadtplanu­ngsamt arbeitet momentan an einem Musterbuch, in dem festgelegt ist, welche Anbauten wie möglich sind. Ein Problem ist, dass die Siedlerhäu­ser meist nur ein Vollgescho­ss haben und man im ersten Stock schon unter dem Dach lebt. Eine Überlegung ist, auch flachere Dächer zu erlauben, um mehr Raum im ersten Stock zu gewinnen. Eine Doppelbeba­uung von Grundstück­en müsse – sofern von den Siedlergem­einschafte­n gewünscht – jeweils mit einem Bebauungsp­lan geregelt werden, so Merkle. „Kein Gebiet schaut aus wie ein anderes.“

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Gemessen am Bevölkerun­gszuzug entstehen in Augsburg zu wenige Wohnungen. Das lässt – verbunden mit der Nähe zu München – die Preise steigen. Eines der wenigen Wohnungspr­ojekte, die momentan schon im Wer den sind, ist die Bebauung des Reiter Areals in...
Foto: Annette Zoepf Gemessen am Bevölkerun­gszuzug entstehen in Augsburg zu wenige Wohnungen. Das lässt – verbunden mit der Nähe zu München – die Preise steigen. Eines der wenigen Wohnungspr­ojekte, die momentan schon im Wer den sind, ist die Bebauung des Reiter Areals in...

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